Nachdem 2016 die Welt für aktiv verwaltete Fonds unterzugehen schien und Anleger weltweit Gelder aus diesen Produkten abzogen, deutet sich in diesem Jahr eine für viele Beobachter überraschende Wende ab: Aktiv verwaltete Fonds werden wieder gekauft und verzeichnen positive Nettomittelzuflüsse. Das haben wir zuletzt für den europäischen Markt im Oktober vermeldet. Wir wollen uns nun die Zahlen hinter der tatsächlichen oder vermeintlichen Trendwende in Europa genauer ansehen.
Aktiv verwaltete Fonds 2017: Rückkehr zum dynamischen Wachstum
Die Trendkurve für aktiv verwaltete Fonds mit Domizil in Europa zeigte zwischen 2014 und 2016 dramatisch nach unten: Verbuchten aktiv verwaltete Fonds (ex Dachfonds, ex Geldmarktfonds) 2013 noch eine organische Wachstumsrate von 9,3 Prozent, so sank das um die Marktperformance bereinigte Wachstum des verwalteten Vermögens auf 8,3 Prozent 2014, um von dort 2015 auf ein Plus von 5,3 Prozent zu fallen. 2016 lag das organische Wachstum dann bei kümmerlichen 1,5 Prozent. Das hat sich in diesem Jahr verändert. In den ersten zehn Monaten wuchsen aktiv verwaltete Fonds aus eigener Kraft wieder um 7,1 Prozent.
Tabelle: Wachstumsraten aktiv verwalteter Fonds in Europa zieht wieder an
Auch wenn die Wachstumsdynamik der Mittelzuflüsse noch immer geringer als die von Indexfonds ist -- ETFs und andere passive Fonds wuchsen 2017 bisher um 12,8 Prozent --, so übertraf im vergangenen Monat das organische Wachstum von aktiv verwalteten Fonds erstmals in diesem Jahr das der passiven Fonds. Angesichts des bisherigen Wachstumstempos ist es wahrscheinlich, dass aktiv verwaltete Fonds im Gesamtjahr 2017 wieder auf das Wachstumsniveau von 2014 zurückkehren werden.
Die Ebene der Asset Klassen
Kommen wir nun zur Ebene der Asset Klassen. Die größten Veränderungen sieht man in diesem Jahr gegenüber den Vorjahren – für viele vermutlich überraschenderweise – bei Rentenfonds. Ungeachtet des tiefen Zinsniveaus und der hohen Kosten sind aktiv verwaltete Rentenfonds in diesem Jahr per Ende Oktober um sehr beachtliche 11,0 Prozent gewachsen. 2016 belief sich die organische Wachstumsrate bei aktiv verwalteten Bond-Fonds dagegen nur auf 4,2 Prozent, 2015 lag sie sogar nur bei 1,9 Prozent. 2017 dürfte das beste Jahr für aktiv verwaltete Rentenfonds seit 2012 werden, als die Wachstumsrate bei 18,3 Prozent lag. Hiernach durchschritten Rentenfonds ein Tal, vor allem nach dem von der US-Notenbank ausgelösten so genannten „Taper Tantrum“, der die Bondkurse im Sommer 2013 südwärts schickte. Diese schwierige Phase scheint nun überwunden.
Doch das ist natürlich nicht das Ende der Geschichte. Auch in allen anderen großen Anlageklassen, also bei Aktienfonds, Mischfonds und alternativen Fonds, zeichnet sich für 2017 eine Wende zum Besseren für aktiv verwaltete Fonds ab. Stichwort: Aktienfonds; sie verbuchen wieder ordentliche Zuflüsse nach den hohen Abflüssen im vergangenen Jahr. Das übersetzt sich in eine organische Wachstumsrate von 2,2 Prozent in den ersten zehn Monaten.
Wem das niedrig erscheint, der möge sich die Zahlen der Vorjahre in Erinnerung rufen: minus 3,2 Prozent, Plus 0,4 Prozent, plus 1,9 Prozent, lautet die Bilanz für 2016, 2015 und 2014. Man muss bis zum Jahr 2013 zurückgehen, um das letzte gute Aktienfondsjahr zu finden. Damals wuchsen aktiv verwaltete Aktienfonds um knapp sieben Prozent.
Bei Mischfonds sieht es in diesem Jahr ebenfalls deutlich besser aus als 2016. Seinerzeit lag das Wachstum der Aktien-Renten-Fonds bei mickrigen 3,4 Prozent. In diesem Jahr wachsen die Zuflüsse wieder dynamischer, nämlich um 10,2 Prozent in den ersten zehn Monaten. Nicht auszuschließen, dass 2017 das Niveau des Jahres 2015 erreicht werden könnte.
Alternative Fonds: Der Stoff aus dem Anlegerträume gemacht sind
Alternative Fonds waren in den Jahren 2013 bis 2015 die Stars der Fondsbranche. Das erstaunt nicht, da die so genannten Hedgefonds light schwerlich von passiven Produkten angegriffen werden können. Den regulierten Hedgefonds im Fondsmantel fehlt also schlicht die Konkurrenz der Indexfonds. Hinzu kommt die schon sprichwörtliche Risikoaversion der Anleger: An dieser Stelle kommt die Verheißung dieser Produkte ins Spiel, die Verlustrisiken zu minimieren und zugleich von steigenden Märkten profitieren zu können. Diese Verlockung war bei Long-Short-Rentenfonds in den vergangenen Jahren besonders groß angesichts des extrem niedrigen Zinsniveaus.
Im vergangenen Jahr sackte das Tempo der Zuflüsse in alternative Fonds indes deutlich ab – einige Blockbuster-Produkte wie die Standard Life Strategie Global Absolute Return Strategies („GARS“) schwächelten, und Kategorie weit schwächelten Long-Short-Bond-Fonds. Am Ende stand ein recht niedriges Wachstum von 11,4 Prozent auf der Habenseite. In diesem Jahr läuft haben die Mittelzuflüsse bei alternativen Fonds wieder deutlich an Dynamik gewonnen. Alternative Fonds wuchsen bisher um 10,9 Prozent, sodass 2017 auch hier ein ordentliches Jahr werden dürfte.
Tabelle: Die Wachstumsraten nach Asset Klasse zwischen 2012 und heute
Welche Fondskategorien sich 2017 erholt haben
Der Erdrutsch 2016 traf bei aktiven Fonds etliche großen Fondskategorien. Vor allem Aktien Standardwerte Europa ex UK erwischte es heftig. Sie büßten 2016 knapp 14 Prozent des zu Jahresanfang gemessenen Fondsvermögens durch die Rückgabe von Anteilsscheinen ein. Euro-Rentenfonds brachen um 13 Prozent ein, Japan-Standardwertefonds um 12,7 Prozent und das europäische Standardwertefonds verloren gut zwölf Prozent ihrer Assets durch Abflüsse. Das hat sich in diesem Jahr bei diesen Kategorien geändert. Aus den negativen Vorzeichen sind oft Zuflüsse geworden, oder aber das Tempo der Abflüsse hat deutlich abgenommen. (Eine Ausnahme sind Fonds der Kategorie Aktien USA Standardwerte. Hier ist die Absatzbilanz nicht nur negativ, sondern das Tempo der Abflüsse hat auch in diesem Jahr abgenommen. Gut möglich, dass die schwache Bilanz aktiv verwalteter Fonds einen nachhaltigen Eindruck bei Anlegern hinterlassen hat, die mit ETFs, von denen viele weniger als zehn Basispunkte an Gebühren aufweisen, eine überzeugende Anlagealternative haben.)
Tabelle: Die Verlierer des Jahres 2016 stehen heute besser da
Ähnlich positiv fällt die Bilanz der größten Fondskategorien aus. Bei sechs von zehn ist die Absatzdynamik in diesem Jahr deutlich größer als im Vorjahr. So wuchsen aktiv verwaltete global investierende Standardwertefonds 2017 um knapp fünf Prozent gegenüber 1,7 Prozent 2016. Flexible Mischfonds legten um 17,8 Prozent gegenüber 11,1 Prozent 2016 zu. Das auf Zuflüsse basierende Asset-Wachstum lag bei aktiven Schwellenländer-Rentenfonds sogar knapp 20 Punkte über dem Vorjahresniveau. Und wohlgemerkt: Das Jahr ist noch nicht zu Ende.
Tabelle: Das organische Wachstum der größten Fondskategorien
Fazit: Totgesagte leben länger
Das Fazit unserer kleinen Umschau lautet also: Totgesagte leben länger. Aktiv verwaltete Fonds erleben in diesem Jahr ein Comeback, der nicht unbedingt zu erwarten war. Hierbei dürfte zweifellos die bessere relative Performance in diesem Jahr in vielen Kategorien beigetragen haben, wobei wir derartige kurzfristige Bilanzstichtage nicht für sonderlich aussagekräftig halten.
Interessanterweise, und das ist vermutlich wichtiger als der bloße Performance-Erfolg: Der Newsflow hat sich für aktive Manager deutlich verbessert. Über die Gründe lässt sich trefflich spekulieren: Vielleicht hat ja das Negativmarketing der aktiven Manager dazu geführt, dass Anleger bei ETFs vorsichtiger geworden sind? (Das wäre bedauerlich, weil es bedeuten würde, dass Anleger aus den falschen Gründen auf aktiv verwaltete Produkte setzen). Möglicherweise hat aber auch die Entscheidung einiger, leider nur weniger, aktiver Manager wie Fidelity oder AGI, das Underperformance-Risiko nicht nur auf den Anleger zu verlagern, gefruchtet? Knallharte Fakten hinter derartigen Trendwechseln zu verorten, ist immer schwer, aber es spricht dafür, dass sich 2017 einige kleine Bausteine für aktiv verwaltete Fonds zu einer Brandschutzmauer aufgetürmt haben.