Ford hat im Jahr 2013 einen Rekordwert an neuen Fahrzeugen auf den Markt gebracht und es geschafft, die Nachfrage deutlich zu steigern. Die Autos sind beliebt und für den US-Konzern besteht jetzt die Aufgabe darin, seine Marktanteile weiter auszubauen und die Traditionsmarke Lincoln als Luxusmarke zu etablieren. Jüngst wurden neue, vielversprechende Fahrzeuge auf den Markt gebracht, darunter zwei Modelle des beliebten Autosegments SUV: Ford Edge, Ford Explorer und Lincoln MKX. Zudem ist im Juni die Produktion des neuen und hochpreisigen Pick-Ups Ford F-150 angelaufen.
Der jüngste Umbau in der Modellpalette macht sich auch im Abschluss des zweiten Quartals bemerkbar. Ford legte glänzende Zahlen vor mit einem verwässerten Gewinn je Aktie bei 0,47 US-Dollar, das sind 10 US-Cent über den Konsensschätzungen. Der Fahrzeugabsatz blieb weitestgehend gleich – belastend wirkte hier der starke Dollar, durch den Exportgüter aus den USA für importierende Staaten teurer werden.
Ford konnte sich im abgelaufenen Quartal aber über den besten Quartalsgewinn im Automobilgeschäft seit 15 Jahren freuen. In Nordamerika sowie in der Region Asien-Pazifik wurden Rekordgewinne eingefahren. Die operative Marge im Automobilsegment stieg weltweit um 60 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr auf 7,2%. Der Vorsteuergewinn im Automobilgeschäft erhöhte sich um 9,5%. Außerordentliche jährliche Preissteigerungen von fast 1,2 Mrd. USD sowie positive Volumeneffekte von 426 Mio. USD kompensierten die höheren Rohstoff-, Engineering- und sonstigen Kosten sowie eine wechselkursbedingte Gewinnbelastung von 338 Millionen US-Dollar. Positiv für die Gewinnzahlen ist auch, dass Ford nicht mit massiven Rabatten um Marktanteile gekämpft hat.
Wir schätzen, dass das zweite Halbjahr 2015 noch besser als das erste sein wird.
Ein kleiner Dämpfer ist der Verlust von Marktanteilen, der im Berichtsquartal bei 0,3% lag. Angesichts der positiven Gewinnaussichten, der Tatsache dass Ford nicht in eine Preisschlacht einsteigt und eine operative Marge in Nordamerika von beeindruckenden 11,1% hat, können wir darüber aber hinwegsehen. Auf das Gesamtjahr ist eine operative Marge beim Nordamerika-Geschäft von 8,5% bis 9,5% auch aus unserer Sicht realistisch und entspricht den Vorgaben.
Unterstützung für diese Annahme kommt nicht nur von den neuen, gefragten SUVs. Bis 2016 will das Unternehmen 99% seiner weltweiten Produktion auf neun Kernplattformen laufen lassen. Im Jahr 2007 arbeitete das Unternehmen noch mit 27 Plattformen für die Fahrzeugproduktion. Das führt zu einer drastischen Kostenreduktion und höheren Skalengewinnen und letztlich auch zu Einsparungen an Entwicklungskosten im Milliardenbereich.
Traditionell kritisch für die Automobilbranche ist die Abhängigkeit des Fahrzeugabsatzes vom Wirtschaftszyklus. Zudem sind die potentiellen Streiks der Gewerkschaften ein eher langfristiges Problem – höhere Löhne würden dann die Unternehmenserträge schmälern. Ein Problem, mit dem sich die gewerkschaftsfreien Auto-Importeure in den USA nicht auseinandersetzen müssen. Auch die Ford-Aktie könnte im Zuge gesamtwirtschaftlicher Sorgen unter Druck geraten.
Dank der Neugestaltung der Modellpalette, der Beliebtheit, der sich Ford-Autos erfreuen und die angestrebte Effizienzsteigerung, schätzen wir die Aussichten für den amerikanischen Fahrzeughersteller weiterhin sehr optimistisch ein. Den fairen Wert je Aktie sehen wir deshalb bei 22 US-Dollar. Ford-Papiere notieren zum Börsenschluss am 5. August bei 14,80 US-Dollar.
Eine Erklärung der wesentlichen Kennzahlen und Kriterien zur Aktien- und Unternehmensbewertung finden Sie hier: Glossar Aktienresearch