Berliner Fintech "pausiert" Bitcoin-Konten

Die Berliner Nuri-Bank, Partner der US-Plattform Celsius, friert Auszahlungen ein. Coinbase kündigt die Entlassung von einem Fünftel der Belegschaft an. Derweil rauschen die Kryptowährungen weiter südwärts. 

Antje Schiffler 14.06.2022
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Bitcoin

Es sieht nicht gut aus am Krypto-Markt. Nachdem die US-Plattform Celsius gestern Auszahlungen gesperrt hatte, folgte wenige Stunden später der deutsche Partner Nuri-Bank. „Unser Partner Celsius Network hat bekannt gegeben, derzeit alle Auszahlungen zu pausieren. Das betrifft auch das Nuri Bitcoin Ertragskonto“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. 

Das Bitcoin Ertragskonto lockt mit der Versprechung von bis zu 3% Ertrag auf die Bitcoins des Kunden bei wöchentlicher Auszahlung - ein mickrig anmutender Satz angesichts der Möglichkeit des Totalverlustes. „Unsere Partnerschaft mit Celsius Network verschafft dir Zugang zu Ertragsraten, die du mit einem Old-School-Bankkonto nicht erreichen könntest“, wirbt das Berliner Fintech-Unternehmen.

Laut Finanz-Szene funktioniert das Modell so, dass Nuri das Krypto-Vermögen der Kunden an das Celsius Network weiterreicht. Celsius wiederum verleiht die Bitcoins der Nuri-Anleger gegen Zins an andere Anleger.

Dass die Anleger zurzeit nicht an ihre Bitcoins herankommen, solle aber nicht heißen, dass sich die Erträge nicht weiter anhäufen. Diese, so Nuri-Bank, werden weiter angerechnet. Nur halt mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass der Zugriff erst möglich ist, "sobald diese Maßnahmen aufgehoben werden". 

Kryptowährungen setzen Talfahrt fort

Ob die Kunden überhaupt noch Lust haben, ihren Kontostand zu betrachten, ist ohnehin fraglich. Denn der Fall am Kryptomarkt setzt sich ungemindert fort. Der aktuelle Tagesverlust (Stand 12.30 Uhr) liegt bei rund 2,5%, der Bitcoin liegt bei rund 22.575 USD. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs in etwa halbiert. 

Nach Einschätzung von Prof. Dr. Philipp Sandner, Leiter des Frankfurt School Blockchain Center, wackelt das ganze Geschäftsmodell von Celsius, was nun halt den Kursverfall auslöste. 

Eingesetzt hat die Talfahrt aber bereits im Mai mit den Problemen bei Terra/Luna. "Vor einigen Wochen wurde das unsolide Geschäftsmodell von Terra/Luna entlarvt, was Anfang Mai zu einem größeren Kursrutsch führte, infolge dessen auch der Bitcoin einbrach", so Sandner. "Die ersten Kurseinbrüche sorgten für Liquidationen bei Investoren, die mit Hebel gekauft hatten. Passiert dies, beschleunigt sich der Abstieg. Generell war der Krypto-Bereich stark gehebelt, so dass derzeit die 'Luft herausgelassen' wird", so Sandner. 

Andere Kryptowährungen brachen durchaus stärker ein als der Bitcoin und das Desaster machte auch nicht halt vor Technologie- und IT-Aktien sowie ETF. Getrieben wird dies zusätzlich durch die restriktivere Geldpolitik der Notenbanken. "Analog zu Aktien kommen auch Crypto Assets als Vermögenswerte unter Druck", so Sandner. 

James Butterfill, Head of Research bei CoinShares, blickt sogar ausschließlich auf die Geldpolitik als Erklärung für die jüngsten Abflüsse. "In Erwartung einer restriktiven Geldpolitik bleiben die Ströme bei digitalen Anlageprodukten unruhig, wobei in der vergangenen Woche täglich 102 Mio. USD abgeflossen sind. Was Bitcoin in den letzten sechs Monaten in einen "Krypto-Winter" getrieben hat, lässt sich im Großen und Ganzen als direkte Folge der zunehmend restriktiven Rhetorik der US-Notenbank erklären", schreibt Butterfill am Dienstagmorgen. 

 

Coinbase entlässt in großem Stil

Der US-Plattformbetreiber Coinbase (1QZ) plant indes, 18% der Belegschaft zu entlassen. Dies kündigte Coinbase-Chef Brian Armstrong am Dienstagnachmittag an. Er begründete dies mit der Wahrscheinlichkeit einer Rezession und einem daraus resultierenden "Krypto-Winter".

"Es scheint, dass wir nach einem mehr als 10-jährigen Wirtschaftsboom in eine Rezession eintreten. Eine Rezession könnte zu einem weiteren Krypto-Winter führen, der über einen längeren Zeitraum andauern könnte", teilte er den Mitarbeitern in einem Memo mit.

"Da wir in dieser höchst unsicheren Zeit operieren [...], wollen wir sicherstellen, dass wir einen längeren Abschwung erfolgreich durchlaufen können. Unser Team ist sehr schnell gewachsen (>4x in den letzten 18 Monaten) und unsere Personalkosten sind zu hoch, um diesen unsicheren Markt effektiv zu bewältigen. Die Maßnahmen, die wir heute ergreifen, werden es uns ermöglichen, diese Periode zuversichtlicher zu bewältigen, selbst wenn sie sich stark verlängern sollte." Die betroffenen Mitarbeiter wurden sofort aus den internen Systemen des Unternehmens ausgesperrt.

STICHWÖRTER
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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.