US-Fahrzeugindustrie hat stärkstes Wachstum hinter sich

Allerdings dürfte die Branche in diesem Jahr eine gute Rentabilität erzielen können. General Motors widersteht Verlockung der Kaufanreize und erzielt Rekord bei Transaktionspreisen, Ford liegt indes bei Anreizen deutlich über US-Branchendurchschnitt. Beide Unternehmen derzeit unterbewertet.

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Am 1. Februar meldeten die Automobilhersteller in den USA robuste US-Absatzzahlen für den Monat Januar. Die Absatzmengen blieben weitgehend unverändert, lassen jedoch weiterhin auf eine lebhafte Nachfrage schließen. Insgesamt wurden 1,14 Mio. Fahrzeuge an Privat- und Flottenkunden ausgeliefert, ein Rückgang um 1,9% gegenüber Januar 2016. Laut Automotive News dürfte sich die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate auf 17,57 Mio. Fahrzeuge im Vergleich zu 17,62 Millionen im Januar des Vorjahrs belaufen. Wir sind auch weiterhin der Ansicht, dass die Jahre mit dem stärksten Wachstum in diesem Zyklus inzwischen hinter uns liegen. 

Dennoch sind wir nach wie vor optimistisch, dass die Branche in diesem Jahr in den USA eine erhebliche Rentabilität erzielen wird. Fahrzeuge enthalten mehr High-Tech-Infotainment- und Sicherheitskomponenten als jemals zuvor, und die Flotte ist mit einem Durchschnitt von 11,6 Jahren recht alt. Allerdings werden die Absatzzahlen für Neufahrzeuge branchenweit durch Kaufanreize und gesenkte Preise gestützt, während das Angebot ehemaliger Leasing-Fahrzeuge steigt. Diese Dynamik dürfte einige Verbraucher dazu veranlassen, sich vom Neufahrzeugmarkt abzuwenden und stattdessen Gebrauchtwagen zu kaufen. 

Der ALG-Sparte von TrueCar zufolge sind die Ausgaben für Kaufanreize je Neuwagen im Januar 2017 gegenüber dem Vorjahr um 21,6% gesteigen, während im Januar 2016 der Anstieg gegenüber Januar 2015 lediglich bei 15,6% gelegen hatte. Aufgrund der erhöhten Ausgaben für Kaufanreize erhöhte sich der Schätzung ALGs zufolge der durchschnittliche Transaktionspreis je Neuwagen lediglich um 1,4% auf 33.127 USD.

Rekord-Transaktionspreis bei General Motors   

Wir sind erfreut, zu sehen, dass sich General Motors gegen diesen Trend stemmt: Dem Analysehaus ALG zufolge erhöhte der Konzern seine entsprechenden Ausgaben gegenüber dem Vorjahr lediglich um 10%, verglichen mit einem Branchendurchschnitt von 21,6%. Damit nahm GM die branchenweit geringste prozentuale Ausgabensteigerung vor. Hierdurch war das Unternehmen in der Lage, seinen durchschnittlichen Transaktionspreis im Januar auf ein Rekordniveau von 34.500 USD anzuheben - ein Plus von 1.200 USD gegenüber Januar 2016. Cadillac konnte im Hinblick auf den durchschnittlichen Transaktionspreis mit 55.300 USD einen neuen Rekord für die Marke aufstellen. Die Absatzmengen GMs gingen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 3,8% zurück, während es im Einzelhandel zu einer Verschlechterung um 4,9% kam. 

Unter den vier GM-Marken konnte allein Cadillac seinen Absatz an Endkunden steigern. Die Flottenumsätze erhöhten sich um 1%, wobei jedoch die Verkäufe an Mietwagenbetreiber um 1% zurückgingen. GM scheint es also zum Schutz seiner Rentabilität klugerweise vermieden zu haben, sich im Januar Marktanteile hinzuzukaufen. Genau so sollten sich Automobilhersteller auch verhalten.

Ford bei Kaufanreizen deutlich über dem Branchenschnitt 

Ford indes erhöhte seine Ausgaben für Kaufanreize ALG zufolge um 34,7% und lag damit deutlich über dem Branchendurchschnitt von 21,6%. Die Gesamtabsatzmengen des Konzerns gingen gegenüber dem Vorjahr um 0,6% zurück, da der Anstieg im Privatkundengeschäft um 6% durch einen Rückgang um 13% im Flottengeschäft ausgeglichen wurde. Ford hatte sein Flottengeschäft 2016 allerdings stark auf das erste Halbjahr konzentriert. Somit dürften sich diese hohen Differenzen, bei denen das Flottengeschäft das Gesamtwachstum bremst, im Verlauf des Jahres 2017 noch eine Weile fortsetzen. Fords Pkw-Absatzzahlen gingen um 17,5% zurück, während Crossovers und SUVs um 7% zulegten und Trucks ein Plus von 5,5% verbuchten. Lincoln entwickelt sich mit einem Plus von 22,4% erfreulich. Die neue Continental-Limousine und die Crossover-Modelle MKC und MKX verhalfen der Marke zum besten Januarergebnis seit einem Jahrzehnt. Pick-ups der F-Serie verzeichneten den besten Januar seit 2004. Das Einzelhandelsgeschäft verstärkte sich um 19%, insgesamt betrug der Anstieg 12,5%. 

Der faire Wert der Ford-Aktie beläuft sich nach unserer Einschätzung auf 15 USD pro Aktie; die GM-Aktie weist einen fairen Wert von 44 USD auf. Die Ford-Aktie notierte zu Börsenschluss an der NYSE am Freitagnachmittag bei 12,56 USD, GM notierte bei 36,33 USD. Damit sind beide Unternehmen deutlich unterbewertet. 

Wichtige Hinweise: Analysten von Morningstar müssen sich in ihrem Verhalten an den Ethikkodex, die Richtlinie für Wertpapierhandel und Offenlegung und die Richtlinie zur Integrität von Investment-Research von Morningstar halten. Nähere Informationen zu Interessenskonflikten erhalten Sie hier.

 

 

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Über den Autor

David Whiston, CFA, CPA, CFE  David Whiston is a senior analyst with Morningstar.