Im Zuge der Finanzkrise erreichte das gelbe Edelmetall im September 2011 ein Allzeithoch von $1,895. Als die US-Notenbank Ende April 2013 ankündigte, ihre Anleihenkäufe etwas früher als zunächst erwartet zurückzufahren, war es um den Goldpreis geschehen. Mittlerweile gibt es die Feinunze Gold für $1,2360 zu haben. Das Edelmetall notierte das letzte Mal bei dieser Marke im August 2010.
Im Oktober 2011 – also kurz nachdem das Gold sein Allzeithoch erreichte – war ich bei unserer Morningstar Investment Konferenz in Chicago. Das Thema Gold war allgegenwärtig, und ich dachte mir, dass es nun eigentlich Zeit ist, Gold zu verkaufen - jeder redet darüber. Als das Edelmetall Ende 2012 wieder bei fast $1,800 notierte, wollte meine Mutter einen dicken Batzen Geld in das Edelmetall investieren. Den Tipp hatte sie von ihrer Putzfrau bekommen. Gold sei jetzt der absolute Renner, meinte sie. Wenn aber die Putzfrau oder der Friseur darüber redet, sollte man sofort seinen Broker anrufen und alles verkaufen, am besten auch noch short gehen. Dem einen oder anderen kommen sicherlich wieder diverse Gespräche während der Tech-Bubble zurück ins Gedächtnis. Zum Glück hat meine Mutter auf mich gehört und leider bin ich nicht short gegangen.
Aufstieg aus der Talsohle?
Was macht Gold vielleicht dennoch attraktiv? Zum einen ist es für Spekulanten sehr interessant. Der Goldpreis ist derart volatil, dass die Börse in letzter schon mal den Handel aussetzen musste. Teilweise sprang der Goldpreis innerhalb von einer Minute um $30. Über die wahren Gründe der Preissprünge können Marktteilnehmer nur spekulieren. Manche lassen sich auf Verschwörungstheorien ein, andere schieben der mangelnden Liquidität den Schwarzen Peter zu.
Auch Chart-Techniker könnten ihre Lineare zücken und Hand bzw. Bleistift anlegen. Der Goldpreis befindet sich zwar derzeit in einem langen, intakten Abwärtstrend, hat aber eine Unterstützung bei ca. $1,200. Der derzeitige Abwärtstrend stoppte bereist zwei Mal bei dieser Marke. Außerdem diente der Preis von ca. $1,200 bei seiner Rally während der Finanzkrise bereits als Unterstützung; damals im Aufwärtstrend.
Wir schauen uns heute daher ETFs bzw. ETCs auf das Edelmetall Gold an. Aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen Struktur schauen wir uns Gold-ETFs in der Schweiz getrennt von Gold-ETCs im restlichen Europa an. In der Schweiz gelten Gold-ETFs als Sondervermögen und können daher als Fonds klassifiziert werden. Im Gegenzug dazu sind Gold-ETCs in Europe rechtlich gesehen Schuldverschreibungen, obwohl sie auch meist mit Gold physisch besichert sind. Laut UCITS-Regel darf ein Fond nicht mehr als 20%, in Ausnahmefällen 35%, in denselben Emittenten oder Rohstoff investiert sein. Damit soll eine ausreichende Diversifikation gewährleistet werden. Ob unterschiedliche rechtliche Strukturen jedoch auch Unterschied bei Spreads, Kosten oder Renditen mit sich bringen, analysieren wir heute.
Die untere Tabelle zeigt die Auswahl der grössten Gold-ETFs (Schweiz) und -ETCs (Europa ex Schweiz). Die beiden unterschiedlichen Märkte haben wir der übersichthalber getrennt. Allerdings sind Schweizer Goldfonds auch im übrigen Europa nachgefragt: anders wären die für Euro- und Pfund-Sterling-Investoren währungsgesicherten Tranchen, die ZKB, Julius Baer und UBS anbieten, nicht zu erklären. In Europa schätzt man offenbar das physische Schweizer Gold!
Tabelle: Die grössten Gold-ETFs und -ETCs am Markt
Bei den Renditen manifestiert sich kein Unterschied zwischen den rechtlichen Strukturen. Viel eher schlägt die Währung auf die Performance durch, und daher sollten sich Investoren im Klaren sein, wie sie das Risikobudget ihres Portfolios aufteilen möchten. Gold verlor in den letzten drei Jahren insgesamt -9,6% seines Wertes. Gemessen in Euro büßte das Edelmetall sogar 11,1% ein, während die Rendite in Schweizer Franken gar bei -14,7% lag. Abhängig vom Währungskurs kann sich das in den nächsten 3 Jahren natürlich ändern. Investoren, die das Währungsrisiko meiden möchten, sollten daher auf die währungsbesicherten Produkte zurückgreifen.
Spreads und Management-Gebühren: Was Gold-Produkte kosten
Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr). Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.
Die Spreads bei Gold-ETFs bzw. ETCs liegen insbesondere bei den ETCs in Europa weit auseinander. In den 30 Handelstagen vom 28. November bis 15. Januar weist der ETFS Physical Swiss Gold ETC mit 9 Basispunkten den engsten Spread auf. Der Xetra-Gold und der ETFS Physical Gold folgen mit 10 bzw. 11 Basispunkten auf den Plätzen. Auf der anderen Seite des Spektrums liegen die währungsbesicherten Produkte von der Deutschen Bank und ETFSecurities mit 98 bzw. 128 Basispunkten. Der sehr weite Spread beim Marktführer ETFSecurities ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass der ETC in Jersey domiziliert ist, aber in der Schweiz gelistet. Bei der großen Auswahl an Gold-ETFs in der Schweiz, ist die Konkurrenz sehr hoch. Auffällig beim ETC von ETFSecurities ist das sehr geringe Fondsvolumen von €332.724.
Die Spreads von Gold-ETFs in der Schweiz liegen insgesamt wesentlich näher beieinander. Zwar ist das günstigste Produkt der ZKB mit 14 Basispunkten teurer als das günstigste im restlichen Europa, gleichzeitig schlägt der teuerste Gold-ETF in der Schweiz jedoch nur mit 50 Basispunkten zu buche. Lediglich ein ETF von Julius Bär fällt mit 91 Basispunkten etwas aus der Reihe. Im Schnitt sind die Schweizer Produkte etwas günstiger. Während die Spreads durchschnittlich bei 38 Basispunkten in Pan-Europe liegen, zahlen Investoren bei Schweizer Gold-Produkten im Schnitt 32 Basispunkte.
Nur wenige Ausreisser bei den laufenden Gebühren
Bei den Management-Gebühren liegen die Produkte in Europe recht nahe beieinander - mit einer Ausnahme. So kostet der günstigste ETC von iShare 25 Basispunkten, gefolgt von Source mit 29 Basispunkten. Am teuersten wird es beim ETN von Société Générale mit 50 Basispunkten bzw. beim Lyxor ETN mit 80 Basispunkten. In der Schweiz sind die ETFs von UBS bereits für 23 Basispunkte zu haben, während die teuersten Produkte von ZKB, Julius Bär und Raiffeisen jeweils 40 Basispunkte kosten. Im Schnitt sind die Schweizer ETFs mit 37 Basispunkten auch bei den Management-Gebühren etwas günstiger als die europäischen ETCs mit 44 Basispunkten pro Jahr.
Bei den Estimated-Holding Costs ist das Spektrum wiederrum sehr breit. In Europa macht der db Physical Gold ETC (EUR) mit 20 Basispunkten den „besten“ Job. Nur gemessen an dieser Kennzahlt ist der ETFS Gold ETC mit 99 Basispunkten für Investoren am unattraktivsten und der SPGS ETN mit -152 Basispunkten am attraktivsten. In der Schweiz ist die Spanne ähnlich groß. Den „besten“ Job macht der iShares Gold (CH) mit einer Estimated-Holding-Cost von 36 Basispunkten. Mit -258 Basispunkten ist der ZKB Gold ETF Hedged (EUR) die attraktivste Variante, während die Kennzahl beim ZKB Gold ETF (EUR) und der ZKB Gold ETF (CHF) mit 48 Basispunkten die höchsten Haltekosten suggeriert.