„Im Zweifelsfall lieber die Notbremse ziehen“

Der Bantleon Opportunities zählt zu den stark nachgefragten konservativen Mischfonds. Im ersten Quartal 2014 geriet der Fonds in turbulentes Fahrwasser. Fragen an Bantleon-Vorstand Jörg Schubert. 

Ali Masarwah 16.04.2014
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Was ist los mit dem Bantleon Opportunities L und Bantleon Opportunities S? Die beiden konservativen Mischfonds zählen zu den heißen Favoriten im heiß favorisierten Segment der konservativen Mischfonds. Die stabilen Renditen der Vergangenheit haben beiden Fonds hohe Mittelzuflüsse beschert. Per Ende Februar lag das Vermögen der beiden Fonds bei über vier Milliarden Euro. Die Mittelzuflüsse in den letzten 12 Monaten beliefen sich dabei auf sehr hohen 1,75 Milliarden Euro. Den größeren der beiden Fonds erwischte es im ersten Quartal schwer. Der Bantleon Opportunities L verlor in den ersten drei Monaten 3,9%. Er lag damit 490 Basispunkte hinter der Peergroup und sogar 620 Basispunkte hinter seinem 75:25 Bond-Aktien-Index; eine sehr deutliche Underperformance nach allen Maßstäben, aber besonders schwer wiegt dieser Verlust bei einem konservativen Mischfonds. (Der kleinere Bantleon Opportunities S büsste 2,5% ein.) Anlass genug nachzuhaken. Fragen an Jörg Schubert, Vorstand der Bantleon AG. 

Herr Schubert, der Bantleon Opportunities L hat mit einem Verlust von 3,9 % in diesem Jahr die Peergroup der defensiven Mischfonds um gut 470 Basispunkte und einen 75:25 Bond-Aktienindex sogar um 600 Basispunkte underperformt. Woran lag das?

Schubert: Auslöser war unser Sicherheitsmechanismus, der uns vor starken Aktienmarktkorrekturen in Folge von nicht prognostizierbaren Marktereignissen schützen soll. Angesichts der zweimaligen 700-Punkte-Korrektur beim DAX wurde dieser Notausstieg zweimal ausgelöst - und das hat jedes Mal Performance gekostet.

Dass das Risikomanagementsystem Ihnen derart die Performance in einem per saldo seit Jahresanfang neutralen Aktienumfeld verhagelt, könnte Anleger verunsichern. Wäre es nicht opportun, die Stopp-Loss-Schwellen zu überprüfen? 700 Dax-Punkte klingen nach viel, aber das sind bei einem Indexstand von 9.600 Punkten deutlich weniger als 10%. Das ist nicht die Welt.

Unser Sicherungsmechanismus ist nicht an feste Schwellen gekoppelt, sondern misst die Abwärtsdynamik des Aktienmarktes bzw. erkennt Marktstörungen, wie sie häufig im Umfeld von exogenen Schocks entstehen. Hier wurde er ausgelöst durch die vermeintliche Währungskrise der Schwellenländer bzw. dem Ukraine-Konflikt. Solche Schockereignisse haben nichts mit der grundsätzlichen fundamentalen oder markttechnischen Verfassung der Aktienmärkte zu tun, können aber trotzdem heftige und nachhaltige Kurseinbrüche auslösen.

Alle Welt redet von systematischen Risikomanagement, aber sprechen die Ereignisse um den Bantleon Opportunities nicht für mehr diskretionäre Eingriffe und weniger Mechanistik?

Ob diese Entscheidungen im vorliegenden Fall diskretionär oder systematisch getroffen wurden, ist grundsätzlich erst einmal egal. Entscheidend ist, dass wir in diesen Bewirtschaftungsansatz im Zweifelsfall lieber die Notbremse ziehen, um Schlimmeres zu vermeiden. Die Alternative wäre sonst ein Aussitzen der Marktbewegung in der Hoffnung, dass nichts weiter passiert.

Bundesanleihen und DAX: Ist das nicht im heutigen Marktumfeld zu wenig bei einem Mischfonds? Müssten Sie den Bantleon Opportunities nicht in der Niedrigstzinsphase und hohen Aktienständen auf breitere Beine stellen?

Das Wesen des Bantleon Opportunities beruht nicht nur auf seinem Performance-Ziel sondern auf der Begrenzung der eingegangenen Risiken. Wer sich für diesen Fonds entscheidet, möchte bewusst nicht in jedem Anlagesegment dieser Welt investiert sein. Die von uns gewählten Anlageklassen reichen aus, um sowohl im Konjunkturaufschwung als auch im Abschwung optimal positioniert zu sein. Ein Konjunkturzyklus dauert in der Regel 36 Monate. Das ist der Zeitraum, im dem wir unser Performanceziel von durchschnittlich 6% pro Jahr für realistisch halten.

Die Fragen stellte Ali Masarwah

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich