Anleger in Europa zeigen aktiv verwalteten Aktienfonds zunehmend die Rote Karte und greifen dafür bei passiven Produkten zu. Dieser Trend besteht seit gut einem Jahr. Während aktiv verwaltete Aktienfonds in den meisten Monaten eine negative Absatzbilanz europaweit verbuchen mussten, hielten sich ETFs und andere (nichtbörsenkotierte) Indexfonds zumeist stabil über der Nulllinie. Dies geht aus der unteren Grafik hervor, welche die monatlichen Nettomittelflüsse seit Januar 2014 (in Euro) nach dem Aktiv-Passiv-Schisma darstellt.
Grafik: Aktiv verwaltete Aktienfonds kämpfen mit hohen Abflüssen
Besonders viel Aufsehen dürften die jüngsten Zahlen erregen. Wie die obere Grafik zeigt, rauschte der Absatz der „Aktiven“ im August in die Tiefe. Knapp 22 Milliarden Euro flossen aus aktiv verwalteten Aktienfonds ab. Mehr Geld floss aus aktiv verwalteten Aktienfonds nur im Januar 2008 ab. Auch im Horrormonat August 2011 lagen die Abflüsse – zumindest etwas – unter dem Niveau des vergangenen Monats.
Wir werden in den kommenden Wochen näher auf die Ursachen der Abflüsse eingehen. Warum können Anleger unabhängig von der Richtung der Märkte immer weniger mit aktiv verwalteten Aktienfonds anfangen? Warum streben sie auch bei Marktkorrekturen hin zu passiven Investments, obwohl diese doch von Profiinvestoren häufig als taktische Tools genutzt werden? Wer hat von dem Passiv-Trend profitiert, wer hat darunter gelitten? Wo gab es Abweichungen von diesem Trend?
Schwellenländer-Aktienfonds sind nach wie vor out
Diesen Fragen wollen wir in nächsten Wochen nachgehen. Zunächst wollen wir uns die dramatischen August-Zahlen etwas näher ansehen. Schwellenländer-Aktienfonds, vor allem solche mit Anlageschwerpunkt Asien, mussten hohe Abflüsse hinnehmen. Hier dürften die Hiobsbotschaften um das sich abschwächende Wachstum in China sowie die Kursverluste an den fernöstlichen Märkten als Ursachen herhalten.
Die Kategorie mit den höchsten Abflüssen, nämlich 7,95 Milliarden Euro, waren im August jedoch global anlegende Aktienfonds. Davon entfielen rund 7,8 Milliarden Euro auf den deutschen Anlagefonds UniGlobal der genossenschaftlichen Gesellschaft Union Investment. Grund war, dass dieser Fonds per Anfang August in grossem Still aus den Riester-Renten-Portfolios der Kunden von Union Investment entfernt wurde. Hintergrund: Die Gesellschaft hat ihre staatliche geförderte Altersvorsorge umgestellt. Die Bestände des UniGlobal wurden per Opting-out-Regelung überwiegend in den UniGlobal Vorsorge umgeschichtet. Es handelt sich bei Letzterem um einen Trendfolger-Fonds, der die Verluste bei Kurskorrekturen an den Aktienmärkten stärker mindern soll, als das bei dem in der Regel voll investierten UniGlobal möglich wäre.
Den "Sonderfaktor" UniGlobal nicht überbewerten
Den UniGlobal Vorsorge, den Union Investment als Aktienfonds verstanden wissen will, kategorisieren wir jedoch als ausgewogenen Mischfonds ein. Mit der Folge, dass Mischfonds im August einen massiven Schub bekamen – rund 7,9 Milliarden Euro – während Aktienfonds die Assets des UniGlobal verloren gingen. Das sollte man in Rechnung stellen, wenn man die Dimension der Abflüsse ergründen will.
Allerdings muss man diesen Transfer aber nicht unbedingt als „Sonderfaktor“ unter den Tisch fallen lassen. Denn die Abflüsse aus dem Aktienfonds UniGlobal waren real, und sie könnten zur Folge haben, dass Riester-Anleger von Union Investment per Saldo weniger stark in Aktien investiert sein werden, als es unter den „alten“ Bedingungen der Fall gewesen wäre. In den Riester-Depots von Union Investment könnte es also künftig weniger „aktien-konform“ zugehen. Die Risikoaversion macht sich also auch hier breit, und es ist im Ergebnis einerlei, ob der Ausschlag dazu ein Trendfolgesystem gibt oder nicht.
Fakt ist, dass Anleger in diesen Zeiten weniger denn je auf aktives Management setzen. Auch wenn man den Union-Investment-Faktor aussen vor lässt, wurden immer noch rund 15 Miliarden Euro aus aktiv verwalteten Aktienfonds europaweit abgezogen.
Zur Erinnerung: Die Schere zwischen dem Absatz von aktiven und passiven Fonds tat sich überwiegend in einer Zeit auf, in der die Aktienmärkte nach oben strebten. Aktienfondsanleger haben sich von ihren Produkten also in guten Zeiten verabschiedet, und nicht im Zuge einer „Panikreaktion“ auf vorangegangene Marktkorrekturen. Spiegelbildlich haben mehr oder weniger konstant auf Indexfonds gesetzt. Das ist Erklärungsbedürftig.
In der nächsten Woche werfen wir einen näheren Blick auf die Gewinner und Verlierer auf Ebene der Anbieter, der Kategorien und der Einzelfonds.