Im ersten Teil haben wir uns im Detail die wichtigen Dividendenindizes und ihre Konstruktionsmerkmale vorgenommen (lesen Sie hier weiter). Kommen wir nun zu den ETFs, mit denen Anleger gezielt in Dividendenkönige investieren können. Der grösste in Europa beheimatete ETF kommt von State Street. Der SPDR S&P US Dividend Aristocrats ETF bildet den S&P High Yield Dividend Aristocrates NR ab. Das Volumen dieses Fonds liegt bei 2,06 Milliarden Schweizer Franken, obwohl er erst im Oktober 2011 aufgelegt wurde und damit zu den jüngsten Produkten unserer Auswahl zählt. Dieses stattliche Volumen überrascht auf den ersten Blick, da der ETF mit einer Ausschüttungsrendite von rund 2% bei weitem nicht zu den Top-Ausschüttern gehört. Hier dürfte das qualitative Screening --- die sehr lange Dividendenhistorie --- zu Lasten der Ausschüttungsrendite gehen. Das Vier Sterne Morningstar Rating zeigt ein überdurchschnittlich gutes Rendite-Risiko-Profil.
Tabelle: Eine Übersicht über die größten Dividenden-ETFs in Europa
Der zweitgrösste Dividenden-ETF ist der iShares UK Dividend. Er hält gut 1,15 Milliarden Franken, trackt Dividendentitel aus Grossbritannien und kommt vom Marktführer iShares. Die Ausschüttungsrendite zählt mit rund 5,7% zu den höchsten der aufgelisteten Indizes. Mit zwei Sternen zählt er indes zu den schwächeren Grossbritannien-Fonds.
Die zweithöchste Dividendenrendite erhielten Anleger im vergangenen Jahr mit asiatischen Aktien. Mit rund 5,6% wurden die Anlegergelder „verzinst“, wenn sie einen der beiden iShares-ETFs auf den DJ Asia Pacific Select Dividend hielten.
Eurozone liefert hohe Ausschüttungen
Insgesamt am zweitbeliebtesten sind bei Anlegern aber Dividendenaktien aus dem Euro-Raum. Anlegergelder in Höhe von rund 1,6 Milliarden Franken folgen dem Euro STOXX Select Dividend 30, enthalten in fünf ETFs (iShares, db x-trackers, Deka und ComStage). Platz drei in der Beliebtheitsskala belegt der STOXX Global Select Dividend 100. Die beiden in Europa beheimateten ETFs umfassen insgesamt 1,5 Milliarden Schweizer Franken, die Dividendenrendite liegt bei etwa 4,7%, während sie bei den reinen Europa- bzw. Euro-Raum-ETFs bei rund 4% liegt.
Der älteste Dividenden-ETF unserer Auswahl enthält nur deutsche Werte: Der iShares DivDAX-ETF ist seit April 2005 erhältlich und brachte per Ende Dezember 2015 insgesamt 560 Millionen Franken auf die Waage. Konkurrenz macht ihm seit 2011 der DivDAX ETF der Commerzbank-Tochter ComStage, die den Index synthetisch repliziert (iShares setzt auf eine physisch Replikation). Letztes Jahr konnten Anleger hier eine Ausschüttungsrendite von rund 3,2% einfahren. Ein Drei-Sterne-Rating zeugt indes davon, dass dieser ETF mit Blick auf das Rendite-Risiko-Profil nur Durchschnittliches zu bieten hat.
Die günstigsten und teuersten Dividenden-ETFs
Die günstigsten Möglichkeiten, in Dividenden-ETFs zu investieren, bieten die beiden synthetisch replizierenden Produkte von ComStage. Sowohl der DivDAX, als auch der Euro STOXX Select Dividend 30 sind jeweils für 25 Basispunkte zu haben. Der ETF auf den ausschüttungsstärksten Index, den FTSE UK Dividend Plus, schlägt mit 40 Basispunkten zu Buche. Am stärksten zur Kasse gebeten werden Anleger bei globalen Dividenden-ETFs. iShares beziehungsweise die Deutsche Bank stellen hier 46, beziehungsweise 50 Basispunkte pro Jahr in Rechnung. Ansonsten sind europäische Aktien-ETFs durch die Bank für 30 bis 40 Basispunkte zu haben. Die jeweiligen ETFs sind fast alle physisch voll replizierend. Eine Ausnahme bildet der französische Anbieter Lyxor, der den STOXX Europe Select Dividend 30 gegen 30 Basispunkte jährlich synthetisch abbildet.
Die beiden iShares-ETFs mit asiatischen Dividendenaktien folgen jeweils dem gleichen DJ-Index, unterscheiden sich bei den Kosten aber signifikant. Kein ungewöhnliches Bild bei einem Anbieter, der sich durch Akquisitionen vergrößert und nicht alle Produktdoppler konsolidiert hat. Für Anleger können steuerliche Gründe eine Entscheidung für oder gegen einen ETF durchaus von Belang sein; je nach Fondsdomizil kann die Quellensteuer mehr oder weniger vollständig zurückerstattet werden.
Wertentwicklung: Der Mangel an Diversifikation kann nach hinten losgehen
Langfristig die beste Wertentwicklung hat der grösste ETF unserer Auswahl gezeigt. Mit einem jährlichen Plus von 11,8% seit 2011 liegt der amerikanische Dividendenaristrokrat deutlich vor globalen, asiatischen und europäischen Dividenden-ETFs. Noch deutlicher ist der Performance-Unterschied auf drei Jahre gesehen: Mit den Dividendenkönigen aus dem S&P500 konnten Anleger seit 2013 pro Jahr 11,3% verdienen und damit zwei bis drei Mal so viel wie mit europäischen Werten. Allerdings hat die Dollarstärke dem Anleger in der Schweiz mit in die Hände gespielt, denn in US-Dollar liegt hier das jährliche Plus bei nur 8,7%.
Unter den Produkten mit Europa-Fokus liefen auf drei Jahre die Indizes respektive ETFs mit Aktien des Euro-Raumes am besten. Pro Jahr haben sie rund 4,3% gut gemacht. Auf eine Sicht von fünf Jahren liegen für Anleger in der Schweiz allerdings Dividendentitel aus Grossbritannien mit einem jährlichen Plus von 7,4% ganz vorne. Börsengehandelte Indexfonds mit Europa-Fokus, die zudem Aktien aus Grossbritannien und der Schweiz enthielten, liegen auf drei und fünf Jahren mit gut 3% bis 4,8% im Plus. Das Performance-Schlusslicht bilden die asiatischen Werte, die seit 2013 pro Jahr sogar um gut 6,8% abgegeben haben.
In der Gesamtbetrachtung mussten Anleger des DJ Asia Pacific starke Nerven mitbringen, zumal es auf eine Sicht von drei Jahren zwischenzeitlich um mehr als 28% nach unten ging bei einer Volatilität von fast 19%. Nur der wenig diversifizierte DivDAX verlangte Anlegern noch mehr ab: Mit einem maximalen Drawdown von 23,7% und einer Volatilität von rund 22% in den vergangenen drei Jahren ist der DivDAX sogar unruhiger als der deutsche Leitindex. Ein wesentlicher Grund liegt auf der Hand: das hohe Gewicht der Autobauer. Per Ende Juli 2015 lag das Gesamtgewicht von BMW, Daimler und VW im Index bei 20%, letztere machte 5,1% aus. Per Ende 2015 lag das Gesamtgewicht der Autobauer sogar bei 25% (Volkswagen: 6,6%).
Fehlstart 2016 –Dividenden-ETFs zeigen sich von ihrer hässlichen Seite
Ein interessantes Bild zeigen die beiden linken Spalten unserer Performance-Übersicht. Alle ETFs schlossen das vergangene Jahr im Minus ab. Werfen wir jedoch einen Blick auf die 1-Jahres-Performance bis Mitte Januar 2015 bis Mitte Januar 2016. Sie zeigt die Tücke von Stichtagsbetrachtungen. Anleger in der Schweiz hatten gerade die sprunghafte Aufwertung des Franken von Anfang 2015 hinter sich, die bei Fremdwährungspositionen überwiegend hohe Verluste nach sich zog.
Heilt die Zeit alle Wunden? Das wissen wir nicht; fest steht allerdings, dass seitdem die Miese-Fremdwährungs-Performance nach und nach aus den Perfomrance-Bilanzen herausgerollt wird: Die Entwicklung der Fremdwährungen spielte Franken-Anlegern ab Mitte Januar 2015 dergestalt in die Hände, dass sie die schlechten ersten drei Wochen 2016 zumindest bei US- und breiteren Euroland-Investments kompensierte --- Euro-Investoren, die von der Franken-Aufwertung zunächst stark profitiert hatten, erwuchs aus der nachfolgenden Stabilisierung des Euro ein Nachteil. Wer in der Eurozone Mitte Januar auf Dividendentitel aus Grossbritannien (-3,3%) oder den DivDAX (-7,5%) setzte, ist bis heute noch im Minus. Gerade der DivDAX macht erneut auf sein erhöhtes Risiko aufmerksam und liegt sogar schlechter als der DAX (-1,5% zwischen Mitte Januar 2015 und Mitte Januar 2016).
Dividenden-ETFs sollten somit keinesfalls als kurzfristigen Sparbuch-Ersatz betrachtet werden. Wer in einen Dividenden-ETF investiert, der geht schliesslich das volle Aktienrisiko ein. Und was hilft eine Dividendenrendite von 3% oder sogar 5%, wenn die Wertentwicklung der ausschüttenden Unternehmen nicht stimmt und die reinvestierten Ausschüttungen des Vorjahres zunichte macht und im Zweifel sogar die Volatilität im Portfolio eher zu- als abnimmt? Investoren in Dividendenstrategien sollten nicht nur einen langfristigen Horizont mitbringen und in der Lage sein, zeitweise Dürrephasen an den Börsen auszuhalten, sondern vorher genau prüfen, ob die Indexlogik mit ihrer Risikoneigung bzw. Renditeerwartung übereinstimmt.