Bis Mitte Mai war die Welt nicht nur für viele chinesische Privatanleger in Ordnung. Das A-Aktiensegment der auf dem chinesischen Festland notierten Unternehmen eilte von Kurshoch zu Kurshoch. Doch dann kam die massive Korrektur, die Aktien, die an den chinesischen Festlandsbörsen in Shenzhen und Shanghai notiert sind, brachen bis zu 30 Prozent ein -- innerhalb weniger Wochen. Das hat naturgemäß die Preise der Fonds für China-A-Aktien belastet, die inzwischen derart zahlreich sind, dass wir eine Kategorie für diese Fonds geschaffen haben.
Auch Schwellenländerfonds haben in den vergangenen Wochen geschwächelt. Das bringt uns zur Frage, wie es regional anlegende Asien-Aktienfonds und global investierende Schwellenländeraktienfonds es mit A-Aktien halten. Für diese Schwellenländer-Fonds sind A-Shares nicht das natürliche Habitat. Globale Benchmarks von MSCI oder FTSE lassen das A-Aktiensegment derzeit außen vor; vor allem, weil dieser Markt nach wie vor nicht den Anforderungen der Indexanbieter entspricht.
Wir haben unsere Datenbank Morningstar Direct angeschmissen und nachgesehen, in welchem Maße A-Aktien dort gewichtet sind, wo sie nicht zwangsläufig angefunden werden müssten. Danach haben wir die Manager der Fonds mit den höchsten A-Aktien Gewichtungen befragt, wie sie es nach dem Crash mit diesem Segment halten, in dem vor allem Privatanleger aus China investieren und in dem -- zumindest bis Juni dieses Jahres -- eine Art Bonanza-Stimmung herrschte.
Ashmore-Nebenwerte Fonds in hohem Maße dabei
Doch kommen wir zunächst zu den Gewichtungen in Fonds außerhalb der Morningstar Kategorien für China-Aktien (die natürlich nicht anders können, als in China-Aktien zu investieren!). Die untere Tabelle ist nach dem Gewicht von A-Aktien per Ende Mai sortiert. Das mit Abstand höchste Gewicht weist der Ashmore SICAV Emerging Global Small Cap Equity auf. Es handelt sich um einen der wenigen Nebenwerte-Fonds für Schwellenländer-Aktien. Er war per Ende Mai zu gut 16% in China-Aktien investiert. Das war nicht immer so. dieser Fonds weist laut unseren Daten erst per Ende März 2014 ein nennenswertes Gewicht im A-Segment auf. Parallel zu den im Verlauf des vierten Quartals 2014 rasant steigenden Kursen erhöhte sich das Gewicht dieser Aktien entsprechend. Im Juni sackte auch infolge der Korrektur der A-Anteil auf 12,6% ab.
Unter den hierzulande bekannteren Produkten hält der global anlegende Schwellenländerfonds Carmignac Emergents mit gut 9% A-Aktien eine substanzielle Off-Benchmark Position. Auch dieser Fonds ist ein Newcomer im Segment für chinesische Inlandsaktien. Er begann erst im November 2014 dort zu investieren. Die A-Aktienquote stieg im global anlegenden Carmignac-Schwellenländerfonds von 2,7% Ende November 2014 auf 8,1% einen Monat später. Zeitweilig lag der Anteil im März dieses Jahres bei 11,7%. Danach haben die Carmignac-Manager den Anteil – noch vor der Korrektur -- reduziert.
Auch Robeco setzt auf das Segment für lokale China-Aktien. Die global anlegenden Robeco Emerging Markets Equities und Robeco Emerging Stars Equities waren per Ende Mai zu 8,5% bzw. 6,5% dort investiert. Beide Fonds sind bereits seit 2012 bzw. 2013 im A-Aktien-Segment „dabei“, wenn auch zunächst nur in deutlich geringerem Maße als heute.
Auch Regionen-Fonds von Pictet, Baring und Robeco halten A-Aktien
Mit dem Pictet Asien Equities ex Japan, Baring Eastern, Fidelity South East Asia und Robeco Asia Pacific Equities finden sich einige regional anlegende Asien-Fonds, die sich außerhalb der Spielwiese der MSCI-Benchmarks tummeln. Insbesondere der Pictet Fonds hat eine lange Historie als Anleger im A-Segment, zeitweilig sogar in substanziellem Ausmaß. Ende 2012 waren sogar knapp 10% der Fondsgelder in chinesischen Festlands-Aktien investiert, ein Tick mehr als es dem heutigen Niveau entspricht.
Allerdings nimmt das A-Aktiengewicht bei globalen und regionalen Schwellenländerfonds doch recht schnell überschaubare Ausmaße an. Bereits beim Fidelity South East Asia ist man bei einer Quote von überschaubaren 4,3% A-Aktien-Quote angelangt. Aufsehen erregend ist allenfalls, dass zwei global anlegende Investec-Fonds (zu deren Kategorie-Indizes nicht einmal Schwellenländer-Aktien gehören, geschweige denn China A-Aktien!) in diesem Segment investieren.
Unser Zwischenfazit: A-Aktien sind für viele Fonds noch ein neues Spielfeld, und heute fristen diese Aktien in den Fonds allenfalls ein Schattendasein. Der bittere Kelch der jüngsten Korrektur ist also an den meisten europäischen Investoren in Emerging Markets Fonds vorbeigegangen sein – wie auch der rasante Kursanstieg dieser Aktien zwischen September 2014 und Ende Mai 2015. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die chinesischen Behörden erst in den letzten Jahren angefangen haben, ausländischen Anlegern im Rahmen eines Systems limitierter Quoten den Zugang zu den Börsen Shenzhen und Shanghai zu ermöglichen.
A-Aktien: Ein Randphänomen, das keins bleiben wird
Das dürfte sich in den kommenden Jahren ändern. Indexanbieter wie MSCI haben bereits klar zu erkennen gegeben, dass sie in nächster Zeit chinesischen Festlandsaktien den Zugang zu ihren globalen und regionalen Benchmarks ermöglichen könnten. Der Indexanbieter MSCI hat jüngst sogar eine recht anschauliche Simulation dazu veröffentlicht (lesen Sie hier weiter).
Es ist denkbar, dass regionale und auch globale Schwellenländer-Benchmarks in wenigen Jahren von China-Aktien regelrecht dominiert werden. Dann werden Aufstieg oder Fall von A-Shares nicht spurlos an ausländischen Fonds-Investoren vorbeigehen, wie es dieses Mal der Fall gewesen ist.
Tabelle: Welche Schwellenländer-Fonds in China A-Aktien investieren
Wie schätzen die Manager von global und regional anlegenden Aktienfonds den Crash am A-Aktien-Segment ein – und wie halten sie es künftig mit diesem heißen Segment? Wir haben eine Umfrage unter Fondsmanagern unternommen, die per Ende Mai substantiell am lokalen chinesischen Markt investiert waren, darunter befinden sich etliche der in der oberen Tabelle aufgeführten Fonds. Lesen Sie hier die Antworten der Fondsmanager.