Den Anfang machte db X-trackers Anfang des Jahres. Die Deutsche Bank senkte bei vier ETFs die Gebühren auf 9 Basispunkte, was bei einem Produkt – dem ETF auf den FTSE 100 Index - einer Drittelung der laufenden Kosten entspricht. iShares wird bei sechs Fonds Gebührensenkungen von 5 bis 28 Basispunkten vornehmen. Im Zuge der Zusammenführung einiger USA-Aktien-ETFs werden die Gebühren für einen S&P 500-ETF des Marktführers sogar auf nur 7 Basispunkte gesenkt.
Die Anbieter verfolgen unterschiedliche Strategien bei den Kostensenkungen. Während die einen Querbeet die Kosten reduzieren, senken andere Anbieter die Gebühren selektiv. Auch wenn oft sogenannte Core ETFs, also ETFs, die üblicherweise den Kern eines Portfolios ausmachen, im Mittelpunkt der Gebührensenkungen stehen, sind die Einschnitte bei den Satelliten-Märkten, häufig am spektakulärsten. Amundi etwa reduzierte die Gebühren bei einem Schwellenländer-ETF um 25 auf 20 Basispunkte, was einem Schnitt um mehr als die Hälfte entspricht. Auch die Commerzbank halbierte die Gebühren ihres MSCI Emerging Markets ETF jüngst auf 0,25%.
Felix ETF-Anleger: Sinkende Kosten schlagen auf die Performance durch
Die Minimierung der Kosten ist der effektivste Schritt auf dem Weg zu langfristig höheren Renditen. Das Schöne ist, dass Sie als Anleger Ihre Investitionskosten besser kontrollieren können als alle anderen Aspekte der Kapitalanlage. Steht man vor zwei alternativen Fondsanlagen, von denen der aktive Fonds 1,5% kostet und der ETF 0,25%, dann ist für die Zukunft nur eines Gewiss: Für die erste Alternative zahlt man pro Jahr 1,25 Prozentpunkte mehr als für die zweite. Hoffnungen auf Outperformance des aktiven Fonds sind eben genau das: Hoffnungen.
Auch die Erfahrungen sprechen für günstige Produkte: Praktisch jede Studie, die wir über Fonds gelesen haben, gezeigt, dass Produkte mit höheren Gebühren eine niedrigere Rendite als Fonds mit geringeren Gebühren erwirtschaften. Die Kostenquote eines Fonds ist der stärkste Indikator für die zukünftige Fondsperformance - stärker als die Rendite der Vergangenheit und sogar stärker als unser quantitatives Sterne-Rating (obwohl die Kombination von geringen Kosten mit dem Rating gut funktioniert).
Allerdings vertreten wir bei Morningstar auch die Meinung, dass es bei der Produktauswahl auf eine Kombination mehrerer Faktoren ankommt. Und dass man bei den Kosten nicht nur die Management-Gebühr, sondern auch die Handelskosten und weitere, nicht auf den ersten Blick sichtbare Kosten beachten muss. Um die Kosten von ETFs angesichts der jüngsten Preissenkungswellen in den Gesamtkontext zu setzen, haben wir uns diese Woche die Kosten von globalen Schwellenländer-ETFs näher angesehen. Wie hoch sind eigentlich die Gesamtkosten bei diesen Investments, die nach allgemeiner Meinung kein Kerne Keranlage darstellen?
Tabelle: Die zehn größten Schwellenländer-ETF: Kosten und Performance
Die Performance der größten ETFs ist schnell abgehakt. Renditeseitig haben die Emerging Markets ETFs keine Bäume ausgerissen. In den vergangenen drei Jahren haben vor allem so genannte BRIC-Fonds und osteuropäische Aktien-ETFs Anlegern deutliche Verluste beschert. In diesem Jahr haben breit aufgestellte MSCI Emerging Markets ETFs wiederum die Nase vorn gehabt. Auf einen 3-Jahreszeitraum liegt zwischen dem besten und dem schlechtesten Produkt annualisiert 0,32%, was sich über den Gesamtzeitraum auf einen Renditeunterschied von fast einem Prozentpunkt akkumuliert.
Kommen wir nun zu dem den Kosten. Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
Deutsche Bank punktet bei den Handelskosten
Fangen wir mit den Handelskosten an. In den 30 Handelstagen vom 30. Mai bis zum 10. Juli war der db x-trackers MSCI Emerging Markets mit einem Spread von 8 Basispunkten im Handel am günstigsten. Auf den Plätzen folgt der iShares MSCI Emerging Markets mit 9 Basispunkten und der Lyxor MSCI Emerging Markets mit 10 Basispunkten. Interessant ist, dass der in Dublin aufgelegt iShares ETF auf den MSCI Emerging Markets einen Spread von 9 Basispunkten aufweist, während das in Luxemburg aufgelegte Pendant am selben Marktplatz mit einem Spread von 34 Basispunkten zu Buche schlägt. Genau hinschauen lohnt sich also.
Auch bei den Management-Gebühren lohnt ein Vergleich, insbesondere in Hinblick auf die jüngsten Kostenreduzierungen. So verlangt iShares mit 75 Basispunkten wesentlich mehr als Amundi, der, wie oben bereits erwähnt, die Kosten kürzlich auf 20 Basispunkte reduziert hat. Auch hier gibt es bei den beiden iShares wieder leichte Kostenunterschiede. Der in Dublin ansässige ETF ist 7 Basispunkte teurer.
Die Management Fee im Gesamtkontext
Auch bei der Kostenkennziffer Estimated-Holding-Costs sind die Unterschiede nicht zu knapp. So bietet der in Luxemburg aufgelegt iShares ETF auf den MSCI Emerging Markets mit minus 0,20 Basispunkten das potenziell beste Tracking. Am schlechtesten ist das Tracking vom iShares MSCI Emerging Markets Small Cap. In Anbetracht des illiquiden Referenzwertes und der physischen Abbildung ist dies jedoch wenig verwunderlich.
Um nochmal auf das eingangs erwähnte Argument einzugehen, dass die Management-Gebühren nicht der einzige Faktor bei der Produktauswahl ist. Das Argument ist zwar nach wie vor valide, aber eine Kostensenkung ist trotzdem für den Investor höchst relevant. Amundi stellt mit Abstand das günstigste Produkt am Markt. Die Estimated-Holding-Costs sind zwar nur Mittelmaß, jedoch spricht die Rendite dennoch für das Produkt. Fazit: trotz etlicher Kosten, von denen nicht alle für Anleger sichtbar sind, lohnt sich die Senkung der Management-Gebühren für den Investor. Immer.