Eigentlich kommt die Entwicklung nicht überraschend: Angesichts der mageren Ausbeute aktiver Fonds, die in globale und amerikanische Standardwerte investieren, haben entsprechende Underlyings für passive Produkte Hochkonjunktur. Der S&P 500 ist der beliebteste Index in Europa, wenn man das Vermögen, das in ETFs und anderen Indexfonds steckt, zum Maßstab nimmt. Per Ende März 2016 waren in diesen Vehikeln 55 Milliarden Euro investiert, davon waren 77% in ETFs investiert, nicht-börsennotierte Indexfonds machten also nur 23% der Assets aus. Anleger, die schon sehr lange investiert sind, konnten sich über attraktive Renditen freuen, und das Fünf Sterne Morningstar Rating, das die meisten passiven Fonds auf diesen Index aufweisen, zeugt von einem überdurchschnittlichen Risikoprofil. Mit Berücksichtigung der jüngsten Volatilität und des Ausverkaufs an den Börsen 2007 und 2008 liegt der wohl bekannteste Index weltweit nach zehn Jahren mit jährlich gut 7% deutlich im Plus (gerechnet in Euro).
Wie aus unseren Daten hervorgeht, ist der MSCI World der zweitbeliebteste Index. Der Name ist mit Blick auf die Länderallokation vielleicht nicht ganz zeitgemäß. Immerhin machen amerikanische Aktien rund 60% im MSCI World aus, gefolgt mit großem Abstand von japanischen Titeln (8,4%) und Aktien Großbritannien (7,2%). Die übrigen 20 entwickelte Märkte (gemäß MSCI-Definition) kommen auf eine Gewichtung von knapp 25%. Das USA-Übergewicht schlägt auf der Performance-Seite mit einem jährlichen Plus von 4,9% in den vergangenen zehn Jahren nicht ganz so stark durch wie beim S&P 500. Von den 45 Milliarden Euro an Assets befanden sich per Ende März 40% in ETFs, 60% entfielen auf nicht-börsennotierte Indexfonds.
Auf Platz drei folgt der Euro STOXX 50, den ETFs- und andere Indexfonds mit einem Vermögen von gut 35 Milliarden Euro abbilden. Die 50 Titel kommen vornehmlich aus Frankreich (37%), Deutschland (32,2%) und Spanien (10%). Die Wertentwicklung des Euro-Index war in der Vergangenheit längst nicht so beeindruckend wie die des S&P 500 oder MSCI World: seit April 2006 liegt das jährliche Plus bei 0,6%, der maximale Verlust ist mit 54% etwas ausgeprägter als bei den beiden oben genannten Indizes. Die Eurokrise hat hier also klar ihren Tribut gefordert.
Mit Blick auf europäische Länderindizes ist der britische FTSE All Share Index der bei Anlegern mit 26 Milliarden Euro der mit Abstand beliebteste, es folgen der Schweizer Standardwerte-Index SPI (19,6 Milliarden Euro) sowie der DAX (17,6 Milliarden Euro). Der wichtigste Anleiheindex nach Assets folgt erst auf Platz 13: Dem Barclays Euro Aggregate Corporate folgen Indexvehikel mit einem Vermögen von 10,2 Milliarden Euro, von denen ETFs mit 65% das Gros ausmachen. Dieser Index bildet die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen in Euro ab. Auf fünf und zehn Jahre lieferte der Index ein annualisiertes plus von 5,4% beziehungsweise 4,5%.
In den vergangenen Jahren sind Gold-Indexfonds im Vormarsch, die sich am Goldpreis der London Bullion Market Association orientieren. Anleger haben mittlerweile 20,6 Milliarden Euro in Gold-Indexprodukte investiert. Auch hier dominieren börsengehandelte Indexfonds (99,4%). Gold-Produkte konnten gerade im ersten Quartal des laufenden Jahres deutliche Mittelzuflüsse verzeichnen, wie weiter unten dargelegt.
Tabelle: diesen Indizes folgen die meisten Assets europäischer Anleger
Aktien Großbritannien und Aktien Schweiz: hier dominieren Indexfonds
Ein interessantes Phänomen ist, dass ETFs in zwei Märkten gegenüber klassischen Indexfonds Nischenprodukte darstellen: Großbritannien und die Schweiz. Diesen beiden Märkten gemein ist, dass in ihnen der Privatkundenvertrieb ohne Kickbacks auskommen muss. So genannte Retrozessionen sind in Großbritannien inzwischen qua Gesetz verboten; in der Schweiz haben sich die Banken vom Kommissionsmodell aufgrund zweier Urteile des Bundesgerichts ebenfalls weitgehend verabschiedet. Die Folge ist, dass in den Vermögensverwaltung nun typischerweise Indexfonds zum Einsatz kommen, die den Vorzug gegenüber schwerer zu handelnden ETFs bekommen, die für die Wealth Manager der beiden Länder typischerweise zweite Wahl sind.
Mittelzuflüsse: Anleger greifen 2016 bei Gold zu
In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verzeichnen wir bei ETFs und Indexfonds auf acht der Top-10-Indizes mehr Zu- als Abflüsse. Negativ ist die Quartalsbilanz lediglich bei Produkten auf den Euro Stoxx 50 sowie den DAX. Ersterer ist insbesondere im März bei Anlegern in Ungnade gefallen; es wurden gut 1,9 Milliarden Euro aus den Eurozonen-Trackern abzogen. Auf Jahresebene ist die Bilanz jedoch sehr positiv. Passive Produkte auf den Euro Stoxx 50 verzeichneten zwischen April 2015 und März 2016 Mittelzuflüsse von fast 6,5 Milliarden Euro. Der Großteil davon fällt auf ETFs (fast 6,3 Milliarden Euro), in nicht-börsengehandelte Indexfonds flossen auf Jahresebene somit nur rund 100 Millionen Euro. Im selben Zeitraum betrugen die Zuflüsse in nicht-börsennotierte Indextracker der beiden beliebtesten Indizes, S&P 500 und MSCI World, gerade mal die Hälfte beziehungsweise ein Drittel der gesamten Neuinvestmentes in passiven Produkten.
Des Anlegers Liebling waren in der jüngeren Vergangenheit jedoch eindeutig Gold-ETFs, in die Anleger zwischen Januar und März rund 3,5 Milliarden Euro investierten. Dabei entfielen die größten Mittelzuflüsse auf Januar und Februar 2016, im März flossen immerhin 752 Millionen Euro in entsprechende Produkte. Das Edelmetall ist eindeutig eine Domäne der ETFs.
Ebenfalls einen Aufschwung verzeichnen passive Produkte auf den MSCI Emering Markats Index. Im ersten Quartal investierten Anleger aus Europa hier rund eine Milliarde Euro netto. Auch bei diesem Index dominierten auf Jahressicht nicht-börsennotierte Indexfonds den Vertrieb.
Tabelle: Mittelzu- und Abflüsse bei den beliebtesten Indizes