Wir haben uns anlässlich der Entscheidung des Indexanbieters MSCI, chinesische Festlandsaktien (so genannte A-Shares) ab Mai 2018 in seine globalen und regionalen Schwellenländer-Benchmarks aufzunehmen, mit den diversen Aspekten dieses neuen Aktienmarktsegments befasst. Dabei haben wir die Hintergründe und Details dieser Entscheidung beleuchtet. Dann haben wir in einem Glossar die wichtigsten chinesischen Aktienmarktsegmente vorgestellt, bevor wir die Frage beantwortet haben, wie wichtig A-Shares bereits heute für aktiv verwaltete Schwellenländer-Aktienfonds sind. Die Frage ist naheliegend, da diese Fonds bereits heute in der Lage sind, auf A-Shares zu setzen und somit einen zeitlichen Vorteil gegenüber passiven Fonds haben, die erst ab Mai 2018 dieses Segment erschliessen werden.
Anhand der uns vorliegenden Daten haben wir die These aufgestellt, dass die Entscheidung von MSCI einerseits richtungsweisend war: Denn ab 2018 werden immer mehr Fondsmanager, aktive wie passive, in A-Shares investieren, weil sie die MSCI-Benchmarks abbilden bzw. diese als ihr Anlageuniversum definiert haben. Übrigens werden auch andere Indexanbieter wie FTSE, S&P oder Russell diesen Schritt vollziehen. Andererseits haben wir anhand der säkularen Untergewichtung chinesischer Aktien in aktiv verwalteten Schwellenländerfonds und der geringen Verbreitung von A-Shares auch die These gewagt, dass China-Aktien noch keine Unwucht in Portfolios bilden – jedenfalls nicht im Durchschnitt, in einigen Fällen sind China-Aktien indes sehr hoch gewichtet; wir sprechen von einzelnen Gewichtungen in Höhe von gut 45 Prozent!
Vor dem Hintergrund dieser allgemeinen Erkenntnisse wollen wir uns nun die aktiv verwalteten Fonds anschauen, die A-Shares in signifikantem Umfang beimischen. Wir wollen auch sehen, wie lange die Erfahrungen der Fondsmanager mit diesem Segment zurückgehen. Die untere Tabelle zeigt die 15 aktiv verwaltete Schwellenländerfonds, die per Ende April das höchste Gewicht an A-Shares aufwiesen und für Anleger im deutschsprachigen Raum erhältlich sind. Zur Erinnerung: Es handelt sich hier samt und sonders um Off-Benchmark-Wetten.
Neben dem Namen der Fonds und ihrer ISIN finden Sie Angaben zum Auflagedatum, dem Fondsvermögen, dem quantitativen Morningstar Stern Rating und – soweit vorhanden - dem qualitativen Morningstar Analyst Rating. Es folgen weiter rechts Angaben zur China-Aktien-Quote (in Prozent des Fondsvermögens) sowie zur Gewichtung der A-Shares. Letztere Angabe ist auch das Sortierkriterium der Tabelle. In der Spalte aussen rechts beantworten wir die Frage, in welchem Land der Fonds im deutschsprachigen Raum zum öffentlichen Vertrieb zugelassen ist.
Tabelle: China-A-Quote in aktiv verwalteten Schwellenländer-Aktienfonds
Wie aus den Daten hervorgeht, fahren nur wenige Fonds signifikante Wetten auf A-Shares. Am höchsten ist der Anteil mit gut elf Prozent bei den beiden Comgest-Fonds Magellan und Comgest Growth Emerging Markets. Es handelt sich hier um die identische Strategie, die Fonds mit unterschiedlichen Domizilen umgesetzt wird. Die Comgest-Strategie hält das höchstmögliche Morningstar Analyst Rating „Gold“ und hat hält auch im quantitativen Sterne-Rating die Bestnote. Nach unseren Daten sind die Comgest-Fonds bereits seit längerer Zeit in A-Shares investiert. Bis Oktober 2015 bewegte sich die Quote allerdings nur auf rund zwei Prozent des Portfolios. Auffällig ist, dass diese Quote ab November 2015 deutlich auf über sieben Prozent erhöht wurde, also genau zu der Zeit, als China-Aktien unter einer heftigen Korrektur litten. Die Quote wurde im Jahresverlauf 2016 auch in der Schwächephase deutlich erhöht, sodass wir hier von einer säkularen Entscheidung ausgehen und dies nicht als taktische Wette bezeichnen würden.
Das gilt auch für den Man GLG Unconstrained Emerging Equity, der zwar noch recht jung ist, aber so gut wie vom Start A-Shares als Teil seines Anlageuniversums definiert hat. Allerdings ist die Gewichtung von gut zehn Prozent im März 2016 sukzessive abgebaut worden und lag per Ende April bei nur noch gut 6,5 Prozent. Deutlich weniger stark im Festlandssegment vertreten sind die Fonds von Polunin, Robeco und Fidelity, die das Segment allerdings seit längerer Zeit erschlossen haben. Mit Ausnahme des Robeco Emerging Markets Equities, der Anfang 2016 noch zu gut neun Prozent im A-Shares Segment vertreten war, sind die A-Shares-Quoten dieser Fonds in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben.
Blickt man auf die Quote von China-Aktien ausserhalb des Festlandssegments, dann stellt man fest, dass die Fonds mit signifikanten A-Shares-Anteilen auch grössere Schwerpunkte in China-Aktien generell aufweisen als das beim der durchschnittlichen aktiv verwalteten Schwellenländerfonds der Fall ist. Es handelt sich also um Manager, die ohnehin einen China-Bias pflegen. (Die Fonds von Aberdeen, Cullen, Carmignac und RBC, die China-Aktien untergewichten, sind hier als Ausnahmen hervorzuheben.)
Angesichts der zunehmenden Öffnung des chinesischen Kapitalmarkts für ausländische Investoren dürften künftige Fonds-Auswertungen eine wachsende Bedeutung des chinesischen Festlandsmarkts in Schwellenländerfonds offenbaren – zumal neben MSCI auch andere Indexanbieter A-Aktien in ihre globalen und regionalen Benchmarks aufnehmen werden. Es geht also künftig nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“, also über das künftige Ausmass der Gewichtung chinesischer Festlandsaktien in globalen Aktienfonds. Anleger sollten sich darauf einstellen, dass viele Produkte, die in Schwellenländer investieren, sukzessive einen grösseren Schwerpunkt auf chinesische Aktien legen werden. Sie sollten sich also Gedanken machen, ob sie mit der wachsenden China- bzw. Asienlastigkeit ihrer Investments leben wollen oder sie diesem Übergewicht mit einer gezielten Verlagerung auf andere Schwellenländer-Regionen begegnen wollen.
Übersicht zu unserer Reihe zu China-Festlands-Aktien
Einführung: China A-Aktien sind nunmehr reif für den Index
Hier gelangen Sie unsrem China-Aktien-Glossar für Fondsinvestoren;
Hier gelangen Sie zu einer Übersicht zu A-Shares in aktiv verwalteten Fonds;
Hier gelangen Sie zum Interview mit Wolfgang Fickus, Mitglied im Investment-Kommitee des Emerging Markets Spezialisten Comgest.