Während bei aktiv verwalteten Fonds typischerweise Markteffekte das A und O bei der Vermögensentwicklung sind, haben ETFs im vergangenen Jahr in erster Linie von der extrem hohen Nachfrage profitiert. Wie unsere Absatzschätzungen für 2017 anzeigen, sammelten ETFs in Europa knapp 100 Milliarden Euro netto ein, was ein historischer Rekord darstellt. Demgegenüber schlugen die Markteffekte mit einem Plus von gut 29 Milliarden Euro zu Buche. Das verwaltete ETF-Vermögen erreichte per Ende 2017 den Rekordwert von 670 Milliarden Euro. Per Ende 2016 hatte das verwaltete Vermögen noch bei 537 Milliarden Euro gelegen.
Graphik: Das verwaltete ETF-Vermögen in Europa 2013 - 2017
Daten per 31.12.2017, Quelle: Morningstar Direct
Wie sehr dynamisch die Branche der börsennotierten Indexfonds wächst, zeigt sich auch an der organischen Wachstumsrate, einer Kennziffer, die das Marktwachstum als Einflussfaktor auf das verwaltete Vermögen exkludiert. Es belief sich 2017 auf 18,6 Prozent. Zum Vergleich: Aktiv verwaltete Fonds (ex Geldmarktfonds) wuchsen in den zwölf Monaten per Ende November 2017 um 8,1 Prozent. Auch nichtbörsennotierte Indexfonds wuchsen mit einem Plus von 12,8 Prozent (per Ende November) überdurchschnittlich in den vergangenen zwölf Monaten, konnten aber auch nicht mit dem ETF-Wachstum mithalten.
Tabelle: Assets, Mittelflüsse und Wachstum der ETF-Branche 2017
Wie die obere Tabelle zeigt, ist die ETF-Branche auch 2017 ein Aktiengeschöpf geblieben: Zweidrittel des verwalteten ETFs Vermögens steckt in Aktienprodukten, und rund 60 Prozent der Neugelder 2017 steuerten Aktien-ETFs an. Allerdings manifestierte sich auch bei ETFs die Dynamik, die am Markt für Anlageprodukte vorherrschte: Bond-Produkte wachsen dynamischer als Aktienprodukte. Bond-ETFs wiesen eine Wachstumsrate von gut 21 Prozent auf, Aktien-ETFs legten marktbereinigt um gut 17 Prozent zu. Das mag auf den ersten Blick angesichts des Niedrigzinsumfelds verwundern. Auf den zweiten Blick wird das Verhalten der Anleger verständlicher. Am kräftigsten wuchsen ETFs, die hochverzinsliche Underlyings haben, die in Emerging Markets investieren oder solche, die inflationsindexierte Bonds abbilden. Anleger weichen also systematisch auf die höher rentierlichen (und damit riskanteren) Marktsegmente aus.
Die Mittelzuflüsse bei Rohstoffprodukten, die rund sieben Prozent des Marktes ausmachen, wuchsen relativ gesehen am dynamischsten, was vor allem auf die hohe Nachfrage nach Goldprodukten und breit diversifizierten Rohstoffkörben zurückging.
Auf Kategorieebene steuerten mit 9,4 Milliarden Euro die meisten Neugelder USA-Standardwerte ETFs an, gefolgt von globalen Standardwerte-ETFs (die auch einen klaren USA-Schwerpunkt haben), Eurozonen-Standardwerte-ETFs und Emerging Markets Aktien-ETFs. Indexprodukte für US-Unternehmensanleihen und Gold-Produkte folgten auf den Rängen.
Indes waren die Mittelzuflüsse unter den größeren Kategorien bei Schwellenländer-Bonds für lokale Währungen am dynamischsten. Auch bei US-Unternehmensanleihe-ETFs und Sektor-ETFs, die Finanzwerte-Indizes abbilden, war die organische Wachstumsrate überdurchschnittlich hoch.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Zuflüssen 2017
Die höchsten Abflüsse mussten DAX-ETFs hinnehmen, die Rückgaben in Höhe von 1,1 Milliarden Euro verzeichneten. Auch EUR-Hochzins-ETFs waren 2017 wenig geliebt, und auch die eher exotische Kategorie Aktien Australien & Neuseeland sah hohe Rückgaben.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen 2017
Kenner der Materie dürfte nicht überraschen, dass Marktführer iShares erneut die höchsten Zuflüsse verzeichnen konnte. Mit gut 33 Milliarden Euro sammelte die BlackRock-Tochter mit Abstand das meiste Geld unter allen ETF-Anbietern an. Auf den zweiten Blick ist dieses Ergebnis jedoch nicht so beeindruckend, wie es auf den ersten erscheint, denn die 33 Milliarden Euro entsprechen „nur“ einem Drittel der europaweiten ETF-Zuflüsse, was deutlich unter dem Vermögensanteil von iShares-ETF liegt. Mit anderen Worten: iShares hat im vergangenen Jahr Einbußen beim Marktanteil hinnehmen müssen, und zwar von 47 per Ende 2016 auf 44,5 Prozent per Ende 2017.
Deutsche Bank ist nach wie vor der zweitgrößte ETF-Anbieter in Europa, sie lag mit Blick auf das Neugeschäft allerdings leicht hinter Lyxor, der Nummer drei. Deutsche Bank konnte ihren Marktanteil 2017 von 10,3 auf 10,6 Prozent leicht steigern, während Lyxor deutlicher zulegen konnte, und zwar von 8,2 auf 9,6 Prozent.
UBS und Amundi liegen zwar weiterhin deutlich hinter dem Triumvirat iShares, Xtrackers und Lyxor, konnten aber relativ zu ihrer Größe deutlich stärker zulegen. Vanguard, dessen ETFs erst seit Herbst 2017 an der Frankfurter Börse gelistet sind, folgte mit Blick auf die Nettomittelzuflüsse mit deutlichem Abstand auf Amundi.
Tabelle: Die Absatzbilanz der zehn größten ETF-Anbieter 2017