Im Mai war es noch ruhig, was die Mittelflüsse in Wertpapierfonds betraf. Doch die Befürchtungen, dass sich das im Juni ändern würde, sind eingetreten. Mehr als 31 Milliarden Euro wurden aus Wertpapierpublikumsfonds abgezogen. Eine Unsumme – die aber trotzdem nicht das Niveau einiger Monate in den vergangenen Jahren erreicht. Etwa das Minus im August 2011, als 46,2 Milliarden Euro aus den Fonds abflossen oder im Oktober 2008, als es ein Minus von 85,8 Milliarden Euro gab. Aber auch aus Geldmarktfonds zogen die Investoren im Juni Gelder ab, so dass die Branche insgesamt fast 57 Milliarden Euro weniger verwaltet.
Auslöser der Anlegerflucht aus Anleihefonds waren die Sorgen davor, dass die Zinsen steigen könnten, nachdem US-Notenbankpräsident Ben Bernanke ein Ende des Anleihekaufprogramms der Federal Reserve angedeutet hatte. Daraufhin waren die Kurse an den Anleihemärkten abgerutscht, und die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stieg von 1,21 Prozent Anfang Mai auf 1,81 Prozent Ende Juni an.
Unter Druck gerieten vor allem Fonds für festverzinsliche Wertpapiere. Allein 30 Milliarden Euro der gesamten Nettoabflüsse gingen auf das Konto dieser Anlageklasse. In den USA sah es ähnlich aus: Dort wurden 1,88 Prozent der Anlagen zurückgezogen. In Europa waren es 1,75 Prozent.
Aber auch Aktienfonds wurden nicht verschont: Hier kam es zu einem Nettoabfluss von 9,5 Milliarden Euro, so viel wie seit Mai 2012 nicht mehr. Dabei hatten die Anleger in den neun Monaten zuvor stetig mehr Geld in Dividendentitel investiert. Auch globale Schwellenländerfonds kamen unter Druck. Hier belief sich das Minus im Juni auf 2,6 Milliarden Euro. In den vergangenen fünf Jahren hatte es nur einen Monat gegeben, in dem mehr Geld aus diesen Fonds abgezogen wurde - wobei es in den vergangenen 60 Monaten überhaupt nur 14 Monate gab, in denen Schwellenländerfonds kein Plus verbuchen konnten. Hier zeigten sich die Investoren enttäuscht über das Wirtschaftswachstum einiger Schwellenländer, in erster Linie von China und Brasilien. Zudem führten die steigenden Zinsen in den USA dazu, dass der Dollar zulegte, das brachte diese Anleihen zusätzlich unter Druck.
Auf der Suche nach Alternativen zu Aktien und Anleihen setzten Investoren auf Misch- und alternative Fonds, diese verbuchten Zuflüsse von 7,3 beziehungsweise 2,7 Milliarden Euro.
Tabelle: Rückzug aus Anleihefonds
Die einzelnen Anlagekategorien
In der Kategorie der Anleihefonds waren es vor allem Fonds auf High-Yield-Bonds, Schwellenländer- und Unternehmensanleihen, die unter Druck gerieten.
Aber auch Aktienfonds mit Fokus auf Schwellenländer waren nicht gefragt. Nachdem die Investoren hier schon im Mai Gelder abgezogen hatten – erstmals seit November 2011 – ging es weiter abwärts, und es kam zu einem Minus von 2,57 Milliarden Euro. Aus globalen Blue-Chip-Aktienfonds wurden 1,95 Milliarden Euro entnommen, aus Fonds mit Fokus auf Asien (ex Japan) und China flossen 1,16 beziehungsweise 1,15 Milliarden ab. Den Appetit auf diese beiden Fondskategorien hatten die Investoren allerdings nicht erst im Juni verloren.
Auf der Gewinnerseite standen dagegen Alternative Fonds die einen Multi-Strategie-Ansatz verfolgten. Hier kam es unter dem Strich zu einem Plus von 1,63 Milliarden Euro, was vor allem auf den offenbar niemals versiegenden Zustrom in die Fonds Standard Life Global Absolute Return Strategies (GARS) zurückzuführen war. Allein in die beiden Versionen dieses Fonds wurden im Juni 1,02 Milliarden Euro neu investiert, womit seit Jahresbeginn ein Plus von 5,4 Milliarden zu Buche steht, 83 Prozent der gesamten Zuflüsse in diesem Bereich. Auch wenn andere Fondsmanager versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen: Die Anleger scheinen sich nur für GARS zu interessieren. Morningstar hat für diese Fonds ein Bronze-Rating vergeben. Das steht aber derzeit auf dem Prüfstand, weil einige Fondsmanager, die zu der guten Performance der Vergangenheit beigetragen haben, von Bord gegangen sind.
Das Interesse vieler Anleger an Mischfonds zeigte sich auch in der Liste der Morningstar-Top-Seller: Die Kategorien EUR Cautious Allocation, EUR Moderate und EUR Flexible Allocation konnten im Juni ansehnliche Zuflüsse verbuchen. Schon in der Finanzkrise hatten diese Fonds fast immer Gelder eingesammelt und in 47 der vergangenen 60 Monate einen guten Schnitt gemacht. Offenbar wollen die Investoren den Fondsmanagern die Wahl zwischen einer Investition in Anleihen oder Aktien überlassen.
Ebenfalls gefragt waren Blue-Chips-Aktienfonds mit Fokus auf den amerikanischen Markt und globale Aktienfonds – hier kamen unter dem Strich 1,25 Milliarden Euro beziehungsweise 1,02 Milliarden Euro hinzu.
Die Spitzenreiter in den Morningstar-Fondskategorien - Juni 2013
Die Schlusslichter - Juni 2013
Fonds: Der Investor hat´s gegeben, der Investor hat´s genommen
Die 10 Fonds, welche die stärksten Einbußen zu verkraften hatten, gehören allesamt zur Kategorie der High-Yield-, Flexible- und Schwellenländer-Anleihefonds. Das größte Minus verbuchte der AllianceBernstein Global High Yield: Hier zogen die Investoren mit 2,23 Milliarden Euro fast 11 Prozent der Gelder ab. Auf Platz zwei kam der PIMCO GIS Total Return Bond Fonds mit Abflüssen von 1,8 Milliarden Euro. Auch wenn die US-Variante des Flaggschifffonds von Bill Gross absolut gesehen deutlich mehr verlor (nämlich 9,6 Milliarden Dollar) war das Minus relativ gesehen in Europa wesentlich stärker: Die Investoren zogen hierzulande 7,2 Prozent der Gelder ab – in den USA waren es dagegen „nur” 3,4 Prozent. Auf Platz drei der größten Verlierer steht der Templeton Global Bond, der größte offene Investmentfonds Europas, mit einem Minus von 1,1 Milliarden Euro.
Die Investoren setzten dagegen auf Fonds, die weniger stark von der Entwicklung der Renditen abhängen – das zeigte sich auch in den Zuflüssen von 614 Millionen Euro in den geldmarktnahen PIMCO GIS Euro Low Duration Fonds.
Die unbeliebtesten Fonds im Juni
Spitzenreiter unter Druck
Es überrascht nicht, dass die Fondsgesellschaft, die zu den Hochzeiten am Anleihemarkt an der Spitze stand, nun auch am stärksten unter die Räder geriet: PIMCO musste im Juni Nettoabflüsse in Höhe von 4,05 Milliarden Euro verkraften. Die Bilanz des zweitens Quartal ist damit aber weiterhin positiv, und seit Jahresanfang liegt PIMCO immer noch beeindruckende 10,87 Milliarden Euro im Plus.
Nicht so gut sieht es für AllianceBernstein aus: Nachdem die Anleger im Juni 3,59 Milliarden Euro abzogen, ist der Fonds auf Jahressicht in die Verlustzone gerutscht. Aber auch das ist keine große Überraschung, da ein Großteil der vorigen Erfolge von AB darauf zurückzuführen ist, dass man sich auf High-Yield-Angebote konzentrierte.
Auch Franklin Templeton zählte im Juni mit einem Minus von 3,18 Milliarden Euro zu den größten Verlierern. Auf Jahressicht liegt die Gesellschaft aber noch mit einem Nettozufluss von 12,16 Milliarden Euro vorn.
Daneben kamen auch Pictet und BlueBay unter Druck. Bei Pictet zogen die Investoren unter dem Strich 2,3 Milliarden Euro und somit vier Prozent der Gelder ab. Bei BlueBay waren es 1,3 Milliarden Euro beziehungsweise 4,85 Prozent. Bei beiden Gesellschaften waren vor allem Fonds auf Schwellenländer-Anleihen betroffen.
BlackRock kam im Juni besser weg – aber das lag auch daran, dass das verwaltete Vermögen in einem Aktientracker-Fonds anstieg (1,7 Milliarden Euro) und dass im Laufe des Monats fünf Mischfonds aufgelegt wurden, auf die 1,3 Milliarden der Zuflüsse entfielen. Aus den Anleihefonds von BlackRock wurden moderate 96 Millionen abgezogen, während der mit Gold eingestufte Fonds BGF Euro Bond 356 Millionen Euro Zuflüsse verbuchen konnte.
Die 10 größten Anbieter im Juni (ausgenommen Geldmarktfonds, Feederfonds und Dachfonds)
Hier finden Sie weitere Informationen zu Fondsdaten von Morningstar.
Zur Datenbasis: Die Zahlen in diesem Bericht wurden am 19 Juli 2013 zusammengestellt. Morningstar verfolgt die Entwicklung von mehr als 25.000 Fonds von 1.200 Fondsgesellschaften in 29 Ländern. Fondsgesellschaften mit Sitz in Schweden sind nicht enthalten, weil die Daten dort nur quartalsweise erhoben werden. BlueBay ist nicht in der Übersicht, weil Zahlen mit mehr als einem Monat Verzögerung veröffentlicht werden.