Morningstar Umschau zum europäischen ETF-Markt veröffentlicht

Rosige Zukunft für den europäischen ETF Markt. Alles über die aktuellen Trends am Markt für börsengehandelte Indexfonds, von denen wir hier 4 vorstellen.  

Ali Masarwah 31.05.2019
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Auch wenn wir uns normalerweise mit ambitionierten Prognosen zurückhalten, so fällt es schwer, Gründe zu finden, die gegen ein fortdauerndes Wachstum des Marktes für börsengehandelte Fonds, ETFs, sprechen. Aufgrund von regulatorischen Veränderungen, Innovationen sowie das zunehmende Kostenbewusstsein bei Investoren dürfte der Markt für ETFs in den kommenden Jahren deutlich wachsen. Dies ist eine der zentralen Schlussfolgerungen der dritten Edition unserer Umschau zum europäischen ETF-Markt, „A Guided Tour of the European ETF Marketplace“, die wir jüngst veröffentlicht haben und dem wir hier einige wichtige Trends entnehmen. 

ETFs werden weiter überdurchschnittlich wachsen 

Das Marktvolumen des europäischen ETF-Markts könnte bei günstigen Bedingungen von derzeit rund 760 Milliarden Euro auf zwei Billionen Euro 2024 steigen. Dieser Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass die Nettozuflüsse mit einer Rate von zehn Prozent pro Jahr steigen werden und das zugrunde liegende Marktwachstum jährlich um sieben Prozent zulegt. In den vergangenen fünf Jahren hat sich das ETF-Vermögen in Europa mehr als verdoppelt, und der Anteil am verwalteten Vermögen in Europa ist in dem Zeitraum von 5,5 Prozent auf 8,6 Prozent gestiegen. Schließt man Geldmarktfonds aus der Rechnung aus, dann liegt der Marktanteil von ETFs in Europa aktuell sogar bei 17,7 Prozent. 

Bond-ETFs sind die „Hidden Champions“ 

Aktuell wird der ETF-Markt in Europa zwar unverändert von Aktien-Produkten dominiert, aber Bond-ETFs holen auf. Per Ende 2016 lag der Anteil der Obligationen-Produkte bei 23 Prozent, der per Ende April 2019 auf 25 Prozent gestiegen ist. Dieser Zuwachs mag bescheiden sein, ist aber vor dem Hintergrund beachtlich, dass Aktienmarkt seit Jahren sehr gut performt und somit das verwaltete Vermögen deutlich stärker steigt als das Vermögen in Obligationen-ETFs, die naturgemäß nicht so stark in den vergangenen Jahren von Markteffekten profitieren konnten. 

Die wachsende Bedeutung von Bond-ETFs wird durch den Anteil an den Mittelzuflüssen illustriert.  Im Durchschnitt der vergangenen Jahre vereinten Bond-Produkte über 30 Prozent aller Zuflüsse des ETF Marktes in Europa auf sich. In diesem Jahr waren es per Ende Aprilwaren es sogar fast 80% der Zuflüsse in ETFs. Angesichts der Tatsache, dass Investoren in Zeiten tiefer Zinsen in ihrem gesamten Bond-Portfolio die Kosten senken, dürften Bond-ETFs nicht nur im Bereich der klassischen Staatsanleihen profitieren; der Substitutions-Effekt ist auch bei Emerging Markets Bonds und High Yields zu beobachten, wo Beobachter typischerweise eher Vorteile bei aktiv verwalteten Fonds vermuten - was so nicht stimmt. 

Immer mehr Anleger haben erkannt, dass passive Bond-Produkte keine Performance-Nachteile bringen. Eine Morningstar Auswertung hat diesbezüglich per Ende März den Trend klar bestätigt. Nicht nur bei Aktien-Kategorien sind die Erfolge von aktiven Managern überschaubar, sondern auch bei Bond-Produkten

Drei Produkttrends für mehr Wachstum 

Strategic Beta ETFs bleiben ein wichtiger Bestandteil des ETF-Marktes, auch wenn sich die Bedeutung dieser semi-aktiven Produkte in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen Nachfrage nach klassischen, kapitalisierungsgewichteten ETFs reduziert hat. Die Faktoren „Value“, „Growth“, „Low Volatility“ usw. sind bekannt, jetzt treten immer mehr Multi-Faktor ETFs auf den Plan. Das ist wichtig, weil Investoren nach wie vor große Probleme haben, Einzelfaktor-ETFs in einen sinnvollen Zusammenhang auf Portfolio-Ebene zu bringen. Entscheidend für den Erfolg von Multifaktor-ETFs wird allerdings sein, dass die Anbieter die Gewichtung einzelner Faktoren besser hinbekommen als die Anleger für sich. 

Themen-ETFs. Thematische Fonds versuchen, von langfristigen makroökonomischen oder strukturellen Trends wie der demographische Wandel, der technologische Fortschritt und das wachsende Umweltbewusstsein der Bevölkerung zu profitieren. Insbesondere technologische Innovationen, die mit ETFs eingefangen wurden, haben die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen. Hier sind die Sub-Themen künstliche Intelligenz, Cloud Computing, digitale Sicherheit und E-Commerce zu nennen. 

Nachhaltigkeits-ETFs. Nachhaltiges Investieren ist aus seiner Nische herausgewachsen und hat sich zu einem rasant wachsenden Bereich entwickelt, auch am ETF-Markt. Viele ETF-Anbieter bieten nun ein Basis-Angebot von ESG-fokussierten ETFs an, die unterschiedliche Ansätze verfolgen, einschließlich ESG-Integration und Negativ-Screenings. ESG-ETFs erlebten 2018 ein fulminantes Wachstum: Die Assets stiegen um 50 Prozent auf knapp zehn Milliarden Euro, und 36 neue Produkte kamen 2018 auf den Markt, verglichen mit nur 15 ESG-ETFs im Jahr 2017. 

Der Kostendruck bleibt bestehen 

Der Trend zu sinkenden Kosten bleibt ein wichtiges Phänomen des ETF-Marktes. Das ist gut für Anleger, und die Tatsache, dass immer neue Akteure auf den Markt drängen, lässt vermuten, dass die Kosten bei ETFs weiter im Sinkflug bleiben werden. So sind mit Fidelity und Franklin Templeton zwei sehr gewichtige Player in Europa an den Markt gekommen, welche die Platzhirsche weiter herausfordern werden. Und der rasante Ausbau des ESG-ETF-Marktes wird auch hier für Wettbewerbsdruck sorgen. So brachten 2018 iShares, Xtrackers und Legal & General hochkompetitiv gepreiste Nachhaltigkeitsprodukte auf den Markt. Ein Blick in den weiterentwickelten US-Markt für Indexfonds, wo inzwischen auch Null-Prozent-Gebühren-Indexfonds auf den Markt gekommen sind, lässt den Schluss zu, dass bei den Kosten auch in Europa noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. 

Hier können Sie die vollständige Version der Umschau „A Guided Tour of the European ETF Marketplace“ herunterladen.

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich