2019 stiegen die Fonds-Vermögenswerte in Fonds auf neues Rekordhoch

Indes bleiben die Mittelzuflüsse in Fonds in Europa deutlich hinter dem Rekordjahr 2017 zurück. Auf der aktiven Seite können nur Rentenfonds reüssieren. Inzwischen steckt fast jeder fünfte Euro in Indexfonds. Die europäische Fondsstatistik per Ende 2019.

Ali Masarwah 24.01.2020
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Im Nachhinein wird man sie als eine der unbeliebtesten Aktienhaussen aller Zeiten beschreiben: 2019 blieben Investoren in Europa sehr lange an der Seitenlinie derweil ihnen die Märkte enteilten. Erst kurz vor knapp fassten sich zumindest einige Anleger ein Herz und investierten im November und Dezember in Aktienfonds. Zumindest ein bisschen. Vermutlich hatte der abrupte Kurssturz im Dezember 2018 viele entmutigt und von einem früheren Einstieg abgehalten. 

Das ist schade, sogar sehr schade. Denn wer ab Jahresanfang 2019 in einem breit gestreuten Aktienportfolio investiert war, konnte locker 20 Prozent und mehr gewinnen. Die Aktienmärkte verzeichneten weltweit im vergangenen Jahr ansehnliche Renditen, wie der Anstieg des Morningstar Global Markets Index um knapp 29 Prozent verdeutlicht. Der Index umfasst sowohl Aktien aus den Industrie- als auch den Schwellenländern. 

In Europa aufgelegte Aktienfonds verzeichneten im Dezember Nettozuflüsse von 31 Milliarden Euro und markierten damit ihren stärksten Vertriebsmonat im Jahr 2019. Insgesamt gingen Aktienfonds im vergangenen Jahr jedoch nur 22 Milliarden Euro zu – über weite Strecken des Jahres dominierten Abflüsse das Bild. Erst im vierten Quartal gewannen die Zuflüsse an Fahrt, wie die untere Tabelle zeigt. 

Rentenfonds verbuchen 2019 Rekordzahlen 

Die Rentenmärkte profitierten auf breiter Front von der geldpolitischen Wende der Zentralbanken weltweit, von denen viele im Laufe des letzten Jahres die Zinsen senkten und/oder ihre Kaufprogramme für Anleihen wieder aufnahmen. Dies trug zu einem weiteren Renditerückgang bei Staatsanleihen bei, aber auch die risikoreichen Bereiche der Anleihenmärkte profitierten, da Anleger Vertrauen in die Stärke der Weltwirtschaft gewannen und in Spread-Papiere einstiegen. Es wurden beträchtliche Gelder in Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen und Anleihen der Schwellenländer investiert. 

Anleihenfonds konnten im vergangenen Jahr Rekordzuflüsse von 329 Milliarden Euro verzeichnen und damit sogar den bisherigen Rekord von 325 Milliarden Euro, die 2017 in festverzinsliche Produkte flossen, übertreffen. Die beliebtesten Fonds-Kategorien waren EUR-Unternehmensanleihen, globale flexible Anleihen und globale Schwellenländeranleihen für Hartwährungen.

Indes gingen Mischfonds nur netto 29 Milliarden EUR zu, das niedrigste Niveau an Zuflüssen in einem Jahr seit 2012. Auch hier zogen die Verkäufe erst im letzten Quartal des Jahres an, bis weit ins zweite Quartal 2019 überwogen sogar Abflüsse. 

Alternative Fonds erlebten im vergangenen Jahr ihr annus horribilis, da Anleger 52 Milliarden Euro aus diesen regulierten Hedge-Fonds abzogen. Diese Produkte haben seit Jahren Performance-Probleme - sie sind in Zeiten steigender Märkte nicht in der Lage, wettbewerbsfähige Renditen zu erzielen. Diese Fonds haben seit September 2018 in jedem Monat Abflüsse erlitten. Immerhin waren die Rückgaben im Dezember die geringsten in einem Monat seit gut 14 Monaten. 

Rohstofffonds verzeichneten aufgrund der hohen Nachfrage nach Goldprodukten über den größten Teil des Jahres starke Zuflüsse. Da Anleger jedoch zuletzt auf Aktien setzen, verlangsamten sich die Zuflüsse in diesen als sicheren Hafen perzipierten Markt zum Jahresende. 

Steigende Kurse treiben vor allem Vermögenswerte – weniger die Zuflüsse 

Geldmarktfonds verzeichneten 2019 Nettozuflüsse von 84 Milliarden Euro. Im Dezember wurden jedoch in großem Umfang Gelder aus Geldmarktfonds abgezogen, da viele Anleger in einen „Risk-on“-Modus wechselten und in Aktienfonds umschichteten. 

Insgesamt verzeichneten langfristige Fonds 2019 Zuflüsse in Höhe von 336 Milliarden EUR, von denen fast die Hälfte im letzten Quartal des Jahres erfolgten. Dieses Niveau der Zuflüsse lag deutlich unter den Rekordwerten des Jahres 2017, als Fonds Zuflüsse von 730 Milliarden Euro verzeichneten. Dank des umfassenden Marktanstiegs quer über alle wichtigen Asset-Klassen (außer Cash) erreichten die in Fonds verwalteten Vermögen jedoch einen neuen Rekordstand von 9,7 Billionen EUR nach 8,2 Billionen EUR per Ende 2018. 

Tabelle: Mittelflüsse 2019 nach Asset-Klassen Flows report fig 1

Indexfonds weiter im Vorwärtsgang

Der Aufstieg von Indexfonds hat in Europa längst – ähnlich wie in den USA und weltweit - Einzug gehalten. Dieser Trend hielt auch 2019 an. Unter Einschluss von Geldmarktfonds sammelten aktiv verwaltete Fonds 251 Milliarden Euro ein, während 169 Milliarden Euro Indexfonds zugingen. Der Marktanteil der passiven Fonds am Gesamtmarkt stieg von 14,5% per Ende Dezember 2018 auf 16,7% per 31. Dezember 2019. 

Doch Indexfonds, ETFs sowie nichtbörsennotierte Indexfonds, spielen in der Realität eine noch größere Bedeutung für Langfristanleger. Ohne Berücksichtigung von Geldmarktfonds, die nicht immer die Anlagepräferenzen von Marktteilnehmern widerspiegeln, stieg der Marktanteil von Indexfonds am europäischen Markt auf 18,9 %, gegenüber 16,7 % per Ende des Vorjahres. 

Damit steckt inzwischen fast jeder fünfte Euro in europäischen Langfristfonds in einem Indexprodukt. Unterstellt man, dass auch in den kommenden Jahren Indexfonds überproportional viel Geld im Verhältnis zu ihrem Marktanteil am Vermögen einsammeln werden, dann dürfte die Bedeutung passiver Fonds weiter zunehmen. 

In den USA, dem richtungsweisenden Vermögensverwaltungs-Markt, machen Indexfonds heute mehr als 40% des Vermögens in langfristigen Fonds aus. Die Aussichten für ETFs und andere passive Fonds sind also ziemlich rosig, ganz im Gegensatz zu aktiv verwalteten Fonds, die im Vertrieb auf der Stelle treten. Ihre eklatante Schwäche wird derzeit nur von steigenden Märkten kaschiert. Kommt es zu einer Korrektur, dürften die noch immer satten Gewinne vieler Asset Manager dramatisch einbrechen. 

Wehe, wenn die Märkte nicht mehr mitspielen 

Schauen wir uns die Zuflüsse in die verschiedenen Asset-Klassen nach dem Aktiv-Passiv-Schisma näher an. Passive Anleihenfonds konnten 2019 Rekord-Nettozuflüsse in Höhe von 88,6 Milliarden Euro verzeichnen. Besonders gefragt waren bei passiven Rentenfonds USD-Staatsanleihen und EUR-Unternehmensanleihen. Doch auch aktiv verwaltete Anleihenfonds verbuchten einen Absatzrekord. Ihnen gingen 2019 240 Milliarden Euro zu, womit der bisherige Rekord aus dem Jahr 2017 leicht übertroffen wurde. Die höchsten Mittelzuflüsse wurden in den Kategorien globale flexible EUR-Unternehmensanleihen und globale Schwellenländeranleihen (Hartwährungen) verzeichnet. 

Massiv auseinander ging die Schere indes bei Aktienfonds. Aktienindexfonds zogen 74,3 Milliarden EUR an, was zwar deutlich unter dem Rekordzufluss von 2017 lag. (Dies verdeutlicht, dass auch Anleger in passiven Aktienfonds im vergangenen Jahr zögerlich mit Blick auf Aktienrisiken agierten). Indes brachen bei aktiv verwalteten Aktienfonds 2019 alle Dämme. Die Vertriebsleistung war nicht weniger als katastrophal; Anleger zogen 52 Milliarden Euro aus aktiv verwalteten Aktienfonds ab. Damit reihte sich das vergangene Jahr in die Riege der Katastrophenjahre für aktiv verwaltete Aktienfonds ein, die 2016 rund 67 Milliarden Euro, 2011 54 Milliarden Euro und 2008 sogar 123 Milliarden Euro netto abgeben mussten. Zum Vergleich: Aktienindexfonds hatten bisher in Europa seit 2007 kein einziges negatives Absatzjahr (Morningstar hat erst 2007 begonnen, branchenweit Mittelflussdaten für den europäischen Markt zu messen.) 

Tabelle: Mittelflüsse 2019 in Indexfonds und aktiv verwalteten Fonds Flows report fig 2

Lesen Sie hier den zweiten Teil unserer Jahresend-Analyse zum Fondsabsatz in Europa. 

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Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich