Die europäischen Anbieter von Strategic Beta ETFs mussten 2018 eine ungewohnte Erfahrung machen: Das in Strategic Beta ETFs investierte Vermögen ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Gegenüber Ende 2017 sank das Vermögen um fünf Prozent auf 57,4 Milliarden US-Dollar. Immerhin waren die Nettomittelflüsse positiv. Vor allem dank der steigenden Nachfrage nach risikoreduzierenden Produkten und Multifaktor-ETFs sammelten Strategic Beta ETFs im vergangenen Jahr netto 5,0 Milliarden Dollar ein. Der Marktanteil am gesamten europäischen ETF-Markt stagnierte indes bei 7,5 Prozent. Das lag an der hohen Nachfrage nach herkömmlichen ETFs, in denen das verwaltete Vermögen nach Markt- bzw. Schuldenkapitalisierung gewichtet ist.
Für den Kontext: Der europäische Markt für Strategic Beta ETFs ist relativ klein. 88 Prozent der Gelder in Strategic Beta ETFs weltweit stecken in Produkten, die für den USA-Markt aufgelegt wurden.
Grafik: Marktanteil von Strategic Beta am ETF-Markt seit 2005
Im abgelaufenen Jahr wurden nur 20 neue Strategic Beta ETFs in Europa auf den Markt gebracht, was einem Viertel des Niveaus des Vorjahres entspricht. Das Gros entfiel auf Multi-Faktor-Produkte. Derartige ETFs haben den Anspruch, das Rendite-Risiko-Profil gegenüber den typischen Einzelfaktor-Produkten zu verbessern; alle dieser neuen Produkte kombinieren mindestes drei einzelne Faktoren.
Nach wie vor machen Dividenden-ETFs in Europa das Gros des Strategic Beta ETF Markts aus. Sie weisen ein Gewicht von 39 Prozent der Assets auf, ein Rückgang um gut 3,5 Prozentpunkten gegenüber Ende 2017. Die Nettomittelzuflüsse von gut 100 Millionen Dollar waren verhältnismäßig niedrig.
Auch der Anteil an Value-ETFs in Europa sank deutlich, und zwar von 13,3 Prozent auf 9,3 Prozent. Das ging auch auf die Mittelabflüsse von 1,2 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr zurück.
Spiegelbildlich erhöhte sich der Anteil der risikominimierenden ETFs gegenüber dem Vorjahresniveau von 11,9 Prozent auf 15,0 Prozent. Das verwundert nicht angesichts der hohen Volatilität am Markt im vergangenen Jahr; mit gut 1,9 Milliarden US-Dollar sammelten diese ETFs mit Abstand die höchsten Nettoneugelder aller Strategic Beta Strategien ein.
Multifaktor ETFs wiesen per Ende 2018 einen Marktanteil in Europa von 13,5 Prozent auf nach 12,8 Prozent per Ende 2017. Sie konnten mit 1,1 Milliarden Dollar die zweithöchsten Zuflüsse einsammeln.
Auch der Anteil an Quality-, Momentum und Bond-ETFs mit Strategic Beta Ausrichtung legte deutlich zu, wenn auch der Marktanteil dieser drei Gruppen jeweils nur auf zwischen 3,7 und 5,3 Prozent des Strategic Beta Markts in Europa beläuft.
Tabelle: Die verschiedenen Strategic Beta Strategien im Überblick
Kommen wir nun zu den Anbietern. An erster Stelle steht unverändert der europäische ETF-Marktführer iShares mit 25,8 Milliarden Dollar, die in 41 Strategic ETFs investiert sind. Das entspricht einem Anteil von 44,9 Prozent an Strategic Beta ETFs nach 44,0 Prozent per Ende des vorherigen Jahres. Mit den "Edge" gebrandeten ETFs setzt iShares auf die wichtigen Faktoren am Markt. 2018 kam ein europäischer Aktien-Multifaktor ETF hinzu, und auf der Bond-Seite legte der Marktführer einen ETF auf einen JP-Morgan-Emerging Markets Index auf.
Platz zwei belegt ebenfalls nach wie vor State Street mit seinen SPDR-ETFs, in denen 4,8 Milliarden Dollar stecken nach 5,3 Milliarden Dollar im Vorjahr. Dieser Rückgang illustriert das Risiko einer konzentrierten Produktstrategie: Dreiviertel der SPDR Strategic-Beta Assets stecken in den beiden Dividenden-ETFs, SPDR US Dividend Aristocrats ETF und SPDR S&P Euro Dividend Aristrocrats ETF.
Lyxor wurde im Asset-Ranking von Platz drei auf Platz vier durch die UBS verdrängt. Die Tochter der Schweizer Großbank punktet vor allem mit Strategic Beta Aktien-ETFs, hat aber auch etliche Rohstoff-Produkte im Angebot.
Tabelle: Die Anbieter von Strategic Beta ETFs in der Übersicht
Mit Blick auf die Entwicklung der Kosten spiegelte der Strategic Beta Markt den gesamten ETF-Markt wider: Die Kosten gingen Jahr für Jahr deutlich zurück. Das hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt. Die Gebühren aller Strategic Beta ETFs gingen im Berichtszeitraum kapitalgewichtet von 0,37 auf 0,33 Prozent zurück. In der einfachen Durchschnittsgewichtung reduzierten sich die Gebühren im Schnitt sogar um zehn Basispunkte auf 0,38 Basispunkte.
Bei Aktien-ETFs verharrten die Gebühren kapitalgewichtet bei 0,37 Prozent. In der einfachen Gewichtung stiegen die Gebühren sogar minimal um einen Basispunkt auf 0,38 Prozent. Bei Bond-ETFs gingen die Kosten indes sehr deutlich zurück; kapitalgewichtet von 0,42 auf 0,31 Prozent. In der einfachen Gewichtung halbierten sich die Kosten sogar fast auf 0,22 Prozent von 0,40 Prozent.
Wie aus der unteren Tabelle hervorgeht, sind die Kosten von Strategic Beta ETFs insgesamt unverändert höher als die Kosten herkömmlicher ETFs.
Tabelle: Die Gebühren von Strategic Beta ETFs in Europa
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