In einer ausführlichen Analyse haben wir gezeigt, welche Schwellenländer im heutigen Marktumfeld am stärksten gefährdet sind (lesen Sie hier weiter). Im zweiten Teil, quasi als Konkretisierung der ersten Risikowarnung, haben wir uns angeschaut, wie die gefährdeten und weniger gefährdeten Länder in Fonds für globale Schwellenländeraktien vertreten sind. Dabei werfen wir einen besonders genauen Blick auf die Emerging-Markets-Aktienfonds, die über positive Morningstar Analyst Ratings (Bronze, Silver oder Gold) verfügen.
Wir erinnern uns: Im Ranking der am stärksten von externen Einflüssen gefährdeten Länder steht die Türkei an erster Stelle, gefolgt von Thailand, Mexiko, Malaysia und Argentinien. Sie weisen einen hohen Wert bei dem aggregierten Risikoindikator ("Vulnerability Score") von über 3,0 auf (schlechtester Wert: 5,0). Es folgen die Länder Kolumbien, Südafrika, Chile, Philippinen, Polen, Indien und Indonesien mit Werten zwischen 2,5 und 2,9.
Am wenigsten gefährdet sind Brasilien, China, Ungarn und Russland. Dass letztere Länder mit Werten von 1,7 bis 2,1 auf der Krisenskala recht gut abschneiden, bedeutet freilich nicht, dass sie nicht mit gravierenden Problemen konfrontiert wären. Allerdings sind diese Risiken eher endogener Natur. Einfach ausgedrückt: Unser Krisenindikator schließt nicht aus, dass China eine so genannte harte Landung hinlegen könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese harte Landung vom Geldentzug ausländischer Investoren resultiert, ist indes als gering einzuschätzen. Russland und China profitieren heute von der Abschottung ihrer Finanzsysteme gegenüber dem Ausland. Hingegen sind offenere Wirtschaftssysteme wie das der Türkei auch wegen ihrer Integration in das globale Weltwirtschafts- und -finanzsystem verletzlicher.
Wir wollen nun einen Blick darauf werfen, wie stark die Aktien der ausgewählten Länder in den in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassenen Fonds vertreten sind. In den Fokus rücken wir dabei eine Auswahl an Fonds mit positiven Morningstar-Ratings. Es handelt sich hier um große und bekannte Flaggschiffe, denen unsere Fondsanalysten eine überdurchschnittliche Performance gegenüber Vergleichsfonds zutrauen. Wir haben nur solche Fonds berücksichtigt, bei denen wir über aktuelle Daten verfügen. Da Morningstar die vollständigen Portfolios einer großen Zahl an Fonds am Markt verfügt, können wir darüber hinaus recht genaue Aussagen über die Positionierung der gesamten Fonds am Markt treffen.
Tabelle: In welchen Fonds die Krisenländer vertreten sind
Die obere Tabelle lesen Sie so: In den fünf Spalten mit rot unterlegten Überschriftfeldern finden Sie die Gewichtung der Krisenländer Türkei (TRK), Thailand (THAI), Mexiko (MEX), Malaysia (MAL) und Argentinien in den Fonds. Diese Länder haben die höchsten - also ungünstigsten - Werte in unserem Krisen-Ranking. Der Fonds Aberdeen Global Emerging Markets Equities wies per Ende November 2011 mit 5,16 Prozent das höchste Gewicht an Türkeiaktien auf, gefolgt vom First State Global Emerging Markets mit 4,54 Prozent und vom M&G Global Emerging Markets mit 4,46 Prozent. Thailand und Mexiko sind ebenfalls Aberdeen-Fonds stark vertreten. Das höchste Gewicht an Mexiko-Aktien weist indes der Vontobel Emerging Markets auf.
Die sieben Kolumnen, deren Überschriften gelb unterlegt sind, zeigen das Gewicht der Aktien aus Kolumbien (COL), Südafrika (SA), Chile (CHI), Philippinen (PHI), Polen (PL), Indien (IN) und Indonesien (INO). Hier handelt es sich um die Märkte mit einem Krisenindex-Wert von zwischen 2,5 und 2,9 auf unserer Krisenskala. Sie befinden sich also im Mittelfeld. Der Vontobel Emerging Markets wies zum Stichtag mit 23,4 Prozent das höchste Gewicht indischer Aktien auf.
Das Gewicht der Aktien aus den am wenigsten gefährdeten Ländern ist schließlich in den vier rechten Spalten dargestellt. Der Fonds Magellan C aus dem Hause Comgest hat beispielsweise das höchste Gewicht an Brasilien-Aktien in unserer Auswahl, der Robeco Emerging Stars Equities hat wiederum russische Aktien unter allen Fonds mit positiven Morningstar-Ratings mit Abstand am höchsten gewichtet.
Darüber hinaus haben wir uns jenseits dieser Flaggschifffonds angeschaut, worauf die Gruppe der globalen Emerging Markets Aktienfonds mit Vertriebszulassung in Deutschland, Österreich und der Schweiz setzen. Hier haben wir den Median der jeweiligen Ländergewichtungen unter 195 Schwellenländerfonds ermittelt. Er findet sich in der untersten Zeile unserer Auswertung.
Wie sehen die Gewichtungen gegenüber dem MSCI Markets aus?
Weil bei aktiv verwalteten Fonds die relative Performance zum Index das A und O ist, haben wir darüber hinaus - das ist die zweite Auswertungsebene unserer Tabelle - ermittelt, ob die Fonds in den untersuchten Ländern gegenüber dem MSCI Emerging Markets über- oder untergewichtet sind. Ist das Gewicht der Aktien eines Landes in einem Fonds größer als im Vergleichsindex MSCI Emerging Markets, haben wir die Zahl rot markiert. Eine unterdurchschnittliche Gewichtung ist mit grün markiert. (Argentinien ist nicht im MSCI Emerging Markets enthalten, weshalb die durchgängige 0-Prozent-Gewichtung in allen Fonds nicht farblich unterlegt ist.)
Interessant sind die teilweise deutlichen Abweichungen der Flaggschifffonds vom Median der Schwellenländerfonds. Mit Blick auf Türkei-Aktien fällt etwa auf. dass - mit Ausnahme der beiden Comgest-Fonds - die Fonds unserer Auswahl am Bosporus deutlich stärker gegenüber dem MSCI-Index gewichtet sind als beim mittleren Schwellenländer-Fonds am Markt.
Gleiches gilt für Indien-Aktien. Während der Median der Schwellenländerfonds Indien gegenüber dem MSCI Emerging Markets untergewichtet hat, sind die zehn Fonds unserer Auswahl zum Teil deutlich stärker auf dem asiatischen Subkontinent vertreten, das gilt vor allem für den Vontobel Emerging Markets Equity. Er hatte zum Stichtag Indien-Aktien mit rund 15 Prozentpunkten gegenüber dem MSCI-Index übergewichtet. Ähnliches gilt für Chile-Aktien. Hier waren die Auswahlfonds im Schnitt deutlich häufiger unterwegs als der Median. Auch der MSCI Emerging Markets wies zuletzt nur ein Gewicht von 1,5 Prozent in Chile auf.
Auch russische Aktien findet man bei unseren Auswahlfonds stärker gewichtet als beim Median. Besonders deutlich haben der Robeco-Fonds sowie der Fidelity Emerging Markets Russland-Aktien übergewichtet.
Eher im Konsens mit den Managern der anderen Emerging Markets Fonds am Markt agieren die Verantwortlichen der gut bewerteten Fonds mit Blick auf Mexiko, Malaysia, Kolumbien, Indonesien, China und Ungarn. Hier entsprechen die Gewichtungen der Fonds weitgehend dem allgemeinen Trend - und der lautet: weniger ist mehr.