Schwellenländer rund um den Globus mussten in den vergangenen Monaten starke Abflüsse verkraften. 2013 zogen – vorwiegend internationale - Investoren insgesamt $10,4 Mrd. aus Schwellenländer ETFs ab, nachdem 2012 noch $54,6 Mrd. Zuflüsse verbucht wurden. Ist das Ende der Fahnenstange erreicht oder war das nur der Anfang?
Insbesondere das „Tapering“ der US-Zentralbank hat den Aktienmärkten der Schwellenländer kräftig zugesetzt. Darüber hinaus hat die OECD Ende letzten Jahres ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2014 um 0,4-Prozentpunkte auf 3,6 % gesenkt. Die Wirtschaft in einigen Schwellenländern schwächelt. Auch der Währungsverfall in den Schwellenländern hat den Märkten geschadet. Auch China, das Schwergewicht der Emerging Markets, schwächelt, wenn das Reich der Mitte auch nicht von ausländischen Geldflüssen abhängig ist. Vor allem der Bankensektor ein Brandherd. Lachse Regeln bei der Bankeneinlage und den Kreditzinsen haben zu einen Wettbewerb geführt, der die Gewinne der Banken stark reduziert hat.
Es gibt für Investoren mit einem langen Atem jedoch durchaus gute Gründe, um in China zu investieren. Die nächsten zwei Jahre werden für die zweitgrößte Volkswirtschaft zwar sicherlich eine Herausforderung, da eine Kreditkrise droht. Auf einen 5-10 Jahreszeitraum gesehen schaut China wieder durchaus attraktiv aus, da die Bewertungen derzeit recht günstig sind und der Konsum in Zukunft ein Zugpferd der Wirtschaft darstellen wird.
Viele Investoren glauben jedoch an die nachhaltigen Reformen des Landes und investierten im letzten Jahr 16% mehr als zuvor. Sollten Sie auch die positiven Aspekte sehen und einen langen Atem haben, bietet sich eventuell jetzt ein günstiger Einstieg.
Generell lässt sich der chinesische Aktienmarkt in Onshore-Aktien (A-Shares), die in Festland-China gelistete Unternehmen umfassen und die Offshore-Aktien (B-Shares), deren Unternehmen an ausländischen Börsen notieren, aufteilen.
Bei den sogenannten A-Shares handelt es sich um Unternehmen, die an den Börsen Shanghais and Shenzhens gelistet sind und auf Renminbi (RMB) lauten. Nur chinesische Investoren und ausgewählte ausländische institutionelle Anleger (so genannte Qualified Foreign Institutional Investors, QFII) dürfen in A-Aktien investieren. Allerdings ist der Zugang für Ausländer strikt limitiert.
Im Unterschied zu A-Shares sind B-Shares in Fremdwährungen gelistet. In Shanghai lauten die Kurse auf US-Dollar, in Shenzhen auf Hongkong-Dollar und steht ausländischen Investoren offen.
Investoren, die sich für ein Engagement in chinesische Aktien entscheiden, sollten zudem die Handelskosten nicht aus den Augen verlieren. Da europäische Investoren China-ETFs nur dann handeln können, wenn die Börsen in Hongkong, Shanghai und Shenzhen geschlossen sind, kommen nicht zu unterschätzende Handelsgebühren hinzu.
Insgesamt haben Investoren die Auswahl zwischen 13 Produkten, um an der Wertentwicklung von chinesischen Aktien teilzunehmen. Die Anbieter greifen hierbei auf die verschiedensten Indizes zurück, wobei sich die meisten auf den Offshore Markt konzentrieren.
Der Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) besteht aus Unternehmen, die an der Hongkonger Börse gehandelt werden (H-Aktien). Der Index berücksichtigt nur die größten Unternehmen, die auch im Hang Seng Composite Index (HSCI) vertreten sind. Der Index besteht derzeit aus 40 Aktien und ist nach der Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichtetet, wobei für jede Aktie eine Gewichtungsobergrenze von 15% besteht.
Der MSCI China Index ist ein Preisindex und deckt ca. 85 % der Marktkapitalisierung des zugrunde liegenden chinesischen Aktienmarktes ab. Derzeit besteht der Index aus ca. 140 Aktien.
Der FTSE China 25 Index besteht aus den 25 größten und liquidesten chinesischen Aktien (Red Chips und H-Shares), die an der Hongkonger Börse gelistet sind.
Ein weiterer Index auf chinesische Aktien ist der CSI 300 Index. Dieser Index besteht aus den 300 größten chinesischen Unternehmen, die in Shanghai und Shenzhen (A-Shares) in Yuan gelistet sind. Grundlage für die Gewichtung anhand der Streubesitz-Marktkapitalisierung sind die für internationale Investoren verfügbaren Aktien.
Auf Grund der vielfältigen Indexkonstruktionen ist es wenig verwunderlich, dass es bei der Rendite große Unterschiede gibt. So liegt die Performance in den ersten Wochen des Jahres beim iShares DJ China Offshore 50 bei -4,83%, während Investoren in den ComStage FTSE China A 50 ETF 12,56% ihres Investments verloren. Selbst über einen 3-Jahreszeitraum zeigen sich gewaltige Renditeunterschiede. So liegt die annualisierte Rendite auf der einen Seite der Skala beim db x-trackers MSCI China TRN Index bei -0,23%, während Investoren in den ComStage HSCEI ETF einen Verlust von 5,57% verbuchen mussten.
Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
Wie auch bei den Renditen gibt es auch bei den Spreads große Unterschiede. In den 30 Handelstagen vom 16. Januar bis 26. Februar ist der ComStage HSCEI ETF mit 15 Basispunkten am günstigsten. Auf den Plätzen folgen der Lyxor ETF China Enterprise (HSCEI) mit 21 Basispunkten und der iShares China Large Cap und der db x-trackers FTSE China 25 mit jeweils 27 Basispunkten. Auf Grund des kleinen Anlageuniversums sind die geringen Spreads wenig verwunderlich. Am teuersten wird es beim Lyxor ETF CSI 300 A-Share mit 73 Basispunkten und dem ComStage FTSE China A50 ETF mit 76 Basispunkten.
Auch bei den Management-Gebühren lohnt es sich genauer hinzuschauen. So liegen zwischen dem günstigen von Lyxor und ComStage mit jeweils 40 Basispunkten und dem teuersten von iShares 34 Basispunkte. Die übrigen ETFs sind meist für 60 +/-5 Basispunkte Basispunkte zu haben.