Der für dieses Jahr erwartete Zinserhöhungszyklus ist bislang ausgeblieben. Das könnte sich bereits im Dezember ändern. Die neue US-Regierung unter Donald Trump könnte zudem mit ihren Investitionsplänen das Wachstum und die Inflation ankurbeln und damit die Fed zusätzlich unter Druck setzen. Was für Folgen steigende Zinsen für die verschiedenen Bond-Fonds-Kategorien haben könnten.
US-Treasuries: Abhängig von der Duration der Papiere im Portfolio, werden Fonds in verschiedene Kategorien einsortiert. Diese vereinen Produkte, die Zinssensitivität aufweisen. Hier gilt die Faustregel zu beachten: Fonds, die auf länger laufende Papiere setzen, reagieren auf Zinserhöhungen sensibler als das bei Kurzläuferfonds der Fall ist. Es ist es aber keinesfalls ausgemachte Sache, dass Langläufer bei Zinsanstiegen einbrechen müssen – 2004 bis 2006 profitierten 30-jährige Papiere sogar von der Abflachung der Zinsstrukturkurve. Droht die Fed dagegen hinter der Kurve zurückzufallen, könnte es für Langläufer durchaus turbulent werden - so, wie es zuletzt im Jahr 1994 der fall war.
Corporate Bonds (Investment Grade): Bleibt die US-Konjunktur stabil, stehen die Chancen gut, dass sich Fonds mit Kredit-Exposure besser schlagen werden als Fonds, die auf zinssensitive Titel setzen. Eine expansive Konjunktur ist schließlich positiv für Unternehmen, deren Bonds dann von Spread-Einengungen profitieren können.
Ob sich dieser Effekt auch bei europäischen Corporates einstellen wird, ist dagegen fraglich: Zum einen sind die Spreads sind bereits angesichts der Bond-Ankäufe der EZB im Investment Grade Bereich extrem eng. Zum anderen sehen die Perspektiven für die Konjunktur in Europa alles andere als freundlich aus (Stichworte: Brexit, schwelende Eurokrise, anämisches Wachstum, Bankenkrise).
High Yields: Hier sind die USA das Maß aller Dinge. Der Hochzinsmarkt wird von US-Emissionen dominiert. Somit könnten Fonds für High Yields wie auch Corporate Bond Fonds ebenfalls vom freundliche Konjunkturszenario profitieren. Allerdings muss sich das nicht notwendigerweise wie im Lehrbuch verhalten. Bei stark steigenden Zinsen wird es mit der Refinanzierung eng, sodass Unternehmen im Junk Bond Segment Probleme bekommen können.
Zudem werden Hochzinsbonds, die sich am oberen Ende ihrer Rating-Skala, also im „BB“-Bereich, befinden, durchaus von steigenden Renditen am langen Ende beeinflusst.
Auch der gesamte High-Yield-Markt könnte im kommenden Zyklus nicht so reagieren wie erwartet. Die niedrige Liquidität am Markt könnte mittelbar negative Folgen zeitigen. Die fast zehnjährige Periode der sehr lockeren Geldpolitik weltweit hat Renditesucher immer mehr in die Hochzinssegmente getrieben. Inzwischen sind High Yields stark in herkömmlichen Bond-Fonds vertreten. Kommen diese so genannten Core-Fonds nun im Zuge steigender Zinsen unter Verkaufsdruck, könnten sie Schwierigkeiten haben, bei Mittelabflüssen diese Positionen „marktschonend“ zu verkaufen.
Hochzinsfonds, die sich auf Europa konzentrieren, könnten dagegen weiter von der Knappheit am Markt für überdurchschnittlich rentierliche Zinspapiere profitieren. Doch könnten steigende Renditen einigen Investoren Bunds wieder schmackhaft machen und einen Wechsel von höher verzinslichen Papieren hin zu sicheren Bond-Segmenten bewirken. Und sollten sich die Renditen am europäischen Markt im Schlepptau des US-Markts nach oben bewegen könnte das auch die Refinanzierung für Hochzins-Emittenten erschweren.
Globale Bonds: Auch wenn die Geldpolitik in der Eurozone, Schweiz und in Japan noch lange Zeit sehr locker bleiben dürfte, werden qualitativ hochwertige Staatspapiere wie etwa Bundesanleihen und japanische Obligationen, durchaus von steigenden Renditen in den USA beeinflusst, wie die Woche nach dem Wahlsieg Donald Trumps gezeigt hat. Besonders dramatisch fiel der 14-prozentige Einbruch bei der 50-jährigen italienischen Obligation aus. Auch deutsche und Schweizer Langläufer verbuchten kräftige Einbrüche.
Doch Anleger sollten nicht davon ausgehen, dass die Bond-Märkte künftig in dem Maße unter dem "Trump Tantrum" leiden werden, wie sich das in den ersten Wochen nach der überraschenden Wahl Donald Trumps angedeutet hat. Sollten Zweifel an der Solidität des US-Aufschwungs im Verlauf des kommenden Jahres auftauchen, könnten Bunds und japanische Bonds (und natürlich auch Treasuries) profitieren. Dieses Szenario dürfte von einer Schwächung des US-Dollar und einer Stärkung des Euro und des Yen begleitet werden. Entsprechend müssen Anleger weltweit auf ihr Währungsexposure achten.
Anleger in Europa sollten zudem nicht vergessen, dass sich die Lage in Europa anders darstellt als in den USA: Hierzulande ist die EZB unverändert in einem expansiven Modus. Die Bond-Kurse werden also von diesem mächtigsten aller Akteure am Euro-Rentenmarkt gestützt. Unverändert gilt ebenfalls ein neuer Verschuldungsschub in Europa als höchst unwahrscheinlich, die von den Euro-Nordstaaten forcierte Austeritätspolitik ist bis auf weiteres gültig. Mit Folgen für die Nachfrage und das Angebot von Bonds.
Schwellenländer Bonds: Vor allem Fonds mit Ausrichtung auf lokale Währungen könnten unter Druck geraten. Länder, die sich in US-Dollar verschuldet haben, könnten unter einem Anstieg des Greenback leiden; es wird für sie teurer, die Verbindlichkeiten zu bedienen. Solche Fonds könnten auch darunter leiden, dass Anleger Geld abziehen und im Gegenzug in Fonds investieren, die auf Hartwährungsobligationen setzen.
Umgekehrt könnten sich die negativen Folgen für Schwellenländer-Währungen bei einem behutsamen Vorgehen der Fed im Laufe des kommenden Jahres in Grenzen halten. Allerdings sieht es derzeit eher nicht so aus, als wäre der Zinserhöhungszyklus auf dem derzeitigen Niveau „eingepreist“ - zu groß erscheinen die Risiken einer protektionistischen US-Politik unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump. Der dramatische Einbruch des mexikanischen Peso unmittelbar nach dem 8. November ist ein Menetekel für Bond-Portfolios für lokale Währungen.