Was ist Alpha?

Alpha ist eine gängige Methode zur Messung der Fondsperformance, aber kein perfekter Weg, um auf lange Sicht die Fähigkeiten eines Fondsmanagers zu beurteilen.

Marco Caprotti 01.04.2022
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Was ist Alpha? Es ist der erste Buchstabe des griechischen Alphabets, klar. In der Welt der Fonds steht Alpha darüber hinaus für Outperformance. Aber es ist viel mehr als das.

Das Glossar von Morningstar definiert Alpha als die "Effektivität" eines Fonds, die gemessen wird an der Differenz zwischen der tatsächlichen und der erwarteten Rendite. Der Schlüsselfaktor ist die Höhe des eingegangenen Risikos (Beta).

Laut Glossar wird Alpha als Bewertung für die Fähigkeiten des Managers betrachtet: "Alpha zeigt, wie gut ein Manager Aktien auswählen kann."

"Ein positives Alpha bedeutet, der Fonds hat besser abgeschnitten, als es sein Beta prognostiziert. Umgekehrt bedeutet ein negatives Alpha, dass der Fonds schlechter abgeschnitten hat, als sein Beta erwarten lässt."

Außerdem wird Alpha nach Gebühren gemessen, eine wichtige Kennzahl für Morningstar. Das bedeutet, dass der Fonds sowohl seine Kosten als auch seine Risiken schultern muss, um ein positives Alpha zu erzielen.

Alpha ist eng mit Beta, dem zweiten Buchstaben im griechischen Alphabet, verbunden. Beta misst die Volatilität einer Anlage im Verhältnis zu einem Index. Steigt der Index, sollte ein Fonds mit einem hohen Beta noch stärker zulegen. Umgekehrt sollte das Gleiche gelten.

 

Wie man Alpha berechnet

Ermitteln Sie zunächst, wie viel Rendite ein Fonds und sein Vergleichsindex (auf monatlicher Basis) im Vergleich zu einer garantiert risikofreien Anlage (etwa einer Staatsanleihe) gewonnen haben. Anschließend ermitteln Sie die erwartete Rendite des Investments, indem Sie das Beta des Fonds mit der Überschussrendite der Benchmark multiplizieren. Dreijährige Alpha- und Betadaten finden Sie auf der Morningstar-Website unter "Rating und Risiko" als Teil der "Moderne Portfoliostatistiken" - hier ein Beispiel. Sie werden normalerweise als Zahl, nicht als Prozentsatz angegeben.

 

Was Sie über Alpha wissen müssen

Ein höheres Beta (höheres Risiko im Vergleich zu einem Index) bedeutet nicht automatisch ein höheres Alpha (höhere Rendite für dieses Risiko). Ein Fonds mit hohem Beta kann ein negatives Alpha haben, wenn er eine höhere Hürde überwinden muss, um die Benchmark zu schlagen.

Nicht alle Alphas sind gleich. Die Differenz zwischen der tatsächlichen und der erwarteten Rendite eines Fonds ist sein Alpha. Ist das Alpha positiv, bedeutet das, der Fonds hat seine erwartete Rendite übertroffen. Auch wenn zwei Fonds die gleiche Rendite haben, kann ihr unterschiedliches Risikoniveau zu unterschiedlichen Alphas führen.

Alpha hängt vom Beta ab. Beide sind nur von begrenztem Nutzen, wenn ein Fonds keine hohe Korrelation zu seiner Benchmark hat. Dies würde die Alpha- und Beta-Zahlen unzuverlässig machen.

Alpha ist nicht zukunftsorientiert und seine Vorhersagekraft keineswegs garantiert. Das hohe Alpha eines Fonds kann auf das Talent des Managers zurückzuführen sein, es kann aber auch das Ergebnis einer gut getimten Aktienauswahl oder von Sektorwetten sein. So hat etwa im Jahr 2020 jeder Manager mit einer Gewichtung von Tesla sehr gut abgeschnitten, nachdem die Aktie um mehr als 700% gestiegen war.

Negatives Alpha ist nicht immer schlecht. Alpha unterscheidet nicht zwischen einer unterdurchschnittlichen Performance auf Grund einer schlechten Aktienauswahl und einer, die durch Gebühren verursacht wird. Indexfonds können beispielsweise aufgrund der Kosten ein negatives Alpha haben, auch wenn diese relativ niedrig sind. Trotzdem können die Fonds wertvolle Kernbausteine eines Portfolios sein.

 

Alpha und seine Macken

Sicherlich werden alle Anleger Fonds mit hohem Alpha suchen? Immerhin erzielen diese angesichts des Risikos, das sie eingehen, überdurchschnittliche Renditen.

Während das Beta durch die marktabhängigen Renditen erklärt werden kann, ist Alpha das unerklärliche Element, die dunkle Materie im Investmentuniversum. Aus diesem Grund zahlen Anleger gern höhere Gebühren für aktiv verwaltete Fonds, insbesondere für solche von "Star Managern".

Damit Alpha ein zuverlässiges Maß sein kann, muss es in enger Verbindung mit dem Beta betrachtet werden. Zudem ist Alpha ein stumpfes Maß, weil es nicht zwischen den Ursachen für eine unterdurchschnittliche Performance unterscheiden kann, seien es Gebühren oder mangelnde Fähigkeiten beim Management. Weil die Manager von Indexfonds keine Aktien auswählen, fügen sie weder viel Wert hinzu noch mindern sie ihn, und können bei einer Alpha-Messung schlecht abschneiden. In absoluten Zahlen kann ihre Leistung jedoch langfristig besser sein als die aktiver Manager.

Und schließlich ist Alpha ein kurzfristiges Maß, das sich im Laufe der Zeit ändern kann. Manager mit hohem Alpha können wie Genies aussehen – oder einfach Glück haben. Ein positives Alpha von heute kann sich schon morgen in ein negatives Alpha verwandeln.

 

STICHWÖRTER
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Über den Autor

Marco Caprotti

Marco Caprotti  ist Redakteur und Analyst bei Morningstar.