Die jüngste Zinserhöhung des US-Notenbank Fed wird an den amerikanischen Banken nicht spurlos vorbeigehen. JP Morgan ist insgesamt sehr gut aufgestellt, kämpft aber schon seit der Finanzkrise mit hohen Rechtskosten. Gerade erst im dritten Quartal 2015 fielen bei der Bank zusätzliche Rechtskosten in Höhe von 1,3 Mrd. USD an. Wir sind aber davon überzeugt, dass das Unternehmen seinen Aktionären in den nächsten zehn Jahren Wertzuwachs bescheren wird: Grund sind eine hohe Kundentreue, die immer robustere Kapitalausstattung, das weitverzweigte Filial- und Geldautomatennetz und der herausragende Kundenservice. Weiterhin wird der Umsatz vom erstklassigen Investment Banking und der Vermögensverwaltung getrieben.
Unseres Erachtens bietet die Größe der Bank Kunden klare Vorteile. Technologiekosten können beispielsweise auf einen großen Kundenstamm umgelegt und dadurch Skaleneffekte realisiert werden. Bestes Beispiel hierfür ist die Unterstützung von Apple Pay.
Anleger sollten aber beachten, dass Geschäftsbereiche wie Handel, Investment Banking und Asset Management stets zyklisch sind, ebenso wie das Kerngeschäft von JPMorgen: die Kreditvergabe. Gerade für den Kreditbereich vorteilhaft ist allerdings die seit einigen Jahren konservativere Kreditvergabepraxis, die Kreditverluste minimiert hat. Zudem spielen dem Bereich eine Aufhellung am Immobilienmarkt sowie moderates Kreditwachstum, höhere Zinssätzen und –margen in die Hände.
Gerade die jüngste Zinserhöhung in den USA um 25 Basispunkte und weitere potentielle Zinsschritte sind für die langfristige Bewertung der Banken ausschlaggebend. Das langfristige Zinsniveau ist Nämlich weitaus wichtiger als kurzfristige Zinsänderungen für die Fed-Einlagen. Wichtig ist zudem der weitere Kurs der US-Notenbank, wobei Marktteilnehmer zwei bis drei weitere Zinsschritte im kommenden Jahr 2016 erwarten.
Wir gehen davon aus, dass die Zinssätze entlang der Zinskurve dann unseren Prognosen für Wachstum der Gesamtwirtschaft und Inflation entsprechen werden. Als risikofreien Zinssatz nehmen wir 4,5% an, der den langfristigen Renditeannahmen zugrunde liegt. Ähnliches gilt für unsere Annahmen zur Inflation – hier liegt der Referenzsatz bei 2,0% bis 2,5%, entsprechend den Ziel-Inflationsraten der US-Notenbank. Hinzu kommt, dass der Einlagenzins der Fed zwar trotz der bevorstehenden Zinsentscheidung extrem niedrig sein wird, die Mitglieder jedoch seit der September-Sitzung „langfristig“ (nach 2018) für ihre Prognosen mit 3,5% rechnen.
Zinsänderungen dürften nicht zu nennenswerten Veränderungen unserer Fair-Value-Schätzungen für US-Banken führen. Bedeutender wären veränderte Erwartungen bei der langfristigen Wirtschaftsentwicklung oder der Inflation.
Den fairen Wert für eine JPMorgan Chase-Aktien sehen wir bei 64 US-Dollar. Am Dienstag, den 22. Dezember 2015, schlossen die Aktien in New York bei 65,68 Dollar und damit über unserer Fair Value Schätzung.