Dachfondsmanager haben teils klare Präferenzen, was den Einsatz von ETFs angeht. Das zeigt unsere Untersuchung, in der wir die Portfolios von mehr als 800 Dachfonds berücksichtigten, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Massgeblich sind jeweils die Portfoliodaten zum Quartalsende, beginnend im Dezember 2013. Da viele Dachfonds ihre Portfoliodaten erst nach und nach liefern und wir ein möglichst exaktes Bild der Dachfonds-Landschaft zeichnen wollen, erfolgt die Gesamtauswertung mit einer Verzögerung von fünf Monaten. Das ermöglicht uns, über 95% der in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Dachfonds für unsere Auswertungen betrachten zu können.
Zusammen verwalteten sie per Ende September 2015 ein Vermögen von über 136 Milliarden Euro. Davon waren über 109 Milliarden Euro in andere Fonds, sogenannte Zielfonds, investiert. Das sind rund 16 Milliarden Euro mehr als noch sechs Monate zuvor. Im Folgenden geben wir einen Überblick darüber, in welche Morningstar Kategorien die Dachfondsmanager das meiste Vermögen anlegten und wo wir die grössten Veränderungen ausmachen konnten. Im Anschluss unterscheiden wir, bei welchen Investments Dachfonds eher auf ETFs setzen, und wo sie eher in aktiv gemanagte Fonds investieren. Zuletzt blicken wir auf das Anlageuniversum Aktien Schweiz und in wie beid entsprechende Zielfonds in den Dachfonds vertreten sind.
Dachfonds-Investments nach Morningstar-Kategorien
Schauen wir zunächst auf die Investments der Dachfondsmanager nach Morningstar Kategorien. Die unten abgebildete Tabelle zeigt die 15 Morningstar Kategorien, in deren Fonds die Dachfondsmanager per Ende September 2015 das höchste Vermögen in Euro investiert hatten. Sie umfassen sowohl aktiv gemanagte Fonds, als auch ETFs. Das gesamte Volumen in Zielfonds dieser Top-15-Kategorien beläuft sich per Ende September 2015 auf über 54 Milliarden Euro. Das entspricht rund 40% des gesamten Vermögens, das die 819 Dachfonds dieser Auswertung verwalten.
Das meiste Vermögen steckt in Zielfonds der Morningstar Kategorie Aktien USA Standardwerte Blend. Dachfonds waren hier per Ende September 2015 mit rund 6,2 Milliarden Euro investiert. Auch ein Jahr zuvor, sowie zum März 2015 war in dieser Kategorie das grösste Vermögen angelegt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Kategorien Obligationen Euro Ultra-Kurzläufer und Euro Geldmarkt. Zielfonds halten hier ein Vermögen per Ende September 2015 von jeweils rund 5,7 Milliarden Euro. In den vergangenen 18 bis 21 Monaten haben die Produkte aus beiden Cash-ähnlichen Kategorien bei Dachfondsmanager deutlich an Beliebtheit hinzugewonnen.
Tabelle: Die Top 12 Morningstar Kategorien nach Investments von Dachfonds
Bei Betrachtung eines längeren Zeithorizonts zeigt sich, dass Dachfonds-Investments in Geldmarktprodukte im Dezember 2013 noch bei einer Milliarde Euro lagen. Seit März 2015 schlugen die Vermögensverwalter zu und stockten in den folgenden sechs Monaten ihre Euro Geldmarkt Positionen um rund 150% auf von etwas mehr als zwei Milliarden Euro auf nun gut 5,7 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum liegt die durchschnittliche Wertentwicklung aktiver Fonds dieser Kategorie bei -0,05%.
Grafik: Entwicklung der Investments von Dachfonds nach Morningstar Kategorien
Auch Investments in sehr kurz laufende Euro-Obligationen erfuhren einen deutlichen Schub seit März vergangenen Jahres. Das investierte Vermögen zog von rund 2,5 Milliarden Euro auf über 5,7 Milliarden Euro an. Die durchschnittliche Weiterentwicklung entsprechender Fonds lag im selben Zeitraum bei -0,2%. Ein Grund für diese Entwicklung könnte die Zinspolitik der EZB sein. Seit September 2014 lag der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (0,05%) sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (0,3%) und die Einlagefazilität (-0,2%) unverändert und unattraktiv. Vergangenen Donnerstag sah Mario Draghi sogar erneut Handlungsbedarf, reduzierte sämtliche Zinssätze und weitete das Obligationenkaufprogramm um 20 Milliarden Euro pro Monat aus. Investments in Kurzläufer und Geldmarkt-Produkte können für Fondsmanager eine Möglichkeit sein, dem Strafzins der EZB zu entgehen und so anderweitig Geld zu parken.
Ein weiterer Trend, den wir ausmachen können, ist das zunehmende Interesse an Multistrategy-Produkten. Die Kategorie ist bei Dachfonds mittlerweile auf Platz elf vorgerückt. Im Dezember 2013 waren diese Produkte in Dachfonds-Portfolios quasi nicht existent. Das investierte Vermögen belief sich zu der Zeit auf gerade mal 257 Millionen Euro. 21 Monate später hielten Produkte der Morningstar Kategorie Alt-Multistrategy bereits ein Vermögen von über 2,8 Milliarden Euro aus Dachfonds. Von der Anzahl her griffen die Vermögensverwalter am häufigsten zum Global Absolute Return Strategies Fund von Standard Life Investments (43 mal in Dachfonds), zum DWS Concept Kaldemorgen (29), zum Jupiter Strategic Total Return (13) und dem Dach-Hedgefonds Franklin K2 Alternative Strategies Fund (12). Der ETF bildet den S&P Global Water Index ab, der sich aus 50 Unternehmen zusammensetzt. Es handelt sich dabei um Versorger oder Industrieunternehmen mit einem signifikanten Exposure im Wassergeschäft. Obwohl der Index „Global“ ist, Bilden Industrienationen den Kern, insbesondere die USA mit einer 40%-Gewichtung.
Bei nur einer der zwölf wichtigsten Kategorien ist das angelegte Vermögen weniger geworden: Noch im September 2014 waren Dachfonds mit fast drei Milliarden Euro in Schwellenländer-Fonds engagiert. Ein Jahr später ist dieser Betrag um gut 40% geschrumpft auf 1,78 Milliarden Euro. Zwischen beiden Betrachtungszeitpunkten haben Fonds der Morningstar Kategorie Aktien Schwellenländer im Durchschnitt jedoch nur 9% abgegeben. Aufgrund dieser Diskrepanz können wir davon ausgehen, dass Dachfondsmanager ihre Positionen bei Emerging Markets-Fonds reduziert haben müssen. Auch die Anzahl der Zielfonds ist von 637 auf 478 zurückgegangen.
Wenn Dachfondsmanager ETFs vorziehen
Aktive Fonds sind nicht immer die beste Wahl. Kürzlich berichteten wir darüber, wie aktive Fonds vergangenes Jahr gegenüber ihrem Morningstar Vergleichsindex abschnitten. Wir haben dies ausführlich anhand der wichtigsten Aktienkategorien nach verwalteten Vermögen dargestellt. In die Auswertung sind über 6.200 Aktienfonds eingeflossen, die in ganz Europa zum Vertrieb zugelassen sind (Outperformance 2015: Das Jahr der aktiven Fondsmanager). Wir mussten feststellen, dass gerade in einigen Standardwerte-Kategorien die Mehrzahl der Manager ihre Kategorie-Benchmark nicht outperformten. Dazu gehören US-Standardwerte Blend, die Kategorie, in die Dachfonds das grösste Vermögen investiert haben. Setzen sie hier eher auf passive Investments oder halten sie den aktiven Fondsmanagern die Treue?
Wir haben errechnet, wie hoch der Vermögensanteil (in Euro) ist, den Dachfonds jeweils nach den für sie grössten Kategorien in ETFs investiert haben. Die unten abgebildete Grafik zeigt, dass Dachfondsmanager per Ende September 2015 bei nur zwei Morningstar Kategorien einen Vermögensanteil von 50% oder mehr in börsengehandelte Indexfonds anlegten. Bei US-Standardwerte steckten von insgesamt 6,2 Milliarden Euro gerade mal die Hälfte in ETFs – ähnlich wie schon ein Jahr zuvor.
Grafik: Anteil des Dachfonds-Vermögens, das in ETFs investiert ist
Höher lag der ETF-Anteil nur noch bei Euro-Staatsobligationen. In bösengehandelten Indexfonds waren 61% von 3,36 Milliarden Euro investiert. Dachfonds setzten hier übrigens am häufigsten auf den db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone (28), den db x-trackers II iBoxx Sovereigns Eurozone Yield Plus (22) und iShares eb.rexx Government Germany (15). Bei US-Standardwerten ist der S&P 500 der Lieblings-Index der Dachfondsmanager. Am häufigsten holen sie ihn sich mit ETFs von iShares (79), db x-trackers (32) und Vanguard (32) ins Portfolio. Der Morningstar Kategorieindex Russell 1000, den die meisten aktiven Fonds der Morningstar Kategorie Aktien USA Standardwerte Blend letztes Jahr nicht übertrafen, ist in nur einem einzigen Dachfonds zu finden.
Kaum auf ETFs setzten Dachfonds bei den beiden nächstgrösseren Kategorien Euro-Geldmarkt und sehr kurzlaufenden Obligationen in Euro. Der Anteil des Vermögens, das jeweils in ETFs investiert war, lag bei 0,7% beziehungsweise 5%. Auch bei globalen Dividendenfonds ist das Bild eindeutig: Von insgesamt 2,9 Milliarden Euro, die Dachfonds in entsprechende Produkte investiert hatten, steckten per Ende September vergangenes Jahr gerade einmal 2,9% in ETFs. Sie alle bilden den Global Select Dividend 100 Index ab. Blicken wir jedoch erneut auf die Outperformer, so liegt die Quote der aktiven Manager, die vergangenes Jahr den Morningstar Kategorieindex MSCI World High Dividend Yield übertrafen, bei nur 50%.
Einen recht kleinen ETF-Anteil können wir auch bei der zweitgrössten Aktienkategorie in Dachfonds ausmachen: Aktien Europa Standardwerte Blend (Vermögensanteil in ETFs: 18,7%). Wenn sich Dachfondsmanager hier für passive Produkte entscheiden, dann bilden diese am häufigsten den MSCI Europe (46 mal in Dachfonds), den STOXX Europe 600 (46) oder den STOXX Europe 50 (25) ab. Der zuerst genannte Index ist auch die entsprechende Kategorie-Benchmark. Vergangenes Jahr schafften es 73,5% der aktiven Fonds, diesen Index hinter sich zu lassen.
So investieren Dachfonds in Schweizer Aktien
Zum Abschluss schauen wir genauer auf das Schweiz-Engagement der Dachfonds. Auch wenn die Investments vergleichsweise gering sind, zeigt sich, dass das Interesse an Schweizer Standardwerte deutlich gestiegen ist. Die Wertentwicklung der entsprechenden Morningstar Kategorie liegt in den neun Monaten seit Dezember 2014 bei durchschnittlich -2,5%. Im selben Zeitraum stieg das investierte Vermögen in Fonds dieser Kategorie jedoch von gut 118 Millionen auf über 320 Millionen Schweizer. Wie die unten abgebildete Grafik verdeutlicht, ist bei Nebenwerten das Gegenteil der Fall.
Grafik: Entwicklung der Dachfonds-Investments bei Aktienfonds Schweiz
Wenn sich Investoren insgesamt für Schweizer Aktien interessieren, so dominieren passive Investments. Dies trifft auch auf Dachfonds zu, wie die Grafik unten zeigt. Knapp 57% des in Standardwerte investierten Vermögens steckt in ETFs. Sie bilden vornehmlich die Indizes SMI und SLI ab, wobei wir entsprechende ETFs 32 mal beziehungsweise sechs mal in Dachfonds ausmachen konnten. Bei den wenigen passiven Investments in Schweizer Nebenwerte griffen die Vermögensverwalter ausschließlich zum Index SMIM.
Grafik: Anteil des Dachfonds-Vermögens, das in ETFs investiert ist