Vor kurzem veröffentlichte Morningstar den Fund Family 100 Report (Ausgabe 2022), einen Vergleich der 100 größten Asset Manager und ihrer in Europa zum Vertrieb zugelassenen Fonds.
Im Rahmen des Morningstar Analyst Rating untersuchte das Manager Research Team u.a. folgende Kriterien:
- Die Betriebszugehörigkeit der Manager eines jeden Fonds, den die Unternehmen zum Vertrieb in Europa zugelassen haben.
- Die Qualität der Fondspalette jedes Unternehmens, einschließlich jener Fonds mit Anteilsklassen, die ein Morningstar Medalist Rating (Gold, Silber oder Bronze) haben.
- Die Aufteilung der Kundenvermögen (AuM), die jedes Unternehmen in den verschiedenen Anlageklassen verwaltet.
- Die Aufteilung der AUM auf aktive und passive Strategien.
- Die Stabilität der Fondsfamilie (aufgelegte und aufgelöste Fonds).
- Die Gebühren jeder Fondsgesellschaft und wie sie damit im Vergleich den 100 größten abschneiden.
- Der Prozentsatz der Fonds mit hohen und überdurchschnittlichen Morningstar Sustainability Ratings.
Die Analysten von Morningstar sind der Meinung, dass die Fondsgesellschaft (Parent) ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung von Fonds ist. Wenn sie Fondsfamilien bewerten, ist es ihr Ziel herauszufinden, welche Fondsgesellschaften eine echte Kultur der Verantwortung pflegen und welche zu stark auf den Absatz und die kurzfristige Gewinnmaximierung auf Kosten der langfristigen Interessen der Anleger ausgerichtet sind.
"Die stärksten Unternehmenskulturen zeichnen sich durch eine klare Mission aus, die die Anleger an die erste Stelle setzt und gleichzeitig Fachleute für sich gewinnen und an sich binden kann, um dieses Ziel umzusetzen ", so die Analysten. "Wir prüfen außerdem, ob die finanziellen Interessen der Portfoliomanager mit denen der Anleger übereinstimmen und wie die Preispolitik einer Fondsgesellschaft aussieht. Niedrige Gebühren erhöhen die Chancen der Anleger auf einen langfristigen Erfolg erheblich.“
In seinem Bericht vergleicht Morningstar die 100 größten Fondsfamilien in Europa, gemessen am verwalteten Vermögen ihrer aktiven und börsengehandelten Fonds, die europaweit zum Vertrieb zugelassen sind. Wo es angebracht war, wurden die Fondsgesellschaften in der Liste in eine Rangfolge gebracht. Alle Ranglisten wurden vom besten hin zum schlechtesten Wert sortiert und basieren auf den neuesten verfügbaren Daten vom 23. August 2022.
Wo sind die Großen?
Unter den fünf größten Fondsfamilien betreut iShares, die Indexsparte von BlackRock, das meiste Kundenvermögen, BlackRock steht an zweiter Stelle. Zusammen verwaltet die Gruppe mehr als EUR 1 Billion und erhält ein überdurchschnittliches Parent Rating.
"BlackRock ist nicht in allem der Beste, aber das Unternehmen hat erkannt, dass es seinen Aktionären am besten dient, wenn es seine treuhänderische Pflicht erfüllt", sagte Dan Culloton, Director of Manager Research in den USA.
Amundi ist der drittgrößte Asset Manager in Europa. Nach der Übernahme von Lyxor verwaltet die französische Fondsgesellschaft nun fast 44% des Kundenvermögens in passiven Strategien. Ihr Parent Rating: "Durchschnittlich".
"Amundi stärkt sein Standbein bei passiven sowie bei ökologischen, sozialen und Governance Investments, aber das Unternehmen ist mit Herausforderungen im operativen Betrieb und im Bereich Stewardship konfrontiert", sagt Mara Dobrescu, Global Asset Class Leader bei Morningstar.
Top-Gesellschaften nach Morningstar Medalist-Anlageklassen
Von den 20 Unternehmen mit dem höchsten Anteil an Anlageklassen mit Morningstar Medalist Rating erhalten 17 ein Parent Pillar Rating von „Überdurchschnittlich“ oder „Hoch“. Die Bestnote "Hoch" bekamen Vanguard, T. Rowe Price, Capital Group und Dimensional.
Wie im Vorjahr weisen Fundsmith und First Sentier Investors weiterhin die höchste Anzahl an Anteilsklassen mit einem Morningstar Analyst Rating von Gold, Silber oder Bronze auf.
Morningstar erweiterte seine Analysen um das Morningstar Quantitative Rating, das ist eine algorithmische Version des Analyst Ratings.
Von Unternehmen mit dem höchsten Prozentsatz an Morningstar Analyst und Quantitative Ratings in Gold, Silber oder Bronze erhielten sechs der zehn am besten platzierten ein Parent Pillar Rating von „Überdurchschnittlich“ oder „Hoch“. Vanguard erhält das Parent Rating „Hoch“ für sein anlegerorientiertes Ethos, seine zuverlässigen Strategien und die Demokratisierung der Beratung.
Top- Gesellschaften nach Betriebszugehörigkeit der Manager
Die Betriebszugehörigkeitder Portfoliomanager ist ein Maß für die Stabilität des Managementteams. In Verbindung mit einem hohen Grad an Transparenz (definiert durch eine Offenlegungsquote der Fondsmanagement-Teams von über 95%) führt Artemis die Liste mit einem überdurchschnittlichen Parent Rating an. Andere positiv bewertete Fondsgesellschaften, die sich durch Stabilität und ein ausgezeichnetes Offenlegungsniveau auszeichnen, sind MFS, Jupiter, Ninety One, Comgest und Neuberger Berman.
"Seit 2010 befindet sich Artemis im gemeinsamen Besitz von aktuell beschäftigten Mitarbeitern, darunter mehrere Portfoliomanager, und der in den USA ansässigen Affiliated Managers Group. Die Manager verfügen über ein hohes Maß an Investmenterfahrung und sie sind alle –zum Teil in großem Umfang - in ihren Fonds investiert. Darüber hinaus ist die Stabilität der Investmentteams in Folge der Eigentümerstruktur des Unternehmens hoch", so die Analysten von Morningstar.
Top- Gesellschaften nach Morningstar Sustainability Ratings
Das Morningstar Sustainability Rating - auch "Globe Rating" genannt - ist ein quantitatives Maß für die wesentlichen finanziellen Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken eines Portfolios im Vergleich zu den Mitbewerbern in einer Morningstar-Kategorie.
Unter den 20 führenden Unternehmen mit den höchsten Anteilen an Fonds mit vier oder fünf Globen befinden sich drei positiv bewertete Parents: Comgest, Fundsmith und Robeco. Sie weisen eine starke ESG-Bilanz auf, die mit Hilfe der Positionen gemessen wird, die ein Morningstar Sustainability Rating und ein Morningstar ESG Commitment Level der Stufe „Leader“ haben.
„Bei Robeco ist ESG in alle Anlageklassen integriert, was das starke Engagement des Unternehmens für nachhaltige Anlagen beispielhaft zeigt. Das Unternehmen verwendet seine eigenen Kennzahlen und Modelle für Nachhaltigkeit, die durch den Input und die Instrumente mehrerer externer Anbieter ergänzt werden. Die Konzerngesellschaft RobecoSAM ist die Hauptquelle für das hauseigene ESG-Research der Gruppe. Das ESG-Research wird von den Portfoliomanagern und Analysten genutzt, die eng mit den Nachhaltigkeitsexperten des Unternehmens zusammenarbeiten. Robeco hat zudem einen gut strukturierten Prozess für das Engagement und den Dialog mit den Portfoliounternehmen. Das erklärt, warum Robeco in seiner Fondspalette eine relativ hohe Konzentration von Fonds mit vier und fünf Globen hat", sagt Jeffrey Schumacher, Director of Manager Research EMEA.
Und schließlich befinden sich unter den 20 führenden Unternehmen mit dem größten Anteil an Artikel 8- oder Artikel 9-Fonds vier Fondsgesellschaften, die ein ESG-Engagement der Stufen „Advanced“ (AllianceBernstein, Candriam und NN IP) oder „Leader“ (Robeco) aufweisen.