Die Fondsgesellschaft MainFirst Asset Management hat auf die Kritik an einer umstrittenen Aktientransaktion reagiert. Wie MainFirst am Donnerstag in einer Pressemitteilung vermeldete, hat der mehr als eine Milliarde Euro schwere Fonds MainFirst Top European Ideas seinen Anteil von 22,2% am Aktienkapital der MainFirst Holding AG verkauft. Käufer ist die Haron Holding AG, die von Luca Pesarini gehalten wird.
Der Flaggschifffonds von MainFirst hatte die Anteile an der Muttergesellschaft Ende März 2014 erworben. Auslöser für das Geschäft war der Ausstieg von MainFirst-Gründer Patrick Bettscheider im Februar 2014, der bis dahin auch Hauptaktionär des Finanzdienstleisters war. Bettscheiders Anteil von 56% wurde zunächst von den verbliebenen Partnern (Eigentümern) gekauft und dann an den MainFirst Top European Ideas weiterveräussert.
Das Für und Wider einer umstrittenen Transaktion
Wir begrüssen die Entscheidung, sich von den MainFirst-Anteilen wieder zu trennen, da wir deren Kauf durch den Fonds als potenziellen Interessenkonflikt kritisch sahen. (Mehr zu unserer Einschätzung lesen Sie hier) Zwar hatte sich die Fondsgesellschaft unter rechtlichen Gesichtspunkten nichts vorzuwerfen. Und auch als Anlageidee erschien das Investment vertretbar und im Einklang mit der verfolgten Anlagestrategie.
Allerdings ist der Fondsmanager des MainFirst Top European Ideas, Olgerd Eichler, auch Partner bei MainFirst. Für Außenstehende konnte somit der Verdacht aufkommen, dass die Partner von MainFirst mit der Transaktion erreichen wollten, dass das Anteilspaket und damit die Kontrolle über MainFirst in der ‚Familie‘ bleiben, ohne dass sie dabei alle Anteile halten müssten.
Institutionelle Anleger stimmen mit den Füßen ab
Die Entscheidung zur Veräusserung dürfte die Tatsache erleichtert haben, dass viele Investoren offenkundig als Reaktion auf diesen Deal ihre Anteile am MainFirst Top European Ideas zurückgegeben hatten. Aus den Morningstar Absatzdaten geht hervor, dass mit Bekanntgabe des Deals institutionelle Investoren in großem Stil Anteile an der C-Fondstranche zurückgegeben haben. Zwischen dem 25. April und 14. Juli flossen aus dieser Fondstranche gut 580 Millionen Euro ab. Insgesamt gingen allen MainFirst-Fonds laut den uns vorliegenden Daten im selben Zeitraum 560 Millionen Euro verloren. Die Zuflüsse in andere Fonds konnten also diesen Aderlass bei weitem nicht auffangen. Zeitweilig haben wir im Zuge der kritischen Berichterstattung der Medien auch substantielle Abflüsse aus den Privatanleger-Tranchen des Fonds ausgemacht.
Wie wir aus Branchenkreisen erfahren haben, war MainFirst-Fondsmanager Olgerd Eichler seit Bekanntwerden des umstrittenen Kaufs der Holding-Anteile durch den von ihm verwalteten Fonds gut damit beschäftigt, die Befürchtungen seiner institutionellen Kunden hinsichtlich der Wahrung der Anlegerinteressen zu zerstreuen. Dies dürfte ihn viel Zeit und Nerven gekostet haben, die er sonst dem Management seines Fonds widmet. Die hohen Abflüsse lassen den Schluss zu, dass der Unmut unter seinen institutionellen Investoren dennoch erheblich war. Wies die C-Tranche per 24. April ein Vermögen von 1,415 Milliarden Euro auf, brachte sie am 14. Juli noch 845,8 Millionen Euro auf die Waage. Bereinigt um Performance-Einflüsse verlor der Eichler-Fonds im zweiten Quartal insgesamt knapp ein Drittel seines per Anfang April gemessenen Fondsvermögens.
Käufer der MainFirst-Holding-Anteile ist ein „alter Bekannter“
Die Transaktion der MainFirst Holding AG und die Begleitumstände dürften letztendlich auch zur Entscheidung mitbeigetragen haben, die Anlagerichtlinien des Fonds dahingehend zu ändern, dass künftig nicht in Anteile von MainFirst oder verbundenen Unternehmen investieren wird. Auch diese Entscheidung begrüßen wir.
Interessanterweise ist auch der Käufer Luca Pesarini, der die Anteile über seine Haron Holding AG erworben hat, in der Fondsbranche kein Unbekannter. Er verwaltet im Ethna-AKTIV E mehr als sieben Milliarden Euro. Der konservative Mischfonds hat in der Vergangenheit ebenfalls schon in verbundene Unternehmen investiert. Jedoch gibt es solche Pläne in Bezug auf die MainFirst-Anteile offenbar nicht. Laut Angaben von Ethenea Independent Advisors, der Verwaltungsgesellschaft der Ethna-Fonds, ist die Investition der Haron Holding eine rein private Anlage von Luca Pesarini. Es gebe „überhaupt keine Pläne“, eine Verbindung mit Ethenea und den Ethna-Fonds herzustellen.