Er gilt als „Charakterkopf“, hält nichts von kurzfristig orientierten Monumentum-Strategien und schwimmt auch gerne einmal gegen den Strom. Er ist ein opportunistischer Investor mit einer außergewöhnlichen Erfolgsbilanz. Und er hat keine Angst davor, seinen Fonds zum Schutz der Investoren zu schließen. All diese Eigenschaften machen Nicolas Walewski, Manager des Alken European Opportunities, zum European Equity Manager of the Year von Morningstar.
Aktuell sieht der Gründer von Alken Asset Management Chancen vor allem in seinem Heimatland Frankreich. "Hier sehe ich ein viel versprechendes Jagdrevier - denn unterhalb der Oberfläche gibt es viele Restrukturierungsgeschichten", so Walewski am Rande der Morningstar Europakonferenz in Amsterdam Ende vergangener Woche. Dass Restrukturierungs-Geschichten zum Erfolg führen zeigt laut Walewski die Entwicklung in Spanien. Hier hätten sich viele Unternehmen einer Rosskur unterzogen - mit Erfolg, wie der Verlauf der Aktienkurse in den vergangenen 24 Monaten zeigten. Entsprechend zählt der fanzösische Autozulieferkonzern Valeo zu den Top-Favoriten im Alken European Opportunities.
Auch die wenig angesagten deutschen Konzerne RWE, Commerzbank und die russische Gazprom zählen zu den Top-Aktien im Fonds - wobei er die letztere Position im Zuge der Ukraine-Krise "etwas abgebaut habe". Natürlich könne man mit solchen Investments falsch liegen, so Walewski weiter - folge man der Masse, seien die Chancen auf hohe Gewinne indes gering.
Dass Walewski „ein gutes Beispiel für verantwortungsvolles Management” sei, zeige sich an der aktuellen Schließung des Fonds für Neuinvestitionen, sagt Morningstar-Analyst Thomas Lancereau. „Walewski verzichtet auf Geld und Gebühren, um seine Anleger zu schützen.” Das ist einer der Gründe für die Ernennung von Walewski zum European Fund Manager of Year in der Kategorie „europäische Aktien“. Die Auszeichnung wurde ihm am vergangenen Donnerstag bei einer Abendveranstaltung im Rahmen der Morningstar Investment-Konferenz in Amsterdam verliehen. Ebenfalls in dieser Kategorie nominiert waren Tim Stevenson (Henderson Horizon Pan European Equity und Henderson Euro Trust) und Isabel Levy (Métropole Sélection).
Engagement
Nicolas Walewski blickt auf 20 Jahre Erfahrung in der Investmentbranche zurück. Seine Karriere begann er 1993 bei Crédit Lyonnais. 1999 wechselte er zur Bank Syz, wo er als Fondsmanager des Oyster European Opportunities Fund ausgezeichnete Ergebnisse erzielte. Im Dezember 2005 gründete Walewski dann Alken Asset Management und sammelte dort erfahrene und qualifizierte Mitarbeiter um sich. In den vergangenen fünf Jahren (bis Februar 2014) konnte der Alken European Opportunities die Konkurrenz deutlich abhängen. Lancereau fügt hinzu: „Wir schätzen es auch, dass Walewski , wie fast alle anderen in seinem Team, selbst Geld in den Fonds investiert hat. Das ist ein guter Weg, um den Investoren sein Engagement zu beweisen.“
Opportunistisch
Walewski geht beim Investieren weitgehend opportunistisch vor. „Sein Interesse gilt Branchen, in denen alle oder einzelne Unternehmen unterbewertet sind, Aktien ein Schattendasein führen oder Unternehmen sich Ertragsquellen erschlossen haben, die bislang keine Beachtung fanden. Ganz gleich, wie man seine Anlagestrategie nennen will: Walewski sucht nach Unternehmen, dessen Management seiner Meinung nach glaubwürdig ist und fähig, das hohe Ertragspotenzial des Unternehmens zu realisieren“, erklärt Lancereau. „Der Fonds verfolgt einen opportunistischen Anlagestil, der es ihm ermöglicht, auch über die Grenzen eines Index oder Anlagestils hinaus zu investieren, unabhängig von der Marktkapitalisierung. Der Alken European Opportunities ist eine gute Option für Investoren, die sich auch von einem gewissen Risiko nicht abschrecken lassen.”
Walewski versucht, überbewertete Aktien zu meiden, und manche seiner Investitionsentscheidungen wirken auf den ersten Blick ungewöhnlich. Beispielsweise als er nicht auf einen Superzyklus an den Rohstoffmärkten und Emerging Markets setzte. „Es ist beeindruckend, wie konsequent Walewski seinen Überzeugungen folgt“, sagt Lancereau über den diesjährigen Gewinner des Morningstar Award. „Die Tatsache, dass Walewski nicht in Schwellenländer investiert hat oder in Aktien von europäischen Unternehmen mit Bezug zur Rohstoffbranche, ist Beweis seines ganz eigenen Anlagestils. Er ist keiner, der auf den fahrenden Zug aufspringt oder mit dem Strom schwimmt.“
Die Vorsicht gegenüber den Schwellenländern hat sich im vergangenen Jahr ausgezahlt. Stattdessen hatte Walewski in Sberbank und Gazprom investiert, Unternehmen, denen er weiterhin positiv gegenüber steht. Er hält an den beiden Positionen fest, trotz der Krise in der Ukraine und den fallenden Kursen am russischen Markt. „Die Performance des Alken European Opportunities hat in den ersten zwei Monaten des Jahres 2014 nicht übermäßig gelitten, was das Können von Walewski beim Aufbau eines Portfolios unter Beweis stellt“, unterstreicht Lancereau.
Schwächen
Analyst Lancereau findet nur einen Kritikpunkt bei Walewski beziehungsweise beim Alken European Opportunities: Die Managementgebühr. „Die Performance-Gebühren werden quartalsweise berechnet, und nicht auf Basis des High-Watermark-Prinzips. Das ist nicht im Interesse langfristig orientierter Anleger – und das ist umso bedauerlicher, als dass Alken üblicherweise sehr auf seine Anleger eingeht, wie sich beispielsweise bei der zuvor erwähnten, zwischenzeitlichen Schließung des Fonds gezeigt hat. Trotzdem habe ich eine hohe Meinung von Walewski und dem Alken European Opportunities.” Der Fonds wurde mit dem Morningstar Analyst Rating „Silber“ ausgezeichnet. Demnach ist der Fonds in mehreren, aber nicht unbedingt allen fünf Kategorien des Morningstar Analyst Rating gut bewertet worden. Die fünf Kriterien sind Fondsmanagement, Investmentprozess, Fondsgesellschaft, Performance und Gebühren.