Die Diskussionen um Handelskonflikte sowie die Aussicht auf ein geringeres Wirtschaftswachstum der Weltwirtschaft haben im Juli eindeutig die zweite Geige gespielt für Investoren in Europa. Gemessen am Kaufverhalten von Fondsanlagern waren die tiefen Zinsen und die Aussichten auf noch niedrigere Renditen an den Bondmärkten der erste Treiber. Obligationenfonds verbuchten mit Nettoneugeldern in Höhe von 43,8 Milliarden Euro Rekordzuflüsse. Bereits im Vormonat hatten Bondfonds mit Zuflüssen von knapp 43 Milliarden Euro einen Monatsrekord aufgestellt, der nunmehr gebrochen wurde.
Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass es sich nicht um einen Risk-off-Trade handelte, sondern es Anlegern darum ging, möglichst hohe Renditeniveaus einzuloggen. Das meiste Geld, das Bondfonds zuging, verzeichnen Fonds für höhere rentierliche Papiere. EUR Unternehmensanleihefonds verbuchten Nettozuflüsse von 5,3 Milliarden Euro, globale Schwellenländer-Bondfonds für Hartwährungen sammelten netto 5,2 Milliarden Euro ein, gefolgt von global anlegenden, flexiblen Bondfonds sowie „sonstige“ Obligationenfonds, die typischerweise Senior Loans und andere riskante Papiere enthalten. Ihnen gingen im Juli 4,5 Milliarden bzw. 2,6 Milliarden Euro zu.
Dass es Anlegern nicht um die Flucht in sichere Häfen ging, zeigen auch die Zuflüsse in Höhe von 7,3 Milliarden Euro, die Aktienfonds ansteuerten. Damit war der Juli der stärkste Absatzmonat für Aktienfonds seit November 2018. Besonders hoch im Kurs waren auf der Aktienseite weltweit anlegende Standardwertefonds, flexible USA-Aktienfonds sowie europäische Standardwerteprodukte.
Indes mussten Mischfonds Abflüsse in Höhe von 1,3 Milliarden Euro hinnehmen, was in erster Linie auf den Abverkauf bei defensiven und flexiblen EUR-Mischfonds zurückging.
Allenfalls der Run auf Edelmetallfonds der den Löwenanteil der 1,7 Milliarden Euro ausmachte, die Rohstoffprodukten zuging, könnte dem Anlegerverhalten eine leicht defensive Note geben, wobei an dieser Stelle offenbleiben muss, ob der stark steigende Goldpreis der vergangenen Monate nicht auch spekulative Käufe zur Folge gehabt haben könnte.
Alternative Fonds mussten den elften Monat in Folge Abflüsse hinnehmen. Die Rückgaben in Höhe von 4,4 Milliarden Euro waren zwar deutlich unter dem Niveau der Abflüsse im Juni, aber der Absatztrend zeigt unverändert nach unten. In den vergangenen zwölf Monaten büßten regulierte Hedgefonds wegen der häufig schwachen Performance-Bilanz 15 Prozent ihres Vermögens aufgrund von Mittelabflüssen ein. Im Juli mussten insbesondere die Kategorien Equity Market Neutral und Multistrategie Abflüsse hinnehmen.
Tabelle: Mittelflüsse nach Asset Klasse im Juli 2019
Kommen wir nun zu den Mittelflüssen nach dem Aktiv-Passiv-Schema. Im Juli konnten aktiv verwaltete Fonds Zuflüsse von 26,5 Milliarden Euro verbuchen, während Indexfonds (ETFs sowie nicht-börsennotierte Indexfonds) 20,6 Milliarden Euro einsammelten. Dass aktiv verwaltete Fonds eine derart positive Entwicklung verzeichnen konnten, lag an dem gigantischen Run auf Obligationen. Indes mussten aktiv verwaltete Aktienfonds mit Netto-Rückgaben von 2,3 Milliarden Euro hinnehmen. Aktiv verwaltete Rohstofffonds sammelten 115 Millionen Euro ein. Das vermag jedoch nicht das Fazit abzuschwächen, dass der Vertrieb von aktiv verwalteten Fonds in diesen Zeiten am Tropf der Bondfonds hängt.
Ganz anders das Bild bei Indexfonds. Bis auf alternative Indexfonds, die Abflüsse von 277 Millionen Euro verzeichneten, wiesen alle anderen Grossgruppen eine positive Absatzbilanz aus. (Alternative Indexfonds umfassen in erster Linie so genannte Trading-Instrumente – Short- und Hebelprodukte -, aber kaum Hedgefonds-Vehikel, welche die Domäne aktiv verwalteter Fonds sind).
Die Zuflüsse in Index-Bondfonds waren absolut gesehen zwar mit 9,6 Milliarden Euro deutlich unter dem Niveau der Zugänge in aktiv verwalteten Bondfonds. Aber angesichts des deutlich geringeren Vermögens - 425 Milliarden Euro gegenüber 2,5 Billionen Euro in aktiv verwalteten Anleihefonds – wachsen passive Obligationenfonds unverändert schneller als ihre aktiv verwalteten Pendants.
Auf der Aktienfonds-Seite ist der Unterschied noch grösser. Im Juli konnten Index-Aktienfonds hohe Zuflüsse von 9,6 Milliarden verbuchen. Inzwischen sieht der Markt für Aktienfonds in Europa so aus: 2,79 Billionen Euro oder 71 Prozent der Gelder stecken in aktiv verwalteten Aktienfonds, während passiv verwaltete Aktienfonds 1,05 Billionen Euro oder 29 Prozent der Assets halten. Vor einem Jahr lag die Passiv-Quote bei Aktienfonds noch bei 27,2 Prozent. Das ist angesichts der Grösse des Marktes eine beachtliche Verschiebung.
Auch insgesamt sind passiv verwaltete Fonds im Vorwärtsgang. Der Marktanteil von Indexfonds am Publikumsfonds-Markt in Europe (ohne Geldmarktfonds) stieg von 16,5 Prozent per Ende Juli 2018 auf 18,2 Prozent per 31. Juli 2019.
Tabelle: Mittelflüsse nach Aktiv-Passiv-Schema für die wichtigsten Asset KlassenDie vollständige Übersicht zur Halbjahresbilanz der Fondsindustrie in Europa mit Blick auf die Anbieter und Fondskategorien finden Sie hier.
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.