Mit dem aktuellen Zinsschritt hat die SNB - ähnlich wie andere führende Notenbanken - das Tempo etwas gedrosselt. Im September hatte die Notenbank die Zinsen noch um 0,75 Prozentpunkte erhöht. Damit setzte sie seinerzeit auch der annähernd achtjährigen Ära an Negativzinsen ein Ende.
Der aktuelle Zinszyklus ist damit aber noch nicht beendet, wie die Währungshüter klar machten. Denn der Inflationsdruck dürfte auch weiterhin hoch bleiben und vor allem mögliche Zweitrundeneffekte, wie etwa steigende Lohnkosten, bereiten dem SNB-Chef Thomas Jordan und den Direktoriumsmitgliedern Kopfschmerzen.
Vor diesem Hintergrund sehen sie denn auch die Leitzinsen als das bevorzugte Instrument, um "dem erhöhten Inflationsdruck und einer weiteren Verbreiterung der Teuerung" entgegenzuwirken, wie sie am Donnerstag erklärten. Das zweite Instrument bleiben Devisenmarktinterventionen.
Erfreuliche Entwicklung
Jordan wertet die zuletzt leicht rückläufige Teuerung zwar als "erfreulich". Entwarnung wolle er jedoch nicht geben.
"Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten", betonte der SNB-Chef an der geldpolitischen Lagebeurteilung.
Wie stark die SNB im kommenden Jahr die Zinsen dann am Ende noch anheben wird, darüber sind sich Ökonomen aber uneinig. So halten zahlreiche Experten einen Spitzen-Zinssatz von bis zu 1,5 Prozent für möglich. Einzelne Stimmen meinen dagegen, die SNB habe ihr Zinshoch erreicht.
Keine Rezession
Während die Zinserhöhungen anderer Notenbanken wie etwa des amerikanischen Fed die Diskussionen um eine mögliche Rezession im kommenden Jahr befeuern, macht sich Jordan für die Schweiz darum keine Sorgen.
Laut SNB-Projektion dürfte das Schweizer Wirtschaftswachstum 2023 bei 0,5 Prozent liegen. "Das ist ein tiefes Wachstum, aber eine Rezession erwarten wir nicht."
In puncto Inflation dürfte die Schweiz zwar im Vergleich zum Ausland eine Insel der Glückseligen bleiben, mit 2,4 Prozent dürfte sie laut SNB-Prognose 2023 aber weiterhin über ihrem Zielband von 0-2 Prozent liegen. Erst 2024 könnte sie mit 1,8 Prozent wieder innerhalb der angepeilten Spanne sein.
Starker Franken als Inflationsschutz
Neben Zinserhöhungen spielt der anhaltend starke Franken den Währungshütern zu. In ihrem anhaltende Kampf gegen die erhöhte Teuerung bleibt sie denn auch am Devisenmarkt aktiv.
Die Notenbank habe in den letzten Monaten Devisen verkauft, sagte Jordan. Damit wirkt sie einer Abwertung des Schweizer Franken entgegen. Der Hintergrund: Ein aufwertender Schweizer Franken hilft, weniger Inflation aus dem Ausland zu importieren. Ein stärkerer Franken kommt der SNB daher nicht ungelegen.
Vor dem Wechsel des Zinsregimes hatte die SNB noch jahrelang Fremdwährungen gekauft - zur Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Franken. Seither sitzt sie auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven.
hr/rw