Die Legende besagt, dass die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien in ihre Anlagestrategie Renditeopfer erfordern. Das stellt stellt offenbar ein wichtiges Haupthindernis für die Akzeptanz nachhaltiger Anlagen dar, obwohl viele Studien dafür sprechen, dass es keine systematischen Nachteile gibt. Wir haben darüber hinaus erläutert, dass Anleger oft das Pferd von der falschen Seite aufsatteln. Sie sollten weniger die Frage stellen, ob ESG-Investments per se eine bessere Performance erzielen, sondern ob Unternehmen, die sich nachhaltig verhalten, Eigenschaften aufweisen, die Anleger gerne mögen und die sich aller Voraussicht nach langfristig vorteilhaft für die Performance auswirken können. Diesen nicht nur semantischen Unterschied finden Sie hier erläutert.
Ausgehend von diesen Überlegungen wollen wir unseren Nachhaltigkeits-Index für Europa-Aktien, den Morningstar Europe Sustainability Index, mit dem konventionellen Index, dem er zugrunde liegt, dem Morningstar Europe Large-Mid Cap Index, abgleichen.
Zur Erläuterung: Die Morningstar Sustainability Indizes enthalten die am besten bewerteten börsennotierten Unternehmen verschiedener Regionen nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien. Wir beziehen die ESG-Analyse von Sustainalytics, einem spezialisierten ESG-Analysehaus, das die nachhaltigsten Unternehmen auf Branchen-Ebene und im globalen Vergleich ermittelt. Es handelt sich also Best-in-Class-Indizes. Die Barometer wurden 2016 auf der Grundlage der ESG-Bewertungen von Sustainalytics erstellt, reichen im Backtest aber bis 2009 zurück.
Europäische Nachhaltigkeits-Indizes haben sich gut entwickelt. Die sechs Indizes, die auf nachhaltige europäische Aktien abzielen – Industrieländer Europa, Gesamteuropa, Eurozone, Nordische Länder, Deutschland und Großbritannien - haben alle ihre nicht nachhaltigen Morningstar-Pendants, die kapitalisierungsgewichtet sind, über ihre gesamte Lebensdauer hinweg übertroffen. Schauen wir uns den breiten Europe Sustainability Index an. Der Morningstar Europe Sustainability Index verzeichnete von Dezember 2009 bis Ende 2017 auf Euro-Basis eine durchschnittliche Rendite von 9,1 Prozent pro Jahr. Dem steht ein Plus von 8,7 % für den Morningstar Europe Large-Mid Cap Index gegenüber, aus dem er ausgekoppelt wurde.
Blicken wir nun genauer auf das Warum: Der Morningstar Europe Sustainability Index hat sich mit Blick auf die Titelauswahl besser entwickelt. Dazu trugen auch Unternehmen wie Vodafone, Allianz, BASF und Novo Nordisk bei, die bei ESG-Kriterien gut abgeschnitten haben. Die Performance wurde auch dadurch gesteigert, dass Unternehmen wie Banco Santander, UniCredit und GlaxoSmithKline, die bei der Nachhaltigkeitsbewertung schlechter abschnitten, weniger Gewicht beigemessen wurde.
Neben der Einzeltitelebene zeigten ESG-Investments unter fundamentalen Gesichtspunkten günstige Eigenschaften, etwa Wettbewerbsvorteile und eine bessere finanzielle Gesundheit als der Gesamtmarkt. Nachhaltigkeit und Qualität scheinen also Hand in Hand zu gehen. Es liegt nun im Auge des Betrachters, aus diesen Indizien auf potenzielle Vorteile bei der Performance zu schließen – in Zeiten hoher Volatilität dürften diese Merkmale von Investoren angesteuert werden (vor allem mit Blick auf den Faktor „Financial Health“); in Zeiten so genannter „Junk Rallys“, also in Zeiten, in denen alles steigt und Anleger wenig Wert auf Qualität legen, könnten diese Qualitätsmerkmale dagegen aus dem Blick der meisten Marktteilnehmer geraten. Nachhaltigkeits-Screenings bringen also Abweichungen vom Gesamtmarkt. Das hat mal gute, mal ungünstige Folgen für die Performance.
In den letzten Jahren haben die ESG-Indizes in Europa eine Outperformance erzielt. Was die Zukunft bringt, weiß nur derjenige, der sich im Besitz der sprichwörtlichen Glaskugel befindet.