Die renommierte Fondskonferenz in Deutschland „Petersberger Treffen“ stand in diesem Jahr im Zeichen von Mischfonds, die sich seit der Finanzkrise als die Renner im Vertrieb erwiesen haben. Wir haben das kompakte Format der Konferenz genutzt, um die Meinungen etlicher der dort vertretenen Fondsmanager zusammenzufassen. Das etwas pointiert formulierte Fazit „Goldilocks darf nicht sterben“ illustriert den gemässigten Optimismus der Fondsmanager – die sich der hohen Bewertungen dennoch durchaus bewusst sind (lesen Sie hier mehr).
Wir wollen nun schauen, wie sich die wichtigsten Produkte geschlagen haben, für welche die im ersten Artikel zitierten Manager verantwortlich sind. Natürlich managen die meisten von ihnen mehrere Fonds oder sind sogar für ganze Produktlinien verantwortlich. Die Auswahl der Produkte ist insofern subjektiv. Wir haben uns in erster Linie am verwalteten Vermögen orientiert, wobei wir uns auch von der Historie und der Eignung für Anleger aus Europa haben leiten lasssen (weshalb wir uns beispielsweise im Falle von AGI für den Kapital Plus und nicht für den deutlich grösseren Allianz Income and Growth entschieden haben). Wir arbeiten uns durch die untere Liste und fangen mit dem zweitgrössten Mischfonds in Europa an, dem Carmignac Patrimoine (der jüngst vom M&G Optimal Income überholt wurde, der sich nunmehr mit diesem Titel schmücken darf).
Tabelle: Mischfonds zwischen Risikomanagement und Prämien-Ernten
Trotz eines guten Starts ins neue Jahr deutet sich an, dass 2017 für die Anleger des 26 Milliarden-Franken-Fonds kein gutes Jahr sein wird. Der Carmignac Patrimoine liegt im 95. Perzentil seiner Vergleichsgruppe, was bedeutet, dass er zu den schlechtesten fünf Prozent vergleichbarer ausgewogener Mischfonds gehört. Per Ende November legte er um 8,8 Prozent zu. Das klingt gut, geht aber nur auf Währungsgewinne zurück, die Schweizer Anleger aufgrund des schwächelnden Franken mit Euro-Investments erzielen konnten. Am Euro-Heimatmarkt verlor der Fonds 0,38 Prozent in diesem Jahr, ungeachtet stabiler Renten- und freundlicher Aktienmärkte. Damit setzt sich die Schwächephase des Fonds fort, die auch in den vergangenen drei und fünf Jahren enttäuschend war. Das geht nicht nur auf die gemischten Ergebnisse auf der Aktienseite zurück, sondern auch auf die wenig effektive Absicherungspolitik. Wer systematisches Risikomanagement in einem Bullenmarkt betreibt, lässt nun einmal viel Performance links und rechts liegen.
Dennoch behält der Fonds das Morningstar Analyst Rating „Bronze“, was unsere verantwortliche Fondsanalystin Mara Dobrescu mit der Expertise des Asset Allocation- und des Bond-Teams begründet. Die schwache Performance auf der Aktienseite sowie die Instabilität des Aktien-Teams hätten zwar ihre Überzeugung geschwächt, dennoch sieht sie Stärken im Carmignac Patrimoine als Mischfonds. Zudem habe der Fonds auf der Bond-Seite von mehreren Performance-Treibern profitiert, welche die schwachen Ergebnisse aus der Aktienstrategie abgemildert hätten.
Geschäftsführer Edouard Carmignac und Rose Ouahba arbeiten seit einem Jahrzehnt zusammen und werden unterstützt von Frédéric Leroux, langjähriger Manager für die Implementierung der Absicherungspolitik, die eine Schlüsselrolle bei dem Fonds spielt und die Anleger 2008 und 2011 auf effektive Weise vor Verlusten geschützt hat.
BGF Global Allocation: Schwacher Dollar zieht die Performance ins Negative
Relativ gesehen lief es deutlich besser beim BGF Global Allocation, der es fast unter das beste Drittel der ausgewogenen US-Dollar Mischfonds zählt. Auch hier half die Frankenschwäche. Schweizer Anleger konnten mit der Dollar-Tranche ein Plus von gut acht Prozent vereinnahmen. Aktuell liegt die Aktienquote bei knapp 60 Prozent, die Bondquote – ein wichtiger Schwerpunkt sind hier US-Treasuries – beläuft sich auf 28 Prozent, Gold (vor allem in Gestalt von ETPs), machen rund vier Prozent aus.
Langfristig hat sich der Fonds unter den besseren Produkten seiner Kategorie etabliert. Allerdings wurde der Fonds im Sommer dieses Jahres von der Höchstnote „Gold“ auf „Silver“ abgestuft. Das liegt an den Veränderungen im Team und im Prozess. Eher (zu) kurzfristig wurde bekannt, dass sich der langjährige Fondsmanager Dennis Stattman, Spiritus Rector der Strategie, die er seit 1989 mitverantwortete, per August 2017 aus dem Portfolio-Management zurückziehen würde. Nunmehr hat das Triumvirat von David Clayton, Kent Hogshire und Russ Koesterich das Sagen.
FvS Multiple Opportunities: Kurzfristig nicht spektakulär, langfristig schon
Einen eher mittleren Rang belegte in diesem Jahr bisher der FvS Multiple Opportunities, der ein Plus von knapp fünf Prozent erwirtschaftete. Hierzulande erhältlich ist eine währungsgesicherte Tranche für Franken-Anleger. Im deutschen Heimatmarkt landete der Fonds indes im 41. Perzentil der Kategorie per Ende November.
Langfristig zählt das Flaggschiff des Kölner Vermögensverwalters zu den besten flexiblen Mischfonds am Euro-Allocation-Markt. Meine Kollegin Barbara Claus sieht in dem Fonds nach wie vor eine gute Wahl für Anleger, die eine benchmarkfreie, flexible Mischfondsstrategie suchen. Obwohl Flossbach die Portfoliokonstruktion flexibel angeht, strebt er eine breite Diversifikation an. In der Vergangenheit lag die Aktienquote meist zwischen 35 und 80 Prozent. Mit einer Quote von aktuell 70 Prozent, ist der Fonds also nicht weit vom oberen Limit entfernt. Angesichts des Flossbach-Mottos "die tiefen Zinsen bleiben uns ewig erhalten" nur konsequent ist.
Das sehr stark angestiegene Vermögen der Strategie insgesamt (von der in dem hier dargestellten Fonds nur ein Bruchteil sichtbar ist) schränkt die Flexibilität des Managers in weniger liquiden Marktsegmenten wie Nebenwerten und Wandelanleihen ein. Diese hatten in der Vergangenheit maßgeblich zur Performance beigetragen. „Allerdings ist die Asset Allocation ein ebenso wichtiger Renditetreiber, und diese Performance-Quelle ist weniger vom starken Anstieg des Fondsvermögens betroffen“, sagt Barbara Claus. Der FvS hält das Morningstar Analyst Rating „Bronze“, was allerdings nicht für die CHF-Tranche gilt, die Teil der Kategorie "Sonstige Mischfonds" ist, in der keine Ratings vergeben werden.
Phaidros: Mehr Aktienorientierung als auf den ersten Blick klar
Mit einem Vermögen von knapp 400 Millionen Franken zählt der Phaidros Balanced zu den eher mittelgrossen Produkten unserer Auswahl. Auch er hält das Morningstar Analyst Rating „Bronze“. Die Aktienquote von knapp 45 Prozent liegt eher im oberen Mittelfeld der festgelegten Spanne von null bis 75 Prozent. Doch die Bondquote von gut 40 Prozent weist auch ein hohes Delta zum Aktienmarkt auf: Nur 1,6 Prozent stecken in Staatsanleihen (und hier auch nicht in deutschen Bundesanleihen), 37 Prozent sind in Unternehmensanleihen investiert mit einem gewichteten Rating-Durchschnitt von „BB+“. Das untermauert die Einschätzung des Fondsmanagements, das nicht von einer Korrektur in nächster Zeit ausgeht.
Fidelity und Templeton setzen Modeprodukte ins Schaufenster
Kommen wir zum Schluss auf die beiden weniger bekannten Produkten der Auswahl, die besser als alle anderen den derzeitigen Mischfonds-Hype im Vertrieb widerspiegeln. Der Fidelity Global Multi-Asset Income und der Franklin Global Multi-Asset Income. Die Namen ähneln sich nicht von ungefähr. Sie gehören zu den typischen „modernen“ Mischfonds, die nicht nur dem Modenamen „Multi-Asset“ im Namen tragen, sondern auch das Buzzword „Income“ – es wird also nicht nur kräftig gemischt, sondern auch ausgeschüttet (vorausgesetzt, man entscheidet sich für die ausschüttende Variante der Fonds).
Auch wenn beide Fondshäuser natürlich über herkömmliche Aktien-Renten-Fonds verfügen, die sich schon lange am Markt behauptet haben, werden derzeit eher neuere, tatsächlich oder vermeintlich sophistiziertere Modelle ins Schaufenster gestellt. Das spiegelt sich auch in den Mittelflüssen bzw. beim verwalteten Vermögen wider. Beide Fonds haben in der Vergangenheit (risikoadjustiert) nur Durchschnittliches geliefert, wie das Drei-Stern-Rating beider Fonds signalisiert.
Beide Produkte von Fidelity und Franklin Templeton sind auf der Ebene der Asset Klassen breit diversifiziert. Doch ob die niedrige Korrelation der Anlageklassen untereinander und die deutlich diversifizierteren Portfolio-Ansätze tatsächliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Mischfonds erbringen werden, ist eine offene Frage angesichts der eher kurzen Track Records. Wie sich die Fonds bei einer Korrektur verhalten, bleibt abzuwarten - wie auch die Frage, wie gut sie sich in der unweigerlich einmal anstehenden Baisse auf die nachfolgende Erholung positionieren.
In diesem Jahr läuft es für den Fidelity Fonds, der zu den ausgewogenen Produkten zählt, deutlich besser als beim flexiblen Mischfonds von Franklin Templeton, der sich im 78. Perzentil befindet. In den vergangenen drei Jahren sind beide Fonds in ihren jeweiligen Kategorien etwa im 50. Perzentil gelandet.