Nachdem im August bereits eine Nachfrageschwäche bei Fonds zu verzeichnen war, verlangsamte sich der Nettoabsatz von Fonds im September weiter. Die in Europa domizilierten Langfristfonds (ex ETFs, ex Geldmarkt) wiesen mit 36,1 Mrd. Euro den niedrigsten Absatz seit Januar auf. Zurückzuführen ist dies auf rückläufige Mittelzuflüsse bei alternativen Fonds und Mischfonds, die seit der Finanzkrise 2007/09 das Standbein im Vertrieb sind. Mit 6,5 Mrd. Euro lagen Mischfonds weit unter dem Jahresdurchschnitt. Der Absatz alternativer Fonds, die Hedge-Fonds-Strategien im Mantel regulierter Fonds implementieren, sank auf nur noch 104 Mio. Euro. Damit war der September der schwächste Monat für diese Produktgruppe seit November 2016, als die sogenannten „Hedgefonds light“ Nettoabflüsse von 790 Mio. Euro sahen.
Ungeachtet dieser Nachfrageschwäche der vergangenen zwei Monate zeichnet sich ab, dass 2017 aufgrund der erheblichen Zuflüsse in den ersten sechs Monaten zu einem aussergewöhnlich guten Jahr für die europäische Fondsindustrie werden könnte. Die Mittelzuflüsse in langfristigen Fonds liegen im bisherigen Jahresverlauf bei 450 Mrd. Euro und haben sich damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als vervierfacht. Dank der freundlichen Märkte 2016/17 machte zugleich das verwaltete Vermögen in europäischen Langfristfonds einen Sprung von EUR 6,59 Billionen im September 2016 auf EUR 7,49 ein Jahr später. Hier machte sich vor allem das steigende Aktienfondsvermögen bemerkbar.
Stichwort Aktienfonds: Der September-Absatz in Höhe von 9,0 Mrd. Euro wurde durch die Nachfrage nach aktiv gemanagten Fonds getrieben, die 7,7 Mrd. Euro netto anzogen. Aktienindexfonds hingegen verzeichneten mit 1,4 Mrd. Euro den zweitniedrigsten Monats-Zufluss in diesem Jahr. (ETFs, die nicht in dieser Statistik enthalten sind, gingen weitere EUR 5,7 Mrd. zu) Diese Tendenz gilt auch für das dritte Quartal: Zwischen Juli und Ende September übertrafen die Zuflüsse in aktiv gemanagte Aktienfonds mit 21,0 Mrd. EUR bei weitem den Absatz der passiven Pendants von 8,9 Mrd. EUR. Anders sieht es dagegen bei der bisherigen Jahresbilanz ab. Zwischen Januar und September flossen passiven Aktienfonds 42,9 Mrd. Euro zu, aktiven Aktienfonds gingen 39,0 Mrd. Euro zu.
Während Obligationenfonds unter allen langfristigen Fondsgruppen die höchsten Zuflüsse verzeichneten, waren die Nettomittelzuflüsse mit 20,2 Mrd. Euro das niedrigste Niveau seit Januar 2017. Die unterdurchschnittliche Nachfrage nach Senior Loan und anderen renditestärkeren Bondfonds (zusammengefasst in der Kategorie "Sonstige Anleihen") sowie Abflüsse aus mehreren Hochzinsanleihekategorien dämpften den Nettoabsatz.
Geldmarktfonds verzeichneten Nettozuflüsse in Höhe von 22,1 Mrd. Euro. Während irische Fonds hohe Zuflüsse verbuchten, verzeichneten französische und luxemburgische Geldmarktfonds hohe Abflüsse.
Tabelle: September-Nettoabsatz nach Asset-Klasse
Fondskategorien: Die höchsten Zuflüsse
Global anlegende flexible Bondsfonds waren im September die absatzstärkste Morningstar-Kategorie. Dies geht auf die anhaltende, immense Nachfrage nach dem PIMCO GIS Income zurück. Abzüglich der Zuflüsse in diesen Fonds war die Nettoabsatzleistung aller anderen Fonds dieser Kategorie per Saldo negativ.
Global anlegende Emerging Markets Bond-Fonds sahen mit Zuflüssen in Höhe von 3,6 Mrd. Euro den zweitstärksten Monat in diesem Jahr. Die Hauptprofiteure waren Franklin Templeton, Aegon und Ashmore.
Die stärksten Zuflüsse seit Mai 2013 verzeichneten globale Bondfonds. State Street schob sich auf Anbieterseite ganz nach vorne dank der Zuflüsse in Indexfonds, gefolgt von T. Rowe Price und Mercer. (Die positive Absatzbilanz in dieser Kategorie geht auch auf die sinkenden Mittelabflüsse aus Fonds von Franklin Templeton, KBC und Schroders zurück.)
Zwei Aktienkategorien machten auch von sich reden: Der Absatz von japanischen Standardwerte-Fonds erreichte ein 30-Monatshoch, und die Nachfrage nach Eurozonen-Aktienfonds war so stark wie seit Oktober 2015 nicht mehr.
Tabelle: Die Fondskategorien mit der höchsten Nachfrage
Die Abflüsse aus europäischen Standardwertefonds setzten sich unvermindert im September fort. Unter den am stärksten betroffenen Anbietern waren Danske Invest, Candriam und MFS.
Euro-Staatsanleihenfonds litten erneut unter Abflüssen. Seitdem die Europäische Zentralbank im März 2015 ihr QE-Programm gestartet hat, hatten diese Fonds nur in fünf Monaten positive Absatzzahlen. Zwar sind die Anleihekurse gestiegen, doch haben sich die Renditeaussichten von Euro-Staatsanleihen damit deutlich verschlechtert. Die höchsten Abflüsse verzeichneten die Fonds von Amundi, Deutsche Asset Management und Fideuram.
Alternative Global-Macro-Fonds verzeichneten Mittelabflüsse von 900 Mio. EUR, was mehr als 5% der Assets dieser Kategorie zu Monatsbeginn entspricht. Natixis, UBP und Morgan Stanley trugen die Hauptlast.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen
PIMCO führte mit 4,3 Milliarden Euro die Liste der absatzstärksten Anbieter an. Dies geht auf die extreme Nachfrage nach dem PIMCO Income Fund zurück, der per Ende September über ein Vermögen von 50,1 Mrd. Euro verfügt. Dies entspricht einem Anteil von 37% des in europäischen PIMCO-Fonds verwalteten Vermögens.
BlackRock verzeichnete im September die zweithöchsten Zuflüsse, wobei Obligationenfonds 1,6 Milliarden Euro zugingen, von denen wiederum das Gros auf Emerging Markets Bond-Fonds für lokale Währungen abzielten.
Union Investment profitierte vom Vertrieb institutioneller Bondfonds einerseits und vom Verkauf von Mischfonds an die Privatkunden der Genossenschaftsbanken.
Eurizon, der Vermögensverwalter der italienischen Intesa Sanpaolo, profitierte weiterhin vom Vertrieb flexibler Misch-, Kapitalschutz- und Laufzeitfonds.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen
Die Magellan Group verzeichnete die höchsten Abflüsse auf Anbieterebene. Dies geht auf die hohen Rückgaben von Anteilen am MFG Global, einem alternativen Global-Macro-Fonds, zurück.
AXA verzeichnete Abgänge in Höhe von 850 Mio. Euro, wovon das Gros aus Hochzinsfonds abfloss.
Der Löwenanteil der Abflüsse von Standard Life resultierte aus dem Verkauf der Global Absolute Return Strategies (GARS)-Strategie. Die Fonds mussten bereits 17 Monate in Folge Abflüsse hinnehmen. In den vergangenen 12 Monaten haben diese Multistrategy-Fonds 20% ihres Vermögens durch Abflüsse verloren.
Die Abflüsse aus Carmignac-Fonds konzentrierten sich im September (ausnahmsweise) nicht auf das Flaggschiff Carmignac Patrimoine, sondern auf den Carmignac Sécurité, einem diversifizierten Kurzläuferfonds, der netto 430 Mio. EUR einbüsste.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Abflüssen
Kommen wir abschliessend zur Vertriebsbilanz der grössten Anlagefonds in Europa. Neben dem bereits erwähnten PIMCO GIS Income stand der JPMorgan Global Income im Fokus, ein ausgewogener Mischfonds. Auch der M&G Optimal Income stand in der Gunst der Anleger. Er verbuchte den zehnten Monat in Folge Nettomittelzuflüsse.
Indes sah die britische Version von Standard Life Investments Global Absolute Return Strategies die höchsten Abflüsse unter den grössten Fonds in Europa. Auch der Carmignac Patrimoine litt unter Nettorückgaben wie auch der Nordea Stable Return. Bei letzterem ist das jedoch kein Wunder: Der Fonds ist nach wie vor für Neuinvestments geschlossen.
Tabelle: Die Absatzbilanz der grössten Fonds in Europa