Einige Anleger übersehen das Wort "börsengehandelt“ bei den "börsengehandelten Fonds" (exchange-traded fund, ETF) und verstehen oder schätzen nicht wirklich, was Investition in einen Fonds, der wie eine Aktie gehandelt wird, ausmachen.
Natürlich sind nicht alle ETFs gleich geschaffen, und auch nicht alle Marktgegebenheiten. Wir haben in den vergangenen Jahren schon einige Unregelmäßigkeiten unterschiedlichen Ausmaßes erlebt. Man denke an den „Flash Crash“ im Jahr 2010 und dem Kursrutsch am 24. August 2015. Diese Ereignisse rufen schmerzhaft ins Gedächtnis, warum Anleger beim Einsatz von ETFs Vorsicht walten lassen sollten.
1) Verwenden Sie Limit-Orders
Wenn ich nur einen Tipp geben müsste, wäre es dieser: Verwenden Sie Limit-Orders beim Handel mit ETFs.
(Was ist eine Limit-Order? Laut der US SEC ist eine Limit-Order ein Auftrag zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers zu einem bestimmten Preis - oder besser. Eine Kauf-Limit-Order kann nur zum Limitpreis oder niedriger ausgeführt werden. Eine Verkaufs-Limit-Order kann indes nur zum Limitpreis oder höher ausgeführt werden.)
Anleger neigen aber dazu, Market Orders in Fällen zu verwenden, in denen Zeit von entscheidender Bedeutung und der Preis von untergeordneter Bedeutung ist.
(Was ist eine Market Order? Wie die US SEC erklärt, ist eine Market Order ein Auftrag zum sofortigen Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers. Diese Art von Order garantiert, dass sie ausgeführt wird, garantiert jedoch nicht den Ausführungspreis. Market Orders werden im Allgemeinen zum oder in der Nähe des aktuellen Geldkurses für einen Verkaufsauftrag oder des Briefkurses für einen Kaufauftrag ausgeführt.)
Anleger, die Market Orders verwenden, möchten ihre gesamte Order so schnell wie möglich ausführen. Bei sehr großen, sehr liquiden ETFs, die gleichzeitig mit ihren zugrunde liegenden Wertpapieren gehandelt werden, führen Market Orders wahrscheinlich zu einer schnellen Ausführung zu einem guten Preis. Viele ETFs sind jedoch kleiner und weniger liquide und werden möglicherweise nicht synchron mit den Wertpapieren gehandelt, aus denen sie zusammengesetzt sind.
In jedem Fall ist die Verwendung von Limit-Orders eine gute Praxis. Limit-Orders stellen aus Preissicht eine günstige Ausführung sicher. Was sind aber die potenziellen Kosten für Art der Order?
Zum einen kann es länger dauern, bis eine Limit-Order ausgeführt wird als eine Market-Order. Und zum anderen kann es sein, dass die Order möglicherweise nicht vollständig ausgeführt wird. Diese Kosten müssen gegen die Kosten abgewogen werden, die entstehen, wenn der Auftrag von einem opportunistischen Market Maker ausgenutzt wird, der versucht, Marktaufträge in wenig gehandelten ETFs abzugreifen.
2) Handeln Sie während der Marktöffnungszeiten
Wenn Sie mit einem ETF handeln, der in Wertpapiere investiert, die an Märkten außerhalb der EU, Kanadas oder der Vereinigten Staaten gehandelt werden, ist es am besten, den zugehörigen ETF zu handeln, wenn dessen Bestandteiile in ihrem Heimatmarkt aktiv gehandelt werden.
Während sich überschneidenden Handelszeiten ist es für Market Maker vergleichsweise einfach, den Preis des ETF im Einklang mit seinem Nettoinventarwert zu halten, da die Aktien im Portfolio weiterhin auf dem lokalen Markt gekauft und verkauft werden. Sobald lokale Märkte aber geschlossen sind, verlassen sich Market Maker auf die Schwankungen der offenen Märkte als Richtschnur für die Preisfestsetzung, ein von Natur aus weniger zuverlässiger Maßstab.
Natürlich ist es möglich, dass sich einige Märkte, die von ETFs nachgebildet werden, nicht mit Ihren lokalen Handelszeiten überschneiden können. Dies trifft zum Beispiel zu bei Japan-ETFs für US-Anleger. Beachten Sie in solchen Fällen Tipp 1, bevor Sie handeln.
3) Handeln Sie nicht kurz nach der Eröffnung – oder kurz vor Handelsschluss
Es ist am besten, ETFs nicht direkt nach der Eröffnungsglocke zu handeln: ETFs können morgens eine Weile brauchen, um „aufzuwachen“. Aus verschiedenen Gründen dauert es einige Zeit, bis alle Wertpapiere in ihren Portfolios gehandelt werden. Aber bevor nicht alle Bestandteile des ETF gehandelt werden, können Market Maker größere Spreads als Ausgleich für Preisunsicherheiten verlangen.
Zudem sollte der Handel mit ETFs vermieden werden, wenn sich die Schlussglocke nähert. Denn wenn sich der Markt gegen Ende des Tages abschwächt, ziehen sich viele Market Maker von den Märkten zurück, um ihr Risiko vor dem Handelsschluss zu begrenzen. An diesem Punkt weiten sich die Spreads ebenfalls tendenziell aus, da es weniger Akteure gibt, die aktiv Preise stellen.
Daher ist es sinnvoll, bis etwa 30 Minuten nach der Eröffnungsglocke zu warten, um einen ETF zu handeln, und ebenso den Handel während der halben Stunde vor dem Börsenschluss zu vermeiden.
4) Wenn Sie einen großen Trade planen, rufen Sie einen Freund an
Für Anleger, die einen "großen Trade" planen, ist es sinnvoll, die Hilfe eines Fachmanns in Anspruch zu nehmen. Es gibt allerdings keine feste Definition dafür, was als „großer Handel” gilt.
Aber eine allgemeine Faustregel dürfte sein: jeder Trade, der 20% des durchschnittlichen Tagesvolumens eines ETF oder mehr als 1% seines verwalteten Vermögens ausmacht, zählt als einer. In diesen Fällen können sich Anleger möglicherweise erhebliche Transaktionskosten sparen, wenn sie einige Zeit am Telefon mit einem Vertreter des Kapitalmarktteams des ETF-Anbieters und/oder einem Market Maker verbringen.
Ben Johnson, CFA, ist Director of Global Exchange Traded Fund Research bei Morningstar