Investoren steigen im Januar im grossen Stil in Aktienfonds ein

Morningstar-Absatzdaten signalisieren, dass die Aktien-Erholung nunmehr auch bei Privatanlegern angekommen ist. Bond-Produkte bleiben aber 2013 erste Wahl.

Ali Masarwah 28.02.2013
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Der freundliche Start der Aktienmärkte ins neue Jahr und die zunehmende Sorglosigkeit der Finanzmarktakteure mit Blick auf die Eurokrise haben Fondsanleger zum Einstieg in Aktienfonds bewogen. Wie aus den paneuropäischen Fondsabsatzdaten von Morningstar hervorgeht, wurden im Januar 15,9 Milliarden Euro netto in Aktienvehikel investiert. Damit nahm die bereits im vierten Quartal 2012 zu beobachtende Entwicklung zum Jahresanfang 2013 an Fahrt auf.

Dass sich Fondsanleger in Europa zunehmend im so genannten Risk-on-Modus befinden, zeigt auch das hohe Niveau der Zuflüsse in Wertpapierpublikumsfonds insgesamt: Fonds für Privatanleger verzeichneten im Januar Nettomittelzuflüsse in Höhe von 45,7 Milliarden Euro – mehr als jemals in einem einzelnen Monat bei Wertpapierfonds gemessen wurde (Die Morningstar-Absatzdaten für den europäischen Fondsmarkt reichen bis Anfang 2007 zurück).

Gefragt waren allerdings auch im abgelaufenen Monat in erster Linie Bond-Fonds. Sie verzeichneten Nettomittelzuflüsse von 18,5 Milliarden Euro. Damit setzte sich der Run auf Zinspapiere fort. Mischfonds – vor allem defensive und flexible Euro-Produkte – sammelten 8,3 Milliarden Euro. Fonds für Wandelanleihen verbuchten Zuflüsse von 1,7 Milliarden Euro, und alternative Fonds sahen Zuflüsse von 1,2 Milliarden. Alle großen Fonds-Kategorien verzeichneten einen positiven Absatz zum Jahresstart.

Tabelle: Netto-Absatz im Januar 2013 nach Asset-Klassen

Im Detail war der europäische Fondsmarkt im Januar von einigen Kontinuitätslinien geprägt – im Positiven wie im Negativen. Der ohnehin starke Absatz bei globalen Schwellenländer-Aktienfonds beschleunigte sich im Januar auf 4,4 Milliarden Euro. Damit konnte diese Fondskategorie in den vergangenen 12 Monaten 19,4 Milliarden Euro an Nettoneugeldern verbuchen. Danach folgte die Kategorie „sonstige Rentenfonds“, eine heterogene Gruppe, die in erster Linie flexible Bondfonds, Hochzinsprodukte und Laufzeitvehikel umfasst. Auch Anleihefonds für Emerging Markets - sowohl in lokalen Währungen als auch solche, die auf Hartwährungen lauten - waren stark nachgefragt.

Tabelle: Die am stärksten nachgefragten Fondskategorien im Januar 2013

Mit Blick auf die wenig geliebten Kategorien standen erneut Fonds für französische und deutsche Standardwerte auf der Verkaufsliste von Europas Investoren. Auch Garantiefonds wurden per Saldo verkauft.

Doch Europas Anleger setzten auch neue Akzente: Aktienfonds Asien ex Japan und China sahen Rekordzuflüsse im Januar, was andeutet, dass sie – angetrieben von den hohen Kursgewinnen chinesischer Aktien im Dezember 2012 - auf eine Erholung der chinesischen Wirtschaft setzen. (Heute per Ende Februar 2013 sprechen die Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte nicht unbedingt für diese optimistische Sicht der Dinge). Auch Eurozonen-Aktienfonds verbuchten – wenn auch nur leichte – Zuflüsse im Januar. Man darf gespannt sein, ob die Absatzzahlen für den Monat Februar, die wir in der zweiten März-Hälfte publizieren werden, bereits die steigende Volatilität nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Chaos-Wahl in Italien wiederspiegeln werden!

Interessant ist auch, dass Anleger im Januar verstärkt Fonds für britische Aktienfonds und Unternehmensanleihen abgestoßen haben. Hier könnte sich die schwache Entwicklung der britischen Wirtschaft, die auch in der Abstufung der Bonität Großbritanniens Ende Februar durch Moody´s ihren Ausdruck fand, eine Rolle gespielt haben.

Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im Januar

Blicken wir nun zum Abschluss auf die Bilanz der einzelnen Fonds und Fondsanbieter. Nachdem die Allianz-Tochter PIMCO im vergangenen Jahr den vom Renten-Run geprägten Fondsmarkt dominiert hatte, zeichnete sich im Januar ein etwas verändertes Bild ab. Zwar blieb PIMCO mit Blick auf den Nettoabsatz der erfolgreichste Fondsanbieter. Vier PIMCO-Fonds finden sich unter den 10 am meisten vertriebenen Wertpapierpublikumsfonds im Januar, wie aus der Tabelle hervorgeht.

Tabelle: Die 10 Fonds mit dem höchsten Nettoabsatz im Januar 2013

Allerdings lieferte sich die Allianz-Tochter ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Franklin Templeton. Die Amerikaner, die im vergangenen Jahr im Fondsvertrieb deutlich zurückgefallen waren, profitierten von stark gestiegenen Zuflüssen in ihre beiden größten Rentenfonds: die von Michael Hasenstab verantworteten Templeton Global Bond und Templeton Global Total Return. Sie konnten nach einer Schwächephase 2011, die von hohen Mittelabflüssen 2011/2012 begleitet war wieder einen starken Absatzverzeichnen: Der Templeton Global Total Return war mit einem Absatz von 1,1 Milliarden Euro der am meisten verkaufte Fonds im Januar, der Templeton Global Bond konnte netto 850 Millionen Euro einsammeln.

Die Gefahr der Prozyklik am Beispiel von Europas größtem Fonds 

Die Geschichte hinter den Zu- und Abflüssen bei Europas größtem Wertpapierpublikumsfonds lohnt einen zweiten Blick: Angetrieben von der sehr guten Performance im Jahr 2009 flossen dem Fonds von Anfang 2010 bis Anfang des dritten Quartals 2011 in aberwitziger Weise Anlegergelder zu. Das Fondsvermögen stieg von 10,8 Milliarden Euro per Ende 2009 bis auf 34,1 Milliarden Euro per Ende August 2011. Im Zuge der schwachen Performance im Jahr 2011 kippte dann aber der Trend: Der Fonds wurde von Anlegern abgestraft, wie aus der unteren Grafik hervorgeht, Milliarden flossen ab. Damit verpassten allerdings viele Anleger den Performance-Turn-around im Jahr 2012, als der globale Rentenfonds mit einem Plus von 13,9% Benchmark und Vergleichsfonds weit hinter sich ließ.

Grafik: Das Auf und Ab beim Templeton Global Bond Fund

Nun steigen Anleger erneut in großem Stil ein – und bestätigen die These, wonach die Vergangenheits-Performance leider nach wie vor ein wichtiger Treiber im Fondsvertrieb darstellt. Dieses prozyklische Verhalten halten wir für sehr bedenklich, zumal insbesondere bei Fonds wie die beiden von Michael Hasentab verwalteten Templeton-Fonds sich nur als Langfrist-Investment eignen. Wir halten nach wie vor große Stücke auf den Fondsmanager und, haben jedoch immer auf die Risiken des Ansatzes hingewiesen. (Lesen Sie mehr dazu in den Rating Reports zum Templeton Global Bond Fund und Templeton Global Total Return Fund)

Verstärkte Aktiennachfrage spült Schroders und Vanguard nach oben

Die verstärkte Nachfrage nach Aktien in diesem Jahr spiegelt sich auch in dem Ranking der erfolgreichsten Anbietern wider. Neben dem Bond-Spezialisten Franklin Templeton sind mit Vanguard und Schroders zwei Aktienhäuser in die Top-10-Rangliste aufgerückt. AXA, AllianceBernstein und M&G sind im Januar indes nicht mehr im Top-Anbieter-Ranking vertreten.

Tabelle: Die 10 erfolgreichsten Fondsanbieter im Januar

 

 

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich