In der Vergangenheit haben wir aus verschiedenen Blickwinkeln den Trend von ETFs in Dachfonds beschrieben. Wir haben zunächst über die zunehmende Bedeutung von ETFs berichtet und aufgezeigt, in welchen Morningstar Kategorien Dachfondsmanager am häufigsten über ETFs investieren (Die Bedeutung von ETFs für Dachfonds). In einem zweiten Schritt haben wir uns nach Morningstar Kategorien angeschaut, wann Dachfondsmanager immer öfter zu ETFs greifen (Wenn Dachfondsmanager passive vorziehen). Zuletzt haben wir über die zunehmende Beliebtheit von Strategic Beta Produkten berichtet und welches die Favoriten bei Dachfondsmanagern sind (Strategic Beta bei Dachfonds immer beliebter).
Diesmal weiten wir den Blickwinkel noch etwas und schauen insgesamt, in wie weit Fondsmanager ETFs in ihre Portfolios holen. Wir beziehen uns dabei nicht nur auf Dachfonds – also Fonds, die 45% oder mehr ihres Vermögens in andere Fonds investieren. Wir inkludieren diesmal auch solche Fonds, die Beispielsweise in nur einen einzigen ETF investiert haben und ansonsten Aktien oder andere Investments halten.
Es ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich, wenn Fondsmanager börsengehandelte Indexfonds beimischen. ETFs eignen sich beispielsweise, um hohe Barreserven in den eigenen Vergleichsindex zu investieren. Ein Fonds ist somit nahezu voll investiert ohne zu stark von der Benchmark abzuweichen. Zudem sind ETFs günstig, diversifiziert und teils liquider als manche Aktien. Andere Gründe für den ETF-Kauf sind die taktische Asset Allocation, wenn Fondsmanager beispielsweise von einem ganzen Sektor oder einer Region wie Indien oder China überzeugt sind, und sich den breiten Markt ins Portfolio holen möchten. Morningstar Analyst Russel Kinnel meint, dass ETFs gerade für mache Fonds, die Sektorrotation betreiben oder Makro-Wetten eingehen, ein zentrales Element sein können.
Fondsmanager setzen vermehrt auf ETFs
Bei einem Ersten Blick auf das Vermögen, das andere Fonds in ETFs investiert haben, zeigt sich auf Jahressicht ein deutlicher Anstieg. Im März 2014 hatten Fondsmanager fast 20 Milliarden Euro in passive Produkte investiert, ein Jahr später sind es 25,7 Milliarden Euro. Dabei ist das Verhältnis zwischen regulären Fonds, Dachfonds und ETF-Dachfonds ähnlich geblieben: Von den bis Dato insgesamt gut 25 Milliarden Euro, die in Fondsmanager in ETFs investiert haben, kommen 23% bis 26% von regulären Fonds. Die übrigen drei Viertel stammen von Dachfondsmanagern.
Grafik: Investiertes Vermögen von Fonds in ETFs
Die höchsten Volumina sind in Aktien-ETFs investiert. Zwischen März 2014 und März 2015 ist das investierte Vermögen von 11,68 Milliarden Euro auf 16,22 Milliarden Euro angewachsen. Auf Platz zwei liegen Obligationen-ETFs: Vor 16 Monaten hatten Fondsmanager hier knapp 6 Milliarden Euro investiert, Ende März 2015 waren es bereits 7,2 Milliarden Euro. Am Dritthäufigsten werden Rohstoff-ETFs gewählt. Über den Betrachtungszeitraum ist das investierte Vermögen hier allerdings von 2 Milliarden Euro auf 1,8 Milliarden Euro zurückgegangen, was an der wenig erfreulichen Entwicklung der Rohstoff-Preise liegen dürfte. In Fondsportfolios finden sich primär ETFs, die die Preisentwicklung von Edelmetallen abbilden. Am zweitbeliebtesten sind breite Rohstoffkörbe, die grösstenteils aber vom Gold-, Silber- und Ölpreis beeinflusst werden. Die Performance dieser Rohstoffe war in den letzten Monaten alles andere als erfreulich. Rettungsanker war hier lediglich der schwächere Euro. Gut 55% bis 60% der Rohstoff-ETFs, die sich in anderen Fondsportfolios befinden, lauten auf US-Dollar, etwa 2% lauten auf Schweizer Franken, der Rest in Euro. Die hohe Quote ausländischer Währungen war deshalb von Vorteil, da die Gemeinschaftswährung seit Anfang des Betrachtungszeitraums gegenüber Dollar und dem Schweizer Franken deutlich nachgegeben hat und Euro-Anleger zusätzliche Kursgewinne bescherte.
Betrachten wir in drei wesentlichen Kategorien Aktien, Obligationen und Rohstoffe das Verhältnis zwischen regulären Fonds und Dachfonds, und wie häufig sie ETFs aus diesen Kategorien wählen. Über den Betrachtungszeitraum zwischen März 2014 und März 2015 ist das Verhältnis relativ stabil. Rund 20% des Vermögens, das Fonds in Aktien-ETFs investiert haben, kommt von regulären Fonds. Von allen Fonds, die ETFs halten, sind reguläre Fonds also in der Minderheit. Dachfonds sind hingegen die Hauptkunden. Ganz ähnlich ist es bei Obligationen-ETFs. Von den hier investierten sechs bis sieben Milliarden Euro, stammen rund 30% von klassischen Fonds. Der Löwenanteil des investierten Vermögens von 70% stammt aus Dachfonds. Umgekehrt ist das Bild bei Rohstoffen. Wie oben erwähnt, haben alle Fonds hier rund 2 Milliarden Euro in passive Produkte angelegt. Diesmal stammen etwa 70% von klassischen Fonds. Die unterschiedliche ETF-Wahl zwischen Dachfonds und klassischen Fonds wird bei einem Blick auf die Morningstar Kategorien noch deutlicher.
Grafik: nach Assetklassen investiertes Vermögen in ETFs
Aktien-ETFs: Indien und China häufiger in klassischen Fonds
Wie wir bereits berichtet haben, wählen Dachfondsmanager am ehesten ETFs aus den Morningstar Kategorien Standardwerte USA, Standardwerte Weltweit europäische Blue Chips sowie Euro-Obligationen. Nach Anzahl der gewählten ETFs sowie nach dem investierten Vermögen sind diese Kategorien in Dachfondsportfolios mit die beliebtesten. Im Wesentlichen gilt das auch für klassische Fonds, die andere Fonds und ETFs mit maximal 45% gewichten.
Es gibt aber auch einige Unterschiede zwischen beiden Fondsarten, was die Wahl der ETFs aus bestimmten Morningstar Kategorien betrifft. Bei Aktien haben klassische Fonds beispielsweise ETFs der Morningstar Kategorie Indien häufiger in den Portfolios. Per Ende März 2015 finden wir insgesamt 60 Indien-ETFs in Fondsportfolios insgesamt, 27 Davon allen auf Dachfonds, 33 auf klassische Fonds. Ein Jahr zuvor war das Verhältnis noch umgekehrt. Von insgesamt 47 Indien-ETF-Investments entfielen etwas über die Hälfte auf Dachfonds. Zwischen März 2014 und März 2015 haben Dachfonds diese Positionen aber abgebaut, während in normalen Fonds ein Zuwachs von Indien-ETFs zu verzeichnen ist. Ein Grund für diese Entwicklung könnte sein, dass Manager klassischer Fonds etwas mehr auf Indien und die Reformanstrengungen von Premierminister Narendra Modi setzen, und sich über ETFs ein generelles Exposure in diesen Markt holen, anstatt auf Einzelaktien zu setzen.
Auch Produkte der Morningstar Kategorie Aktien China A-Shares findet man häufiger in regulären Fonds. Entsprechende Positionen wurden gerade Ende 2014 bis Anfang 2015 deutlich ausgebaut. In Dachfonds waren ETFs mit Chinesischen A-Shares in diesem Zeitpunkt insgesamt 14 Mal zu finden. Fondsmanager, die 45% oder weniger in andere Fonds investieren, haben insgesamt 20 beziehungsweise 27 mal per Ende März 2015 bei China A-Shares-ETFs zugeschlagen. Dabei steckt das meiste Volumen in Produkten der Deutschen Bank: über 99 Millionen Euro haben andere Fonds per Ende März 2015 in den db x-trackers Harvest CSI300 INDEX UCITS ETF (DR) 1D sowie den db x-trackers CSI300 UCITS ETF 1C investiert.
Klassische Fonds setzen auf High Yield ETFs
Bei Anleihen sind ebenfalls vereinzelt Unterscheide auszumachen: ETFs der Kategorie High Yield Bond finden sich nicht in Dachfonds, sondern ausschliesslich in regulären Produkten. Insgesamt acht Fonds setzen hier entweder auf den iShares iBoxx $ High Yield Corporate Bond oder den SPDR® Barclays High Yield Bond ETF und haben zusammen gut 75 Millionen Euro investiert. In der Anleihe-Kategorie Anleihen EUR Ultra-short waren zu Beginn des Betrachtungszeitraumes etwas mehr Dachfonds als andere Fonds investiert und das Verhältnis lag bei 60 zu 40. Ein Jahr später, per Ende März 2015 finden sich Indexfonds Ultra-Kurzläufern in Euro zu gleichen Teilen in Dachfonds und normalen Fonds. Die Wahl der ETFs mit ultra-kurzlaufenden Euro-Obligationen hat sich nicht geändert. Am ehesten wählen Fondsmanager den PIMCO Euro Short Maturity Source UCITS ETF, weit vor dem iShares Euro Government Bond 0-1yr UCITS ETF.
Auf der anderen Seite gibt es auch ETFs aus Morningstar Kategorien, die sich ganz überwiegend in Dachfonds finden lassen. Hierzu gehören etwa Indexfonds mit Staatsobligationen in US-Dollar, die sich zu 90% bis 100% in Dachfonds finden lassen. Auch bei ETFs der Kategorien Staatsanleihen EUR, Obligatonen Weltweit inflationsgesichert oder Anleihen Schwellenländer in lokaler Währung sind die Käufer zwischen 80% und 90% Dachfonds.