Anleger setzen im August verstärkt auf Obligationenfonds

Etabliert sich ein neuer Post-Brexit-Trend in Europa? Schwellenländer-Investments bleiben gefragt. Auch Indexfonds setzen ihren Siegeszug in Europa fort. Der monatliche Morningstar Absatzbericht für Anlagefonds.

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Anleger in Europa haben ihre Portfolios im August verstärkt auf Obligationenfonds ausgerichtet. Im vergangenen Monat wurden netto 23,6 Milliarden Euro in Bond-Fonds investiert. Das liegt über dem bereits hohen Juli-Niveau von 22 Milliarden Euro und markiert sogar den höchsten Stand seit April 2013. Diese hohen Zuflüsse erfolgten im Zuge des Brexit-Votums in Grossbritannien, auf den die Bank of England mit einer geldpolitischen Lockerung reagierte. Die hohe Nachfrage erinnert an den Run auf Bonds-Fonds in den Jahren 2012/13 und in den ersten Monaten 2015, als die Notenbanken in den USA bzw. in der Eurozone ihre QE-Programme vorantrieben. Ob sich diese hohen Zuflüsse in Rentenfonds noch weiter fortsetzen, ist angesichts der unklaren Zins-Perspektive in den USA spannende Frage.

Fest steht allerdings, dass in diesem Umfeld Aktien für Fondsanleger eine zutiefst unbeliebte Asset-Klasse bleiben. Aktienfonds verbuchten im August Nettoabflüsse in Höhe von 4,1 Milliarden Euro. Insgesamt flossen europäischen Aktienfonds (ex ETFs) in den ersten acht Monaten 71,7 Milliarden Euro ab. Allerdings bleibt der Publikumsfondsmarkt tief gespalten: Nichtbörsennotierte Aktien-Indexfonds sahen im laufenden Jahr 10,6 Milliarden Euro an Nettomittelzuflüssen, Aktien-ETFs büssten 1,9 Milliarden Euro ein, was den Absatzerfolg passiver Aktienvehikel nur geringfügig dämpft. Nach wie vor ist der Trend zu passiven Aktien-Investments in Europa ungebrochen.

Unverändert bleiben gemischte und alternative Fonds die Stütze der Branche der aktiven Asset Manager. Sie verzeichneten im August Zuflüsse von 5,17 Milliarden bzw. 2,75 Milliarden Euro.

Geldmarktfonds sahen im vergangenen Monat Zuflüsse von 12,7 Milliarden Euro, was angesichts des Negativzinsumfelds für einen Risk-off Modus vieler Anleger spricht.

Tabelle: Die Mittelzuflüsse in Publikumsfonds im August (ex ETFs, Dachfonds und Feeder Fonds)

Europe Flows 201608 Table 1 Broad Categories

Ein Blick auf die einzelnen Fondskategorien zeigt, dass Schwellenländer-Investments das Gebot der Stunde bleiben. Drei der zehn am stärksten nachgefragten Fondskategorien betreffen Schwellenländer-Investments. Global investierende Schwellenländer-Aktienfonds verzeichneten mit einer Nettovertriebsbilanz von 3,0 Milliarden Euro die höchsten Zuflüsse auf Kategorie-Ebene. Schwellenländer-Bond-Fonds für US-Dollar Papiere und solche für lokale Währungen landeten mit Zuflüssen von 2,1 Milliarden bzw. 2,03 Milliarden Euro auf Rang drei und vier der Ranking-Liste.

Aus der unteren Tabelle geht hervor, dass die Nachfrage nach Obligationenfonds im August breit gefächert war: Neben Schwellenländer-Bonds gingen Kurzläuferfonds, diversifizierte Produkte und Corporate Bond Fonds hohe neue Mittel zu.

Tabelle: Die Kategorien mit der höchsten Nachfrage im August

Europe Flows 201608 Table 2 Categories Largest Inflows

Europäische Aktienkategorien bleiben dagegen höchst unbeliebt, wie die untere Tabelle zeigt. Nach wie vor werden europäische Standardwerte-Kategorien stark verkauft. Dabei tun sich britische Investoren offenbar besonders hervor: Die Kategorie Standardwerte Europa ex Grossbritannien musste mit Abflüssen von 1,2 Milliarden Euro die höchsten Rückgaben verkraften. Diese Kategorie wird typischerweise von Investoren aus Grossbritannien angesteuert, ebenso wie britische Standardwertefonds, die mit knapp einer Milliarden Euro ebenfalls hohe Abflüsse verkraften mussten. Auch Japan- und Eurozonen-Standardwertefonds standen unverändert auf der Verkaufsliste von europäischen Investoren.

Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen

Europe Flows 201608 Table 3 Categories Largest Outflows

Auf Ebene der Fondsanbieter blieb Nordea erneut weit vorn. Die Skandinavier konnten erneut von der hohen Nachfrage nach dem Mischfonds Nordea Stable Return profitieren. Da dieser Fonds jedoch Anfang September für Neuanleger geschlossen wurde, steht zu vermuten, dass die Dynamik der Zuflüsse künftig gedämpft werden wird (Altanleger drängen nach wie vor in diesen Fonds, der per Ende September an der 20-Milliarden-Euro-Marke kratzt).

Auch PIMCO, Amundi und HSBC zählten zu den August-Gewinnern. HSBC konnte wegen der hohen Nachfrage nach Japan-Indexfonds eine bis dato negative Vertriebsbilanz 2016 umkehren.

Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen

Europe Flows 201608 Table 4 Providers Largest Inflows

Franklin Templeton markierte im August das Schlusslicht unter den europäischen Fondsanbietern. Allerdings waren die Abflüsse von 1,3 Milliarden Euro geringer als in den Vormonaten. Im laufenden Jahr verloren die US-Amerikaner 14 Prozent ihrer Assets aufgrund von Mittelabflüssen. Dabei mussten die global anlegenden Rentenfonds das Gros der Abflüsse hinnehmen.

Schlimmer erwischte es 2016 nur den unabhängigen Asset Manager Alken, der sich auf europäische Investments spezialisiert. Die Fonds des von Nicolas Walewski im Jahr 2005 gegründeten Hauses leiden unter einem Performance-Problem, was zu einem Asset-Verlust von 39 Prozent seit Jahresanfang führte.

Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Abflüssen

Europe Flows 201608 Table 5 Providers Largest Outflows 

Der Nordea Stable Return arbeitete sich im August im Ranking der grössten Publikumsfonds dank Zuflüssen von 1,65 Milliarden Euro weiter nach vorn. Dieser Megafonds hat wie kaum ein anderer einen Wachstumsschub erlebt. In den ersten acht Monaten des Jahres steigerte er mittelflussbedingt sein Vermögen um phänomenale 126 Prozent. In diesem Zeitraum gingen ihn zehn Milliarden Euro zu.

Weiter wachsen konnte auch der DWS Top Dividende, für den im August neue Anteilsscheine im Wert von 320 Millionen Euro ausgegeben wurden. In diesem Jahr gingen dem von Thomas Schüssler verantworteten Fonds 2,14 Milliarden Euro zu, eine Wachstumsrate von sehr ordentlichen 14,7 Prozent.

Indes mussten der Carmignac Patrimoine und der M&G Optimal Income Fund mit 26 Millionen bzw. 58 Millionen Euro relativ leichte Abflüsse hinnehmen. Für letzteren waren dies die niedrigsten Abflüsse in einem Monat, seitdem im April 2015 die Verkaufswelle den Fonds erfasste, der aufgrund seiner konservativen Haltung gegenüber seiner Peer Group absackte.

Tabelle: Die Vertriebsbilanz der grössten Fonds in Europa (ex Geldmarkt)

Europe Flows 201608 Table 6 Largest Funds

 

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Über den Autor

Matias Möttölä, CFA

Matias Möttölä, CFA  ist Analyst und Redakteur bei Morningstar