Indexfonds mausern sich zum festen Bestandteil der ESG-Fondsszene

Ohne Indexfonds geht es auch bei Nachhaltigkeitsfonds nicht. Ein Blick auf die Zahlen hinter der Wachstumsstory.

Ali Masarwah 29.05.2020
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In unserer Übersicht zu ESG-Fonds am europäischen Fondsmarkt haben wir im ersten Teil eine erste Übersicht über die Bedeutung von ESG-Fonds in Europa geliefert und auch geschaut, in welchen Fondskategorien ESG-Fonds besonders stark vertreten sind. Wir kommen jetzt zur Frage, wie bedeutsam Indexfonds bei ESG-Investments in Europa sind. Wir haben ermittelt, in welchen Kategorien ESG-Indexfonds am häufigsten vertreten sind. 

Die untere Tabelle zeigt zunächst die Bedeutung von ESG-Fonds innerhalb des ESG-Fondsuniversum insgesamt in Europa an. Per Ende März waren gut 126 Milliarden Euro in ESG-Indexfonds investiert. Das entspricht einem Fünftel des gesamten ESG-Fondsmarkts. Aktien-Indexfonds machen dabei ein Drittel des Vermögens von ESG-Fonds aus, während Renten-Indexfonds nur zehn Prozent am gesamten ESG-Bondfonds-Vermögens ausmachen. Die im ESG-Bereich kaum relevanten Rohstofffonds sind allesamt die Domäne der Index-Tracker.

Tabelle: Die Bedeutung von Indexfonds im ESG-Universum in EuropaEsg index funds

Kommen wir nun zu den Kategorien auf, in denen sich das größte in Indexfonds investierte ESG-Fondsvermögen investiert ist. Es dominiert die Kategorie Aktien Standardwerte weltweit, in der gut 37 Milliarden Euro investiert sind. Es folgt mit sehr großem Abstand die Kategorie Aktien USA Standardwerte mit knapp 19 Milliarden Euro und globale Schwellenländer-Aktienfonds mit einem verwalteten Vermögen von gut 13,5 Milliarden Euro und Europa-Standardwertefonds mit 12,7 Milliarden Euro. Es fällt der große Abstand dieses Quartetts zu den nachfolgenden Kategorien auf. Das zeigt, dass Anleger in Indexfonds vor allem auf die Basisbausteine zurückgreifen, die weite Teile des typischen Standardwerte-Repertoires abdecken: Europa – USA – Welt. Das entspricht einem Großteil des klassischen kapitalisierungsgewichteten Aktienuniversums.

Auffällig beim Blick auf die zweite Reihe ist, dass schwedische und andere skandinavische Aktienkategorien prominent vertreten sind. Hier handelt es sich um Kategorien, die typischerweise in Nordeuropa vertrieben werden.

Tabelle: Die Kategorien mit dem größten ESG-IndexfondsvermögenEsg index funds cat

Weiteren Aufschluss über die regional höchst unterschiedliche Bedeutung von ESG-Indexfonds gibt die Differenzierung zwischen börsennotierten Indexfonds (ETFs) und nicht-börsennotierten Indexfonds. Doch zunächst ein auf die Bedeutung von ETFs innerhalb des ESG-Indexfonds-Universums: er ist mit einem Anteil von 27 Prozent am gesamten ESG-Indexfonds-Vermögen auf den ersten Blick überraschend klein. Von den über 126 Milliarden Euro in ESG-Indexfonds machen ETFs also gerade einmal 33,7 Milliarden Euro aus. 

Doch was auf den ersten Blick verwundert, ist auf den zweiten Blick logisch: ETFs werden heute sehr aggressiv vermarktet, sodass der Beobachter umstandslos Indexfonds mit ETFs gleichsetzt. Doch das ist mitnichten der Fall: Indexfonds haben eine lange Historie in Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden oder in Skandinavien, es handelt sich aber nun mal um nichtbörsennotierte Indexfonds. 

Tabelle: ETFs machen nur einen Bruchteil des ESG-Indexfonds-Universums aus Etf esg indexfonds

Von den gut 92 Milliarden Euro, die in nicht-börsennotierten ESG-Indexfonds stecken gut 35 Milliarden Euro in Produkten, die ausschließlich in Skandinavien vertrieben werden. 10,7 Milliarden Euro sind in Fonds investiert, die nur in den Niederlanden vertrieben werden, und 6,5 Milliarden Euro sind in Indexfonds angelegt, die nur an Kunden in Großbritannien vertrieben werden. Immerhin stecken auch 4,7 Milliarden Euro in Schweizer ESG-Indexfonds.

Bei nicht-börsennotierten Indexfodns handelt es sich um eine Produktwelt mit einer längeren Historie; gerade in Skandinavien haben Indexfonds - die nicht zwingend immer günstig sein müssen - eine deutlich längere Tradition als in Ländern wie Deutschland oder Österreich.  

Die Statistik zeigt, dass ETFs nicht überall der Nabel der Welt sind. Doch in manchen Ländern, wie etwa in Deutschland oder Österreich, dürfte das schon der Fall sein, zumindest, was den Zugang von Privatinvestoren zu Indexfonds anbelangt. Denn hier sind gerade einmal 100 Millionen Euro in nicht-börsennotierten Indexfonds notiert. Da der deutsche Privatkundenmarkt die Bedeutung von ETFs längst entdeckt hat, dürften börsennotierte ESG-ETFs mangels günstiger Fondsalternativen in Deutschland weiter stark wachsen - auch wenn es keine genauen Daten über die Reichweite von ETFs gibt, die typischerweise länderübergreifend vertrieben werden. 

Doch darüber hinaus deutet ein weiterer Aspekt darauf hin, dass ETFs auch aus einem anderen Grund in Europa wachsen werden: Inzwischen steckt gut 40 Prozent des in passiven ESG-Fonds investierte Vermögen in ETFs. Weil traditionelle Indexfonds zu einer Zeit auf den Markt kamen, als passives Bond-Management eine Rarität war, kommen daher nunmehr ETFs zum Zuge.  

Im letzten Teil des Überblicks über ESG-Fonds kommen wir nun zur Frage, wie nachhaltig die nachhaltigen Fonds sind.

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich