Die weltweite Wirtschaftslage stimmt positiv für ein global diversifiziertes Aktienexposure. Industrienationen weltweit können ein langsames aber solides Wachstum vorweisen. Allen voran, die USA, die sich in der längsten Wachstumsphase seit 1945 befinden. Großbritannien ist hinsichtlich des Wirtschaftsaufschwungs das Glanzlicht in Europa. Und in Japan steigt das Verbrauchervertrauen. Eine günstige Möglichkeit für Anleger, auf Standardwerte in Industrienationen weltweit zu setzen, sind ETFs auf den MSCI World Index. Es gibt zahlreiche Produkte auf diesen Standardindex. Wir wollen uns heute die ETFs mit der längsten Performance-Historie näher anschauen.
Die Wirtschaftslage in führenden Industrienationen
Absolutes Schwergewicht hinsichtlich der weltweiten Aktienmärkte sind die USA. Die US-Wirtschaft hier hat sich in den letzten Jahren langsam aber stetig von der Finanzkrise erholt, und es gibt im Moment keine Anzeichen, dass sich das kurzfristig ändern wird. Die Wirtschaftsdaten haben zwar zu Jahresbeginn etwas geschwächelt – Marktteilnehmer haben das aber auf einen besonders harten Winter abgewälzt. Mittlerweile präsentieren sich wesentliche Zahlen wie Häuserverkäufe, Verbrauchervertrauen und die Arbeitslosenzahlen deutlich Robuster, und die FED-Chefin Janet Yellen stellt die Anhebung der Leitzinsen in Aussicht – die letzte Zinsanhebung war übrigens im Juni 2006!
In der Eurozone ist die Wirtschaftsentwicklung hingegen weniger stabil, wenngleich man sich auf einem Weg der Besserung befindet. Die Binnennachfrage ist aber zurückhaltend aufgrund der hohen Arbeitslosenzahlen und der unbefriedigenden Kreditvergabe. Positiv zu sehen sind aber der aktuell günstige Euro, der die Exportwirtschaft begünstigt, sowie günstigere Rohstoffkosten, welche die Produktion- und Lebenshaltungsosten senken.
Das Vereinigte Königreich hat eine bislang ordentliche Widerbelebung der Wirtschaft geschafft und ist im vergangenen Jahr um 2,6% gewachsen – stärker als jedes andere Land in Europa. Ausschlaggebend ist unter anderem die extrem lockere Geldpolitik der Bank of England sowie schmerzhafte Strukturreformen, vor allem eine dramatische Verschlankung des öffentlichen Dienstes. Britische Unternehmen bereiten sich mittlerweile aber wieder auf eine Anhebung der Leitzinsen vor, was das Wirtschaftswachstum nicht abwürgen wird.
Unter den wichtigsten Industrienationen bereitet Japan Kopfschmerzen. Die Aussichten sind hier nicht ganz so vorhersehbar. Premierminister Abe hat es geschafft, die Deflation ein Stück weit zu bändigen und das Verbrauchervertrauen wieder herzustellen. Die zweite Anhebung der Mehrwertsteuer wurde auf das Ende 2015 verschoben, nachdem der erste Anstieg in 2014 zu einer Rezession geführt hat.
MSCI World Index
Der prominenteste Index auf weltweite Aktien umfasst aktuell 1.631 Standardwerte und mittelgroße Unternehmen. Er deckt damit gut 85% des frei verfügbaren Marktkapitals an Börsen in 23 Ländern ab, die der Indexanbieter MSCI als entwickelte Märkte klassifiziert. Die Gewichtung der Einzeltitel erfolgt nach deren Marktkapitalisierung. Die durchschnittliche Unternehmensgröße liegt bei gut 21 Milliarden US-Dollar. Das kleinste Unternehmen hat eine Größe von gut 250 Millionen US-Dollar, mit deutlichem Abstand wird das obere Ende von Apple markiert, mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als 770 Milliarden Dollar.
Der Index setzt sich im Wesentlichen aus Werten aus vier Ländern zusammen und ist von den USA dominiert: US-Aktien sind beinahe dreimal so stark gewichtet wie die nächstgrößeren Länderpositionen und machen gut 58% des Indexgewichts aus. Es folgen Unternehmen aus Japan (8,8%), Großbritannien (7,9%) und Frankreich (3,7%). Die Gewichtung der gesamten Eurozone liegt zwischen 15 und 19%.
Auf Sektorebene ist das Bild deutlich ausgewogener. Der MSCI World ist zu gut drei Viertel über Finanzwerte (20,6%), IT-Unternehmen (13,6%), Gesundheitsaktien (13,3%), zyklische Konsumwerte (12,8%) und Industrieunternehmen (10,9%) diversifiziert.
Die starke Repräsentation der USA zeigt sich auch in den Top-10-Werten, die zusammen ein Gewicht von 9,5% ausmachen. Der MSCI World ist damit auf Einzeltitelebene alles andere als kopflastig. Die fünf größten Positionen sind allesamt US-Konzerne: Apple (2,2%), Microsoft sowie Exxon Mobil (je 1%), Johnson&Johnson und die US-Bank Wells Fargo (je 0,8%). Die Überprüfung auf Zusammensetzung und Gewichtung des Index erfolgt im Dreimonats-Turnus. Alle sechs Monate wird die Gewichtung angepasst.
ETFs auf den MSCI World sind seit 2005 am Markt
Im Mai 2015 gab es insgesamt 27 ETFs, die den MSCI World abbilden. In unserer Auswahl haben wir uns ausschließlich auf Produkte konzentriert, die eine Historie von fünf Jahren und mehr haben. So können wir für Langfristinvestoren ein plastisches Bild der Produkt-Performance -- und des Risikos -- darstellen.
Tabelle: ETFs, die den MSCI World abbilden
Der älteste und zugleich größte ETF kommt von Marktführer iShares. Der ausschüttende ETF ist seit Oktober 2005 auf dem Markt und weist ein Volumen von 6,5 Milliarden Schweizer Franken auf. Er ist jedoch nicht mehr im Fokus von Investoren, da es längst günstigere MSCI-World ETFs gibt -- auch von iShares! Die jüngere Core-Variante, die im Jahr 2009 aufgelegt wurde und mit 20 Basispunkten jährlich sehr günstig daherkommt, ist eine veritable Alternative zum größten Produkt auf dem Markt.
Die nächstältesten MSCI-World ETFs kommen von Lyxor und db x-trackers, die ein Volumen von 1,4 Milliarden Franken beziehungsweise 2,24 Milliarden Franken haben. Vergleichsweise kleine sind hingegen die Produkte von Amundi, Source und der Commerzbank-Tochter ComStage mit Volumina zwischen 362 Millionen Franken und 611 Millionen Franken.
Kostenunterschiede von bis zu 0,3%
Bei der Darstellung der Kosten beziehen wir uns auf die Kennziffer KIID Ongoing Charge, die peut a peut die Kennzahl TER (Total Expense Ratio) ablösen wird. Bei beiden Werten handelt es sich um Kosten, die auf Fondsebene im Verhältnis zu deren Volumen anfallen. Der wesentlichste Unterschied ergibt sich bei den Kosten für Dachfonds; er ist somit wenig relevant für ETFs (Lesen sie hier mehr).
Die beiden ETFs von ComStage und iShares (Core) sind am günstigsten. Das war allerdings nicht immer so, iShares hat bei seinem Core-Produkt die jährlichen Gebühren erst 2014 um mehr als die Hälfte gesenkt. Zuvor lagen die Kosten auf dem gleichen Niveau wie beim heute teuersten ETF, dem ausschüttenden iShares MSCI World Dist.
Mit Kosten von 0,3% jährlich ist der UBS ETF MSCI World ebenfalls günstig. Die Schweizer haben im Zuge des allgemeinen Preiskampfes ebenfalls die Gebühren deutlich gesenkt. Mit 35 Basispunkten und 38 Basispunkten liegen die ETFs von Source und Amundi im Durchschnitt – Plain Vanilla ETFs auf den MSCI World jenseits der 40 Basispunkte dürften es künftig schwer haben, da die meisten Anleger inzwischen spitzbekommen haben, dass die relative Performance ihres Investments am stärksten von den Gebühren geprägt wird – bei ETFs kann man durchaus von determinieren sprechen!
Gleiche Benchmark bedeutet nicht auch gleiche Performance
Alle dargestellten ETFs tracken denselben Index, und daher möchte man meinen, dass sie eine identische Performance aufweisen sollten. Dem ist jedoch nicht so. Auf Jahressicht liegt der Unterschied zwischen dem schlechtesten und besten ETF bei 83 Basispunkten, wobei das Amundi-Produkt die beste Figur macht; der ComStage bildet bislang 2015 das Schlusslicht.
In der oben abgebildeten Tabelle finden Sie auch die Einjahresrenditen sowie die kumulierten Renditen der vergangenen drei und fünf Jahre. Während auf Jahressicht die Performances auf eine Differenz von bis zu 44 Basispunkten zusammen laufen, liegen die ältesten MSCI World ETFs auf drei Jahre um bis zu 1,21 %-Punkte auseinander. Bei einem Anlegehorizont von fünf Jahren beträgt der Unterschied bis zu 1,7 %-Punkte auf den gesamten Zeitraum gesehen. Dabei gehören die beiden günstigsten Produkte zusammen mit dem Amundi-ETF, der für 38 Basispunkte jährlich zu haben ist, zu den besten Performern.
Es lässt sich nicht sagen, dass ETFs mit höheren Gebühren am schlechtesten gelaufen sind. Zwar liegt der Kosten-Spitzenreiter von iShares, die ausschüttende Variante aus dem Jahr 2005, bei der Wertentwicklung gut zwei Prozent hinter seiner deutlich günstigeren Core-Version. Allerdings fanden die Kostensenkungen bei letzterem erst 2014 statt – die Kosten der ETFs heute sind also kein Spiegelbild für die Kosten innerhalb des fünfjährigen Betrachtungszeitraums. Übrigens lag in den vergangenen fünf Jahren der Source-ETF weit hinten, obwohl er mit seinen Kosten im Durchschnitt liegt. Er liegt allerdings 1,7 %-Punkte hinter dem Spitzenreiter, der Anleger sogar drei Basispunkte mehr pro Jahr kostet.
Schauen wir auf die Abweichungen zum Vergleichsindex MSCI World NR: Auf drei Jahre liegen alle ETFs marginale 0,1% bis zu 1,36% darunter und sind damit erwartungsgemäß schlechter gelaufen. Auf fünf Jahre ist die Abweichung deutlicher: der iShares Core sowie die ComStage- und Amundi ETFs liegen mit einem Minus von um die 1,1 - 1,2% am nächsten am Vergleichsindex. Satte 2,8% schlechter lief der eben genannte Source-ETF, gefolgt vom iShares Dist, der knapp 2,7% schlechter lief.
Beim Fondskauf nur die Billigen?
Heißt das, dass die billigsten ETFs auch die beste Wahl sind? Diese Frage, kann man nicht einfach mit „ja“ beantworten, denn bei der Indexreplikation spielen noch eine ganze Reihe anderer Faktoren eine Rolle, die Kosten verursachen und sich letztlich auf die Performance auswirken. Beispiele sind Handels-, Hedging- und Swap-Kosten. Während iShares den Index mit der Sampling-Methode physisch repliziert und UBS den Index physisch voll abbildet, wofür direkte Handelskosten anfallen, bilden die Produkte von Lyxor, db x-trackers, ComStage, Source und Amundi die Index-Performance mit einem Swap ab. Und auch der muss bezahlt werden! Wir ziehen uns deshalb auf die allgemeine Aussage zurück, dass die günstigen ETFs in jedem Fall die besten Startvoraussetzungen haben. Dabei dürften die Produkte begünstigt werden, die es schaffen, die höchsten Volumina auf sich zu vereinen.
Noch wichtiger als die Produktkosten sind jedoch die grundlegenden Fragen, die sich Anleger stellen sollten: Stellt der MSCI World mit seinem rund 60%igen Exposure in den USA die optimale Asset Allocation in einem Aktienportfolio dar? Auch wenn USA-Aktien heute keinesfalls so hoch bewertet sind wie der japanische Aktienmarkt 1989, sollten Anleger um die Risiken, vor allem die kurzfristigen auf der Währungsseite, Bescheid wissen. In den kommenden Wochen werden wir uns näher mit den Bestandteilen des MSCI World auseinandersetzen - Do-it-Yourself Anleger können somit entscheiden, ob sie auf nur ein Produkt auf der Aktienseite setzen sollen, oder aber es sich nicht anbietet, das Aktienportfolio selbst zusammenstellen und gemäß den eigenen Präferenzen von der MSCI World Gewichtung abzuweichen.