In unserer Serie zu neuen Fonds geht es um die Frage, wer welche Fonds im ersten Halbjahr 2017 in Europa auf den Markt gebracht hat. Im ersten Teil haben wir eine erste grobe Übersicht gegeben. Im zweiten Teil untersuchen wir, in welchen Asset-Klassen und Fondskategorien die Fondsanbieter in Europa 2017 im ersten Halbjahr neue Produkte auf den Markt gebracht haben.
Blicken wir auf die Neuauflage nach Asset-Klassen bzw. nach Grossgruppen, fällt bereits auf den ersten Blick die grosse Bedeutung von Mischfonds auf. Es kamen 397 Mischfonds auf den Markt. Keine andere Asset-Klasse bzw. Grosskategorie sah eine höhere Anzahl an Neuauflagen. Es folgen Aktienfonds mit 355 Neuauflagen und Bond-Fonds mit 267 neuen Produkten. Zwischen Januar und Juni kamen 118 alternative Fonds auf den Markt, Fonds also, die Hedgefonds-ähnlich Strategien anwenden, aber der Fonds-Regulierung in Europa unterliegen. Es handelt also auch hier um Sondervermögen.
Tabelle: Die neuen Produkte nach Asset-Klasse
Wir differenzieren nun nach aktiv verwalteten und passiven Fonds nach Asset-Klasse bzw. Grossgruppe. Die untere Übersicht zeigt, dass Mischfonds für viele aktive Manager der Hoffnungsträger und für einige auch ein sehr einträgliches Geschäft sind. 396 Mischfonds kamen im ersten Halbjahr auf den Markt, in denen Ende Juni bereits gut 30 Milliarden Euro investiert waren. Das sind rund 76 Millionen Euro pro Fonds und deutlich weniger als neue aktive Aktien- oder Rentenfonds auf die Waage bringen. Allerdings machen die 30,2 Milliarden Euro immerhin knapp 30 Prozent am verwalteten Vermögen der neuen aktiven Fonds aus. Das ist deutlich mehr als der Marktanteil von Mischfonds am europäischen Fondsmarkt von rund 17 Prozent. Das zeigt, dass die Nachfrage zwar auf Kundenseite vorhanden ist, allerdings deutet die grosse Zahl der Neuauflagen an, dass längst nicht alle Anbieter die Mischfonds-Bonanza-Stimmung in klingende Münze umwandeln können.
Unsere Auswertung zeigt auch, dass Mischfonds mit durchschnittlichen Kosten von 1,47 Prozent pro Jahr recht hohe Gebühren aufweisen. Zusätzlich erheben die Anbieter oft eine erfolgsabhängige Gebühr. Im Schnitt fällt bei 134 Mischfonds, die eine Performance Fee aufweisen, im Erfolgsfall 14,1 Prozent der Outperformance an.
Mischfonds und alternative Produkte: Die Domäne der aktiven Asset Manager
Mit zehn Prozent liegt der Anteil alternativer Fonds am Neugeschäft fast doppelt so hoch wie der Marktanteil alternativer Fonds am Markt. Alternative Fonds kosten im Schnitt 1,23 Prozent an laufenden Gebühren. Das ist viel, bedenkt man, dass diese Produkte typischerweise eine Cash-Benchmark haben. Hinzu kommen Performance-abhängige Gebühren, die bei gut der Hälfte der alternativen Produkte erhoben werden - bei Mischfonds liegt die Quote bei rund einem Drittel.
Der Marktanteil von aktiven Aktienfonds am verwalteten Vermögen der zwischen Januar und Juni aufgelegten Fonds lag dageben bei nur 15 Prozent. Das ist deutlich weniger als der Marktanteil am Bestandsvermögen aller Aktienfonds am Markt, der bei rund 42 Prozent liegt. Im Schnitt kosten die neuen aktiv verwalteten Aktienfonds 1,16 Prozent. Das klingt nach günstigen Gebühren, allerdings ist zu beachten, dass in der Gesamtheit der Produkte auch institutionelle Fonds enthalten sind, die sehr viel günstiger sind als aktiv gemanagte Produkte für den Retail-Anleger. Insgesamt weisen 61 Aktienfonds eine Erfolgsgebühr auf, die im Schnitt bei 15 Prozent liegt.
Die neu aufgelegten aktiv verwalteten Rentenfonds kommen auf einen Anteil von rund 35 Prozent am Vermögen aller neuen aktiv verwalteten Fonds, was über dem Marktanteil von rund 31 Prozent am gesamten Publikumsfondsvermögen europaweit liegt. Rentenfonds spielen also ungeachtet des Niedrigzinsumfelds eine wichtige Rolle im Vertrieb. Die neuen Bondfonds kosten im Schnitt 0,77 Prozent. 41 Rentenfonds erheben eine Erfolgsgebühr von durchschnittlich knapp 16 Prozent.
Diese Zahlen verdeutlichen einmal mehr, dass Mischfonds und alternative Fonds die Domäne aktiver Asset Manager bleiben - und deren Brot-und-Butter-Geschäft sind. Wie die durchschnittlichen Gebühren zeigen, handelt es sich hier um hochmargige Produkte, die überwiegend im hochmargigen Privatkundengeschäft vertrieben werden.
Es lässt sich an den Zahlen zu neuen Fonds auch ablesen, dass Aktienfonds deutlich an Bedeutung verlieren. Rentenfonds halten sich dagegen recht stabil, während Mischfonds und alternative Produkte die Wachstumssegmente in Europa darstellen.
Tabelle: Die neuen aktiv verwalteten Fonds am Markt
Kommen wir nun zum anderen Teil des Markts - zu den neuen Indexfonds 2017. Sie waren - wenig überraschend – deutlich günstiger. Bei Indexfonds dominieren Aktienfonds nach wie vor zahlenmässig das Neugeschäft. Ungeachtet der steigenden Nachfrage nach Rentenprodukten ist der Indexfondsmarkt nach wie vor ein aktienorientierter, was angesichts der Komplexität der Abbildung von Rentenindizes nicht verwundert.
Allerdings gibt die Dominanz von neuen Aktien-Indexfonds nach Fondsvermögen ein schiefes Bild wider: Sie geht auf drei neue institutionelle Indexfonds aus dem Hause BlackRock zurück, die auf ein Vermögen von insgesamt 18,3 Milliarden Euro kommen. Bereinigt man die Zahlen um diese drei Produkte, sind die durchschnittlichen Vermögen von Aktien- und Renten-Indexfonds nicht ganz so weit voneinander entfernt.
Dass passive Rentenfonds recht hohe Kosten aufweisen, liegt an den überdurchschnittlich teuren nicht-börsennotierten Indexprodukten. Neue Bond-ETFs kommen auf durchschnittliche Kosten von nur 0,26 Prozent. Wir hatten bereits berichtet, dass ETFs in vielen Kategorien Kostenvorteile gegenüber passiven, nichtbörsennotierten Fonds aufweisen.
Zu beachten ist, dass sich hinter der Rubrik „Alternatives“ bei Indexfonds fast ausschliesslich gehebelte Rohstoff-ETCs verbergen und nicht Hedgefonds-ähnliche Produkte (von denen es durchaus einige am Markt für Indexfonds gibt).
Tabelle: Die neuen Indexfonds am Markt
Im dritten Teil der Auswertung blicken wir auf die neuen Fonds im Spiegel der Morningstar Kategorien. Insgesamt verteilen sich die gut 1.260 neuen Fonds auf 201 Fondskategorien, es gibt also viel zu tun! Lesen Sie hier weiter.