Vertrauen in Kaldemorgen-Strategie gestiegen - Fonds hochgestuft

Der DWS Concept Kaldemorgen trägt nunmehr im Morningstar Analyst Rating die Note "Bronze". Was Anleger über den Multistrategie-Fonds wissen sollten.

Ali Masarwah 09.10.2014
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Der DWS Concept Kaldemorgen trägt seit Anfang Oktober das Morningstar Analyst Rating "Bronze". Der Fonds wurde von der Note "Neutral" hochgestuft. "Unser Vertrauen in die Strategie ist gestiegen", schreibt Morningstar-Fondsanalystin Barbara Claus zur Begründung. Es handelt sich bei diesem im Mai 2011 aufgelegten Fonds um ein Produkt, das wir der Kategorie "ALT Multistrategie" zuordnen. Wie das Kürzel ALT andeutet, handelt es sich also um einen alternativen Fonds, der hedgefondsähnliche Strategien anwenden kann.

Diese Zuordnung hat Konsequenzen nicht nur für die quantitative, sondern auch für die qualitative Bewertung des Fonds. Zum quantitativen Aspekt: Aufmerksame Leser werden bereits bemerkt haben, dass der DWS Concept Kaldemorgen über kein Morningstar Sterne-Rating verfügt, auch wenn er längst eine Dreijahreshistorie aufweist.

Die "Alternativen" bekommen kein Sterne-Rating

Der Grund für die fehlenden Sterne ist banal: In den alternativen Fondskategorien vergeben wir prinzipiell kein Sterne-Rating - wir wollen keine Homogenität suggererieren, wo es sich faktische um eine (große) Summe von einzelnen Strategien handelt, die man nicht über einen Kamm scheren kann.

Auch für die qualitative Bewertung hat die Einstufung des Fonds in die alternative Multistrategie-Kategorie Konsequenzen. Zunächst hatten wir den Fonds im Herbst 2011 als "Not Ratable" eingestuft, zwischen April 2013 und September 2014 trug er nur die Note "Neutral", bevor er nun hochgestuft wurde. Grund für diese abwartende Haltung ist die fehlende Historie der Strategie und die Tatsache, dass Fondsmanager Klaus Kaldemorgen zwar eine langjährige - positive - Historie als Aktienfondsmanager aufweist, aber bis 2011 keinen Track Rekord als Manager einer alternativen Strategie vorweisen konnte.

Dies erklärt die Diskrepanz zwischen der Bewertung der von Kaldemorgen gemanagten Aktienfonds DWS Akkumula und DWS Vermögensbildungsfonds I, die bis November 2012 mit der zweitbesten Rating-Note "Silver" versehen wurden, und dem neuen Produkt. (Als der Wechsel bei den Aktienfonds von Kaldemorgen zu Andre Köttner angekündigt wurde, haben wir den DWS Vermögensbildungsfonds I und DWS Akkumula im Dezember 2012 "Unter Beobachtung" gesetzt; heute tragen die Ex-Kaldemorgen-Aktienfonds die Note "Bronze".)

Mischung aus Altbekanntem und neuem Terrain

Was Anleger über den DWS Concept Kaldemorgen wissen sollten: Einerseits kommen etliche der bereits bekannten Strategien von Klaus Kaldemorgen zu Tragen: Aktieninvestments sollen die Hauptperformance-Quelle des Fonds darstellen. Auch der ebenfalls bekannte Top-down-Ansatz des Routiniers wird angewendet. Die Aktienquote und auch die Gewichtung einzelner Branchen wird entsprechend seiner Einschätzung der makroökomischen Faktoren gesteuert. Kaldemorgen hielt auch im DWS Akkumula und DWS Vermögensbildungsfonds I zeitweilig Cash-Quoten von bis zu 25% in schwachen Aktienmarktphasen.

Doch den DWS Concept Kaldemorgen zeichnet etliches aus, was die Zuordnung des Fonds zur alternativen Multistrategie-Kategorie rechtfertigt. Kaldemorgen setzt nicht nur Bonds (vor allem Unternehmensanleihen) und Gold ein. "Auch relative Value- und Diversifikationsaspekte spielen eine Rolle. Zudem greift er auf Derivate zurück, um Marktchancen opportunistisch zu nutzen", schreibt Fondsanalystin Barbara Claus im aktuellen Rating-Bericht. Dazu gehören auch Short-Positionen auf Einzeltitel, Währungen und Indizes.

Im Summe lag die Aktienquote in der Vergangenheit zumeist zwischen 0 und 45%, negative Quoten gabe es nur in einzelnen Fällen. Im Ergebnis wurde seit 2011 das selbstgesteckte Ziel, zu 2/3 an der Performance des Aktienindex MSCI World zu partizipieren, nicht erreicht. "Gerade in anhaltenden Bullenmärkten wie 2012 und 2013 fällt es dem Fonds schwer, mit einem reinen Aktieninvestment mitzuhalten", heißt es im Rating-Bericht.

Allerdings punktete Kaldemorgen beim Risikomanagement - der Fonds partizipierte nur zu 25% an den bisherigen Verlusten am Aktienmarkt. Das günstige Risikoprofil wird deutlich am maximalen Verlust in den vergangenen drei Jahren: Die Retail-Tranche gab maximal um 1,65% (per Ende September) nach. Andere Multi-Asset-Fonds wie die Mischfonds Carmignac Patrimoine und Flossbach von Storch Multiple Opportunities mussten auf ihren Tiefs in diesem Zeitraum deutlich stärker nachgegeben.

Der DWS Concept Kaldemorgen wurde lange Zeit nicht aktiv vertrieben, insofern dürften die hohen Zuflüsse in den vergangenen 12 Monaten von rund 680 Millionen Euro auf die positive Bilanz von Klaus Kaldemorgen zurückgehen. (Dass der Fonds in den ersten Jahren wenig Geld auf sich ziehen konnte, zeigt, dass auch viele Vertriebskanäle Kaldemorgen keine Vorschusslorbeeren gewährten und zunächst eine abwartende Haltung eingenommen haben.)

Inzwischen zählt der Fonds mit einem Vermögen von 1,17 Milliarden Euro (per Ende September) zu den größeren Multi-Asset-Fonds am Markt, kommt aber noch nicht an das Volumen der bereits erwähnten Mischfonds heran, mit denen er sich im Vertrieb messen lassen muss. Doch inzwischen hebt die Deutsche Asset und Wealth Management (DeAWM) den Fonds im Drittvertrieb hervor, sodass man davon ausgehen kann, dass - eine fortdauernd gute Bilanz vorausgesetzt - das Vermögen Flow-bedingt steigen dürfte.

Die Kosten trüben das positive Gesamtbild etwas ein

 

Insgesamt fällt unser Urteil bei drei der fünf untersuchten Aspekte positiv aus: Investmentprozess, Performance und Fondsmanagement. Die Fondsgesellschaft DeAWM wird "Neutral" gewertet. Negativ fällt dagegen das Urteil zu den Fonds-Gebühren aus. Neben einer überdurchschnittlich hohen laufenden Gebühr von 1,61% fällt gegebenenfalls eine Performance-abhängige Gebühr von 15% des Mehrertrags gegenüber dem Geldmarktsatz EONIA an, der derzeit vernachlässigenswert ist und angesichts der im Fokus stehenden Anlageklassen keine adäquate Messlatte darstellt.

Die potenziell hohen Kosten schlagen sich auch auf das Gesamturteil zum Fonds nieder. "Für eine höhere Einstufung als Bronze fehlt uns aufgrund der noch begrenzten Historie und der Gebühren die Überzeugung", so Morningstar-Fondsanalystin Barbara Claus. 

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich