Warren Buffett ist letztes Jahr 90 Jahre alt geworden und ist trotz seines hohen Alters immer noch ein Vorbild für viele Investoren, ob alt oder jung.
Tonnenweise Bücher, Blogs und Artikel werden über den sogenannten Sage of Omaha und seine Investmentfähigkeiten veröffentlicht. Auch bei Morningstar gibt es viel Research zu Warren Buffett, was unter anderem daran liegt, dass wir die Aktie von Berkshire Hathaway analysieren (lesen Sie die Beiträge unseres Aktienanalysten Gregg Warren).
Wenn Sie nach den Grundlagen suchen, wie Warren Buffett investiert, ist die kürzeste Version, sich dieses Fernsehinterview aus dem Jahr 1985 anzusehen, unseres Wissens nach sein erstes, in dem er offen einige der wichtigsten Regeln und Prinzipien hinter seinem Erfolg beschreibt.
Buffett stützt sich auf eine relativ einfache Reihe von Regeln und Prinzipien. Schauen wir uns einige von ihnen an:
Die Sicherheitsmarge
Eine der wichtigsten Regeln, die Buffett regelmäßig zitiert, lautet: "Die erste Regel des Investierens [ist] Verliere kein Geld; und die zweite Regel ist: Vergiss die erste Regel nicht." Das ist im Grunde seine Definition von Risiko, nämlich der dauerhafte Verlust von Kapital.
Einfach gesagt: Wenn Ihre Investition 10 % verliert, brauchen Sie eine Rendite von 11 %, um sie wieder hereinzuholen. Wenn Sie 50 % verlieren, brauchen Sie eine Rendite von 100 %, um die Verluste auszugleichen.
Um sich vor dem Risiko, Geld zu verlieren, zu schützen, können Sie ein von Benjamin Graham, Buffetts Mentor und langjährigem Freund, aufgestelltes Prinzip anwenden, das als „Sicherheitsmarge“ bezeichnet wird. Dies ist eine Art Abschlag, wenn Sie so wollen, der Sie vor Fehlern bei der Bewertung des inneren Wertes eines Unternehmens bewahren kann.
Wenn Sie also der Meinung sind, dass ein Unternehmen oder eine Aktie, die einen Bruchteil eines Unternehmens darstellt, 100 wert ist, sollten Sie warten, bis die Börse diese Aktie mit einem Abschlag bewertet, etwa mit 80 oder 70, bevor Sie es kaufen, um auf der sicheren Seite zu sein. Dieses Prinzip ist übrigens auch in den Morningstar Sterne-Ratings für Aktien eingebettet.
Nicht in Aktionismus verfallen
Die Buffett-Methode weist zwei sehr wichtige psychologische Eigenschaften auf: Buffett ist diszipliniert und sehr geduldig. In dem TV-Interview sagt er, dass man zum Investieren „eine stabile Persönlichkeit braucht, die es nicht darauf anlegt, mit der Masse zu schwimmen, noch sich gegen die Masse stellen.“ Er erklärt: "Sie haben nicht Recht oder Unrecht, weil tausend Leute Ihnen zustimmen oder widersprechen. Sie haben Recht, wenn Ihre Analyse der Fakten und Ihre Argumentation richtig sind."
Das bedeutet, wie Buffetts langjähriger Partner, Charlie Munger, sagte, dass man in der Lage sein muss, „auf [seinem] Arsch zu sitzen“, sowohl wenn man etwas kauft (buy and hold), aber auch wenn alles teuer ist und es schwierig ist, Schnäppchen zu finden, dann muss man akzeptieren, für eine Weile nicht investiert zu sein.
Die jüngste Geschichte von Berkshire Hathaway zeigt dies: Das Unternehmen hat Bargeld gehortet und konnte in den letzten Jahren kein Unternehmen zu einem für Buffett angemessenen Preis finden. Stattdessen zog Hathaway es vor, eigene Aktien zurückzukaufen - ein Luxus, den nur Konzerne haben; Anleger müsse, die Opportunitätskosten tragen, indem sie Cash bereithalten, um handeln zu können, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Die Mechanik des Aktienmarkts verstehen (und für sich nutzen)
Diese Fähigkeit zur Geduld hängt mit einem weiteren Charakterzug Buffetts zusammen, nämlich dem „Mangel an Stimulation“. In dem Interview von 1985 bemerkt Buffett: „Ich mag den Mangel an Stimulation. Wir bekommen Fakten und keine Stimulation [in Omaha]. Wenn ich an der Wall Street geblieben wäre, wäre ich wahrscheinlich viel ärmer. An der Wall Street wird man überstimuliert. Man wird vom wirklich Wichtigen, von seinem Fokus, abgelenkt.“
In den letzten 36 Jahren hat die Stimulation exponentiell zugenommen. Die Menschen verbringen Stunden damit, ständig Finanznachrichtendienste zu verfolgen und täglich ihre Portfolios zu überprüfen, und es ist nur allzu leicht, sich im kurzfristigen Lärm zu verzetteln
„Ich muss nicht bei jedem Spiel Geld machen“, sagt Buffett dazu. „Im Wertpapiergeschäft haben Sie buchstäblich jeden Tag Tausende Unternehmen, die Ihnen zu einem Preis angeboten werden, der sich täglich ändert, aber Sie müssen keine Entscheidung treffen. (...) Sie können sich hinsetzen und Tausende von Angeboten anschauen und schließlich ein Angebot finden, das Sie verstehen, und dann schlagen Sie zu." (Buffett vergleicht das Investieren gerne auch mit Baseball).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nur einen Grund gibt, den Aktienkurs eines Unternehmens zu überprüfen: um zu sehen, ob es unter oder über Ihrer eigenen Einschätzung des inneren Wertes handelt. Und kaufen Sie, wenn sie deutlich darunter notiert, damit Sie die so wichtige Sicherheitsmarge haben.
Definieren Sie Ihre Kernkompetenz
Sie als Investor müssen wissen, auf welchem Spielfeld Sie spielen wollen, d.h. was Ihre Kernkompetenz ist. Sie müssen nicht alles wissen, wenn Sie investieren. Wenn Sie Interesse und Verständnis für einen bestimmten Sektor oder eine Branche haben, dann werden Sie wahrscheinlich dort auch erfolgreich investieren können.
Wenn Sie keinen direkten Zugang zu den Führungskräften der Unternehmen haben, können Sie zumindest über sie lesen (Buffett und Munger sagen, dass sie viel lesen). Lesen Sie die Jahresberichte der Unternehmen, an denen Sie interessiert sind, lesen Sie Bücher über ihre Branche (Munger empfiehlt auch, Biografien über Leute zu lesen, die gescheitert sind, damit Sie deren Fallen vermeiden können).
Schauen Sie sich Online-Interviews ihres CEOs an, suchen Sie nach Abschriften von Gewinnmitteilungen und sehen Sie, wie Führungskräfte über ihr Unternehmen sprechen. Sie können auch überprüfen, wie deren Vergütung gestaltet ist.
All dies kann Ihnen eine Menge darüber verraten, wie anständig, ehrlich und respektvoll die Unternehmensleitungen gegenüber ihren Stakeholdern auftreten.
Sie können erkennen, ob es sich um langfristig denkende Menschen handelt, die sich wirklich für ihr Unternehmen engagieren, oder ob sie nur von den Aktienoptionen und dem Geld, das sie bekommen können, stimuliert werden.
Einige weitere Buffett-Prinzipien, die ich Ihnen empfehle:
- Seien Sie ängstlich, wenn alle gierig sind und gierig, wenn alle ängstlich sind;
- Suchen Sie nach guten Unternehmen mit einem wirtschaftlichen Burggraben (Moat) und einee hohe, nachhaltige Kapitalrendite erzielen.
- Vermeiden Sie Leverage.
- Lesen Sie nicht nur Finanzbücher; alle Disziplinen sind für Anleger relevant.
- Bilden Sie sich zuerst Ihre eigene Meinung und verlassen Sie sich nicht zu sehr auf die Meinung anderer Leute.