Eine Rückkehr der Sorgen um die Stabilität der Eurozone und um die wirtschaftlichen Perspektiven für die Schwellenländer in Zeiten steigender Zinsen in den USA hat Anlegern in Europa die Kauflaune verdorben. Aktien- und – vor allem – Rentenfonds erlitten im Mai Nettomittelabflüsse, die nicht von Zuflüssen in Rohstoff-, Misch- oder alternative Fonds kompensiert wurden. Insgesamt mussten Langfristfonds (einschliesslich Indexfonds) Mittelabflüsse in Höhe von 12,2 Milliarden Euro hinnehmen. Geldmarktfonds büssten Rückgaben in Höhe von gut elf Milliarden Euro ein. Damit beliefen sich die Abflüsse aus Publikumsfonds im Mai auf gut 23,5 Milliarden Euro.
Aktienfonds erlitten Abflüsse in Höhe von 7,7 Milliarden Euro, das schlechteste Vertriebsergebnis seit Juni 2016. Vor allem europäische Aktienkategorien, einschließlich Länderfonds, sowie Emerging Markets Produkte hatten mit Rückgaben zu kämpfen.
Besonders hoch fielen indes die Abflüsse aus Rentenfonds aus, welche die höchsten Rückgaben in einem Monat seit fünf Jahren hinnehmen mussten. Nur im Juni 2013 hatten Anleger im Zuge der Aussicht auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank im sogenannten Taper Tantrum mehr Rentenfondsanteile zurückgegeben. Heute wie damals wurden vor allem riskantere Rentenprodukte, vor allem Hochzinsanleihefonds, verkauft.
Dagegen waren Edelmetallprodukte – vor allem handelt es sich hier um Indexvehikel – gefragt, auch wenn der Goldpreis unverändert korrigierte. Anleger nutzen Gold vor allem als Absicherung gegen krisenhafte Entwicklungen, und dieser Trend manifestiert sich bereits seit dem Rückkehr der Marktvolatilität im Februar dieses Jahres. Keine Option für Anleger im Krisenmodus waren dagegen offenbar Geldmarktfonds. Vor allem in Frankreich domizilierte Kurzläufer sahen hohe Abflüsse.
Tabelle: Absatzbilanz im Juni nach Asset-Klasse
Ein Vergleich zwischen der Absatzbilanz von aktiv verwalteten Fonds und Indexprodukten (ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds) zeigt, dass sich die passiven Fonds vor allem im Rentensegment behaupten konnten. Abflüsse aus aktiv verwalteten Rentenfonds in Höhe von gut 16 Milliarden Euro standen Nettomittelzuflüsse von knapp zwei Milliarden bei den passiven Bond-Fonds gegenüber. Während bei aktiv verwalteten Rentenfonds vor allem diversifizierte, flexibel investierende sowie Hochzins-Fonds abgestoßen wurden, konnten auf der Indexseite Rentenfonds für globale Währungen, Unternehmensanleihefonds und sogar Schwellenländer (Dollar-)Fonds Zuflüsse verbuchen.
Bei Aktienfonds mussten aktive wie passive Fonds Rückgaben hinnehmen, wobei auf der passiven Seite nichtbörsennotierte Fonds (erstmals seit Oktober 2016) Abflüsse erlitten, derweil Aktien-ETFs Nettozuflüsse verbuchten. Vor allem global investierende ETFs für Standardwerte waren im Mai gefragt. Bei aktiv verwalten Aktienfonds erlitten vor allem britische Aktienfonds für Standardwerte, Emerging Markets Fonds sowie Dividendenfonds Abflüsse. Gegen den negativen Trend stemmten sich vor allem globale Standardwertefonds sowie Technologiefonds, die 1,8 Milliarden bzw. 1,3 Milliarden Euro an Zuflüssen generierten.
Bei Mischfonds, eine klare Domäne der aktiv verwalteten Fonds, waren vor allem EUR-Mischfonds gefragt und dabei in erster Linie flexibel investierende sowie defensiv orientierte Mischfonds.
Bei Rohstoffen verhielt es sich genau andersherum: hier dominieren Indexprodukte. Vor allem die Deutsche Bank konnte mit Zuflüssen von gut 800 Millionen in den db Physical Gold ETC punkten. Neben Edelmetallprodukten waren auch breit diversifizierte Rohstoffkörbe gefragt.
Tabelle: Die Absatzbilanz von aktiven und passiven Fonds
Alle weiteren Zahlen zum europäischen Fondsabsatz im Mai, einschliesslich die Vertriebsbilanz nach Fondsanbieter, finden Sie in der englischsprachigen Vollversion des Absatzberichts.
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.