Fondsanlegern entgeht durch überflüssiges Trading wertvolle Performance -- sie kaufen, wenn die Märkte einen guten Lauf hatten und verkaufen, wenn die Märkte, auf denen sich ihr Fonds bewegt, eine Korrektur erleiden. Wie die umfassende Marktanalyse „Mind the Gap 2016 -- Europe“ zeigt, haben Investoren europaweit in den vergangenen fünf Jahren (per Ende Juli 2016) pro Jahr 34 Basispunkte weniger erwirtschaftet, als es die eigentliche Performance ihrer Fonds, ausgedrückt durch den Total Return, nahelegt.
Zur Erinnerung: Die so genannte „Performance-Lücke“ (Return Gap) stellt den Unterschied zwischen der (allseits bekannten) zeitgewichteten Rendite und der (unter Privatanlegern kaum bekannten) geldgewichteten Rendite dar. Erstere ist die „offizielle“ Fondsperformance, auch Total Return genannt. Sie spiegelt allerdings nur die Erfahrung des Buy-and-hold-Anlegers wider, den es mutmasslich immer seltener gibt. Die geldgewichtete Rendite bringt dagegen die Transaktionsebene des Anlegers in Gestalt von Mittelzu- und -Abflüssen ins Spiel. Sie beantwortet gewissermassen die Frage: „Wie war die Rendite der Geldeinheit, die über einer bestimmten Periode in einem bestimmten Fonds steckte?“ Der so genannte Investor Return erfasst also keinen spezifischen Anleger, kommt allerdings der Erfahrung des Durchschnitts-Investors recht nahe.
Bereits 2005 haben unsere Kollegen in den USA die erste „Mind the Gap“ Untersuchung vorgelegt. Wir folgen nun mit einer ersten umfassenden Analyse des europäischen Fondsmarkts. Kommen wir zur aktuellen Untersuchung. Wie die untere Graphik zeigt, war der Abstand zwischen dem Total Return und dem Investor Return im Bereich der alternativen Fonds am grössten – zu Ungunsten der Anleger. Kapitalgewichtet lag der Total Return hier annualisiert zwischen 2011 und 2016 um 58 Basispunkte über dem Investor Return. In dieser Übersicht wurden Immobilien-, Rohwaren- und Wandelanleihefonds der Grossgruppe der alternativen Fonds zugeschlagen.
Bei Aktienfonds belief sich die „Rendite-Lücke“ auf überdurchschnittlich hohe 39 Basispunkte. Am geringsten war der Abstand bei Obligationenfonds. Hier war der Total Return um nur 20 Basispunkte pro Jahr höher als die geldgewichtete Rendite, ausgedrückt durch den Investor Return.
Graphik: Total Return versus Investor Return auf Ebene der Asset Klassen
Kommen wir nun zur Ebene der Fondskategorien. Hier haben wir zahlreiche Morningstar Kategorien zu zwölf Grossgruppen gebündelt und – wiederum kapitalgewichtet – die Rendite-Lücke ermittelt.
Besonders schwach fällt der Investor Return bei konzentrierten Fondskategorien aus, wie die untere Graphik zeigt. Als konzentrierte Gruppen bezeichnen wir an dieser Stelle Fonds mit engen Anlageuniversen wie Sektor- oder Einzelländerfonds. Der Investor Return der konzentrierten Schwellenländerkategorien („Concentrated EM“), die vor allem Einzelländerfonds umfassen, lag in den vergangenen fünf Jahren pro Jahr im Schnitt um 138 Basispunkte hinter dem Total Return. Bei Sektorfonds belief sich die Lücke auf 105 Basispunkte. Bei alternativen Fonds, die an dieser Stelle nur so genannte „Alternative UCITS“ bzw. „Liquid Alternatives“ umfassen und nicht Rohstoff-, Wandelanleihe- und Immobilienfonds, lag die Lücke ebenfalls bei jährlich 105 Basispunkten.
Graphik: Total Return versus Investor Return auf Ebene der Grossgruppen
Besser sieht es dagegen bei Fonds aus, die auf diversifizierten Schwellenländermärkten unterwegs sind und die in der oberen Grafik mit dem Stichwort „Diversified EM“ umschrieben werden. Hier lag der Investor Return nur 52 Basispunkte unter dem Total Return. Bei den beiden Bondfonds-Gruppen war der Investor Return vergleichsweise passabel – zwar fiel er ebenfalls negativ aus, die Lücke war allerdings deutlich unter den durchschnittlichen, bereits erwähnten 34 Basispunkten.
Interessanterweise lag der Investor Return bei konzentrierten Aktienfonds für Industrieländer, die ebenfalls vorwiegend die Einzelländer-Ebene betreffen, über dem Total Return. Das heisst, dass die Transaktionen der Anleger hier einen Mehrwert erbracht haben und ein Buy-and-Hold-Investor Nachteile hatte. Allerdings sollte dieser Effekt nicht überbewertet werden, da der positive Wert auf das Verhalten von Investoren in britischen Standardwertefonds beruht. Das ist ein Fondsuniversum, in dem sich vorwiegend britische Anleger tummeln. Über die Gründe für diese Outperformance der überwiegend britischen Fonds-Trader kann an dieser Stelle nur gemutmasst werden.
Doch wir wollen natürlich mehr als nur mutmassen. Im zweiten Teil des Artikels gehen wir auf die Frage ein, wie sich bestimmte Fonds-Merkmale, wie etwa das Fondsvolumen, die Fondskosten, die Aktiv-Passiv-Frage, die Qualität des Fondsanbieters und die Volatilität der Fonds zum so genannten Return Gap verhalten. Lesen Sie hier weiter.