Anleger verkaufen Obligationenfonds auf breiter Front

Schwellenländer-Fonds kämpfen unverändert mit hohen Rückgaben. Mischfonds und alternative Vehikel mit Zuflüssen. Der Morningstar-Fondsabsatzbericht.

Ali Masarwah 01.10.2013
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Die Fondsbranche hat im August erneut Abflüsse aus langfristigen Anlageprodukten hinnehmen müssen. Die Korrektur bei Bonds war das dominierende Thema an den Kapitalmärkten bis weit in den September hinein: Die Renditen der zehnjährigen US-Staatsobligationen kratzten Anfang September an der Drei-Prozent-Marke. Noch im Mai hatten sie deutlich unterhalb der Zwei-Prozent-Marke verharrt.

Das bewirkte eine rapide Verschlechterung der Anlegerstimmung für Schwellenländer, die im August neben flexiblen US- und globalen Bond-Fonds unter hohen Rückgaben litten.

Wie aus den jüngsten paneuropäischen Fondsabsatzdaten von Morningstar für den Monat August hervorgeht, flossen 9,93 Milliarden Euro aus Obligationenfonds. Damit erwiesen sich die Zuflüsse im Vormonat Juli nur als Zwischenerholung. Aktienfonds verbuchten mit einem Minus von 683 Millionen Euro demgegenüber relativ geringe Abflüsse. Von der Unsicherheit der Anleger profitierten vor allem gemischte Anlagefonds. Sie verbuchten solide Zuflüsse von netto 4,31 Milliarden Euro. Auch alternative Fonds, die hedgefondsähnliche Strategien verfolgen waren im August gefragt.

Tabelle: Fondsabsatz im August nach Asset-Klassen

Quelle der Tabellen: Morningstar Direct

Auch der sichere Hafen der Geldmarktfonds wurde angesteuert. Diese kurzfristigen Produkte beendeten eine viermonatige negative Phase und sammelten im August 7,85 Milliarden Euro ein.

Wie reagieren Anleger auf das "Nicht-Tapering" der Fed 

Eine spannende Frage dürfte sein, ob die Erklärung der US-Notenbank vom 18. September, nun doch nicht kurzfristig die Anleihekäufe im Volumen von 85 Milliarden US-Dollar monatlich zu drosseln, eine wesentlich Änderung des Anlegerverhaltens bedingen wird. Wir dürfen auf die September-Zahlen, die in der dritten Oktoberwoche zur Veröffentlichung anstehen, gespannt sein!

Doch kommen wir nun zu den Details der August-Absatzzahlen. Die ungeliebten Fondskategorien illustrieren das Ausmaß des Stimmungsumschwungs unter Anlegern: Sechs der zehn Morningstar-Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen betreffen Schwellenländerfonds. Vor allem Fonds für Schwellenländer-Bonds, sowohl solche, die auf Hartwährungen lauten als auch Fonds für lokale Währungen, mussten hohe Abflüsse hinnehmen. Sie wurden ebenso verkauft wie diverse Schwellenländer-Aktienfondskategorien.

Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im August

US-Dollar-Rentenfonds waren ein weiteres, prominentes Opfer des Renditeanstiegs in den USA. Diese Morningstar-Kategorie verzeichnete die höchsten Abflüsse von allen Fondsgruppen im August. Die unverändert hohen Abflüsse aus dem PIMCO Total Return Bond Fund legen Zeugnis über die Turbulenzen am US-Bond-Markt ab. Das von Fondsmanager Bill Gross verantwortete Flaggschiff-Produkt büßte bis Ende August knapp 20 Prozent des zu Jahresanfang gemessenen Vermögens infolge von Mittelabflüssen ein. Hinzu kommen auch absolute Performance-Verluste: Der PIMCO-Fonds verlor per Ende August in diesem Jahr auf Eurobasis 4.1 Prozent und lag damit sowohl hinter der Benchmark als auch hinter der Vergleichsgruppe der flexiblen US-Rentenfonds.

Stehen Europaaktien vor dem Comeback?

Spiegelbildlich zählten – und das ist ein sehr neues Phänomen – Aktienfonds für europäische Standardwerte zu den Profiteuren der Abflüsse aus Schwellenländern. Auch Euro-Aktienfonds profitierten. Die hohen Zuflüsse in flexible Mischfonds, Dividendenaktienfonds und global investierende Aktienfonds für Standardwerte waren indes kein neues Bild. Hier wurden vielmehr die seit längerer Zeit zu beobachtenden Trends bestätigt.

Tabelle: Die im August favorisierten Fondskategorien 

Auf der Einzelfondsebene, bei den großen Fonds am Markt, manifestiert sich ebenfalls das große Bild: flexible US- und globale Rentenfonds zählten im August zu den Verlierern. Neben dem PIMCO Total Return Bond erwischte es die beiden Mega-Rentenfonds von Franklin Templeton. Der Templeton Global Bond und Templeton Global Total Return mussten Nettomittelabflüsse von 532 Millionen bzw. 640 Millionen Euro hinnehmen. Auch der Mischfonds Carmignac Patrimoine zählte mit Mittelabflüssen von 295 Millionen Euro zu den Verlierern. Einen nennenswerten positiven Nettoabsatz konnte unter den zehn größten Fonds am europäischen Markt nur der Mischfonds M&G Optimal Income Fund verbuchen. 

Tabelle: Die größten Fonds am Markt

 

Den vollständigen Bericht auf Englisch zum Fondsabsatz in Europa können Sie hier nachlesen. 

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich