Nachhaltigkeit, zu Englisch Sustainability, gewinnt für viele Menschen zunehmend an Bedeutung. Immer neue Umfragen zeigen, dass Bürger besorgt sind über den Klimawandel, die Umweltzerstörung, den Umgang von Firmen mit ihren Mitarbeitern und wie sich die Unternehmenswelt sozial engagiert. In der Welt der Kapitalanlage werden diese Themenfelder mit dem Akronym „ESG“ zusammengefasst. Dahinter stehen die Begriffe: Environment, Social und Governance.
Das Morningstar Sustainability Rating misst, wie die Unternehmen in einem Fondsportfolio die mit ESG-Fragen zusammenhängenden Chancen und Risiken managen. Es ist ein relatives Bewertungsschema. Die Bilanz erfolgt im Vergleich mit ähnlichen Fonds innerhalb derselben Morningstar Kategorie. Für die Erstellung des Ratings auf Fondsebene greifen wir auf die Daten des Analysehauses Sustainalytics zurück, eines führenden Anbieters von ESG Ratings und Research. Sustainalytics erstellt die ESG-Bilanz auf der Unternehmensebene, die wir zu einem Fonds-Rating verdichten. Dieses Rating fügt sich in die Systematik unserer Morningstar Fondskategorien ein. Anleger können also das Morningstar Sustainability Rating nutzen, um ESG-Fonds innerhalb einer Morningstar Kategorie auf andere Eigenschaften abzuklopfen, etwa dem Rendite-Risikoprofil.
Wir analysieren regelmässig den Markt für Nachhaltigkeitsfonds. Heute wollen wir eine kurze Standortbestimmung zum Jahresanfang 2018 vornehmen und blicken auf einige Entwicklungen im vergangenen Jahr. Die untere Tabelle illustriert einige Aspekte, etwa die Performance, die das Neugeschäft sowie das Nachhaltigkeitsprofil der Fonds. Die Tabelle deckt Anlagefonds und ETFs ab. Sie inkludiert Dachfonds, enthält allerdings keine Geldmarktfonds.
Tabelle: ESG-Fonds: Standortbestimmung zum Jahresanfang 2018
Kommen wir zunächst zur Vermögensaufteilung. Der europäische Markt für ESG-Fonds ist ein Aktiengeschöpf. Per Ende Januar 2018 waren gut 260 Milliarden Euro in aktiv und passiv verwalteten Aktienfonds mit ESG-Mandat investiert. Das entspricht einem Marktanteil von 58 Prozent des ESG-Fondsmarkts in Europa (ex Geldmarktfonds). Demgegenüber liegt der Marktanteil von Aktienfonds bei knapp 44 Prozent am gesamten europäischen Fondsmarkt.
Gut 24 Prozent des verwalteten ESG-Fondsvermögens ist in Rentenfonds investiert. Das ist deutlich weniger, als Bond-Fonds europaweit auf die Waage bringen, nämlich gut 30 Prozent. Indes entspricht der Marktanteil von ESG-Mischfonds mit 15 Prozent in etwa dem Marktanteil von Mischfonds generell.
Die Aktien-lastigkeit von ESG-Fonds ist dem Umstand geschuldet, dass Green-Bonds ein noch relativ junges Phänomen sind. Auch heute, wo Fixed Income längst in der ESG-Welt angekommen ist, bleibt das Übergewicht von Aktien bei Nachhaltigkeitsfonds bestehen. Das wird deutlich, wenn man sich das Nettoneugeschäft von ESG-Fonds zwischen 2015 und 2017 vor Augen führt, wie aus den rechten Spalten der oberen Tabelle hervorgeht.
Konnten ESG-Bond-Fonds 2015 noch ein stärkeres Neugeschäft als ESG-Aktienfonds verbuchen, so kehrte sich dieser Trend bereits 2016 um und kippte dann 2017 vollends. Im vergangenen Jahr sammelten ESG-Aktienfonds bereits knapp 60 Prozent der gesamten Nettomittelzuflüsse in ESG-Fonds ein (ex Geldmarktfonds). Rentenfonds verzeichneten dagegen etwas über 30 Prozent der Zuflüsse, was in etwa ihren Marktanteil entspricht. Mischfonds sammelten gut zwölf Prozent der Neugelder ein, weniger als ihr Anteil am Bestandsvermögen.
Performance-Bilanz 2017 eher unauffällig
Kommen wir nun zur Performance von ESG-Fonds im abgelaufenen Jahr. Die Bilanz der nicht-risikoadjustierten Performance fällt unspektakulär aus. ESG-Mischfonds lagen im Schnitt im 51. Performance-Perzentil und landeten damit knapp in der unteren Hälfte ihrer jeweiligen Kategorie. Über drei Jahre landeten ESG-Mischfonds im 49. Perzentil, in den vergangenen fünf Jahren lagen sie im Schnitt im 46. Perzentil.
ESG-Aktienfonds landeten im vergangenen Jahr im 49. Performance-Perzentil ihrer jeweiligen Kategorie, Rentenfonds sogar nur im 53. Perzentil. Das illustriert, dass auch bei ESG-Fonds das Gesetz der grossen Zahl gilt, die bei grossen Gruppen zum Mittelwert tendiert. Angesichts ihrer geringen Zahl ist die Bilanz von ESG-Immobilienfonds und -Wandelanleihefonds nicht besonders aussagekräftig.
Zum Schluss bestätigt der Blick auf das Nachhaltigkeitsprofil der Fonds mit ESG-Mandat ein bereits bekanntes Phänomen: sie schneiden im Morningstar Sustainability Rating überdurchschnittlich gut ab. Besonders ausgeprägt ist das bei Mischfonds und Rentenfonds, die vier Globen und mehr aufweisen, aber auch bei Aktienfonds, die mit 3,7 Globen ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt liegen. In dieser Hinsicht vermögen es ESG-Fonds, ihren Auftrag klar zu erfüllen: sie sind deutlich nachhaltiger ausgerichtet als vergleichbare Investmentfonds ohne Nachhaltigkeitsmandat.