Auch wenn sich die Preise für Risiko-Assets im Januar stark erholten, kehrten Anleger eher zögerlich auf den europäischen Fondsmarkt zurück. Ohne Hinzurechnung von Geldmarktprodukten sammelten Publikumsfonds, einschliesslich ETFs, netto 6,6 Mrd. EUR ein, nachdem sie im Dezember 2018 Abflüsse von 46 Mrd. EUR hinnehmen mussten. Allerdings herrschte eine deutliche Unwucht vor, was die Wahl der Investoren anbelangt. Bei Anleihefonds zeigten Anleger jede Menge Risikoappetit. Von den gut 15,5 Mrd. EUR, die Bond-Fonds im Januar ansteuerten, kam ein Gutteil Emerging Markets Fonds, flexiblen sowie diversifizierten Rentenfonds zugute.
Gänzlich anders war das Bild bei Aktienfonds. Sie erreichten gerade einmal positives Absatzterrain, ein deutliches Zeichen dafür, dass die hohen Preisabschläge der Fonds im Dezember Käufer im Januar abgeschreckt haben. Deutlich schlechter war die Absatzbilanz von Mischfonds und alternativen Fonds. Gemischte Fonds litten unter Abflüssen von 3,1 Mrd. EUR, wobei moderate und defensive EUR-Produkte hohe Abflüsse hinnehmen mussten. Wir haben verschiedentlich (hier und hier) über die unzureichende Performance vieler dieser Fonds hingewiesen.
Noch deutlicher straften Anleger alternative Fonds ab, die Hedgefonds-ähnliche Strategien implementieren. Sie litten den fünften Monaten in Folge unter Nettoabflüssen, und zwar in Höhe von gut 6,6 Mrd. EUR. Ein erheblicher Teil dieser Fonds verfehlte 2018 die Cash-Benchmarks und dämpfte damit die Nachfrage der Anleger nach diesen Produkten, die seit der Finanzkrise 2007/09 in grossem Stil auf den Markt gebracht wurden und mit vielen Vorschlusslorbeeren von Anlegern und Beratern bedacht wurden.
Die Zuflüsse in Rohstofffonds gingen auf 470 Mio. EUR zurück. Allerdings blieb im Januar die Nachfrage nach Edelmetallfonds mit gut einer Milliarde Euro überdurchschnittlich hoch; ebenfalls ein Indikator für eine gewisse Risikoaversion. Dafür sprechen auch die Zuflüsse in Geldmarktfonds, die mit 13,1 Mrd. EUR nach wie vor hoch waren.
Tabelle: Die Mittelflüsse in Fonds nach Asset-Klassen im Januar
Das unaufhaltsame Wachstum von Indexfonds in Europa zu Lasten von aktiv verwalteten Fonds machte sich auch im Januar bemerkbar. In den wichtigsten Anlageklassen Aktien und obligationen waren passive Vehikel die bevorzugten Produkte für weite Teile der Investorenschaft. Festverzinsliche Indexfonds setzten ihre Erfolgsgeschichte fort und erreichten Zuflüsse von 8,8 Mrd. EUR gegenüber 6,7 Mrd. EUR, die aktiv verwaltete Rentenfonds ansteuerten. Bei aktiv verwalteten Fonds standen flexible und diversifizierte Bondfonds im Vordergrund, bei passiven Bondfonds suchten Anleger vor allem Staatsanleihefonds. Die hohe Nachfrage nach günstigem Beta-Exposure verwundert angesichts des Niedrigzinsniveaus in weiten Teilen Europas nicht.
Auf der Aktienseite war der Kontrast zwischen aktiven und passiven Fonds noch deutlicher. Indexfonds sammelten netto 5,1 Mrd. EUR ein, während aktiv verwaltete Aktienprodukte Nettorückgaben von spiegelbildlich 5,1 Mrd. EUR erlitten. Grössere Rückflüsse aus globalen und britischen Dividendenfonds sowie aus europäischen Large-Cap-Fonds waren der Hauptgrund für die negative Bilanz aktiv verwalteter Vehikel.
Auf der passiven Seite standen globale und Emerging Markets Standardwertefonds bei Anlegern auf der Agenda, wie auch Schweizer Large-Cap-Fonds. Abflüsse erlitten indes passive europäische Large-Cap-Aktienfonds sowie US-Standardwertefonds – letzteres dürfte ein Nachhall der signifikanten Korrektur am amerikanischen Aktienmarkt im Dezember gewesen sein. Die hohen Kursgewinne zu Beginn des Jahres am US-Markt zeigen indes, dass eine „Buy the dip“-Strategie – wieder einmal – die bessere Entscheidung gewesen wäre.
Tabelle: Die Mittelflüsse in aktive und passive Fonds nach Asset-Klassen
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.