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iShares darf zugreifen - ETF-Markt was nun?

Die irische Wettbewerbsbehörde sieht keinen Hinderungsgrund für die Übernahme von CS ETF durch iShares. Sind die Ängste vor der Dominanz des Marktführers gerechtfertigt?

Ali Masarwah 10.05.2013
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Die irische Wettebewerbsbehörde hat den im Februar bekannt gegebenen Übernahme-Deal der ETF-Sparte von Credit Suisse durch iShares durchgewunken. Die am 8. Februar bekannt gegebene Transaktion sei genehmigt, da sie den Wettbewerb im ETF-Markt „nicht substanziell“ beeinträchtigen werde, teilte die Behörde am heutigen Freitag mit.

Die Competition Authority in Dublin wird bis zum 8. Juni die Details über die Gründe für das grüne Licht für BlackRock bekanntgeben, doch das ist nur noch eine Formalie. Etliche Beobachter stellen sich nun die Frage, ob die Sorglosigkeit der irischen Behörde begründet ist.

iShares nähert sich der 50-Prozent-Marke

Blicken wir auf den ETF-Markt in Europa: Per Ende April dominierte iShares den ETF-Markt mit einem Anteil von rund 43% am verwalteten Vermögen in börsengehandelten Indexvehikeln. Weit abgeschlagen dahinter folgte erst mit einem Marktanteil von 14,5% die Deutsche Bank. Der einstige „Kronprinz“ des ETF-Markts in Europa (mit unveränderten Ambitionen, seinen einstigen Platz hinter iShares zurückzuerobern), Lyxor, verwaltet 11,5% der Assets in ETFs und lag per Ende April auf Platz drei.

Da die – bald ehemalige – ETF-Sparte von Credit Suisse einen Marktanteil von knapp 5% aufweist, käme iShares nunmehr auf einen Marktanteil von 48,5%. Man könnte also durchaus eine bedenkliche Marktkonzentration konstatieren. Der Herfindahl-Hirschman-Index, ein Maß, das zur Messung der Konzentration einer Branche verwendet wird, zeigt für die ETF-Branche durchaus eine „Kopflastigkeit“, sprich: sie ist hoch konzentriert. 

Argumente gegen einen "Durchmarsch" gibt es genügend

Doch es gibt auch Gründe, die gegen einen „Durchmarsch“ von iShares sprechen: Zum einen kommen nach wie vor immer mehr Wettbewerber auf den europäischen Markt, und sie bringen Produkte mit, die den Nerv der Anleger treffen. Jüngst wagte First Trust, der elftgrößte ETF-Anbieter in den USA, den Sprung nach Europa und listete 3 Smart-Beta-Produkte auf Schwellenländer-, US- und britische Aktien-Indizes. Auch bereits am Markt befindliche Anbieter warten mit Produktinnovationen auf - jüngst legte etwa State Street eine ETF auf inflationsindexierte Emerging-Markets-Anleihen auf.

Ist es also wirklich so schwer, in den Markt einzusteigen, wie es der hohe iShares-Marktanteil vermuten lässt? Ja und nein. Natürlich erfordert es ein hohes Maße an Expertise, das ETF-Geschäft zu betreiben. Nicht ohne Grund trifft man bei fast allen ETF-Anbietern Mitglieder der Kernmannschaft der einstigen Tochter der HypoVereinsbank Indexchange AG an, die sich Anfang des Jahrtausends anschickte, die Branche der aktiven Asset Managern vom unscheinbaren Finanzstandort München aus aufzumischen. Einerseits.

Andererseits verzeichnet die Branche derzeit immense Effizienzsteigerungen, vor allem im Daten- bzw Indexgeschäft. Diese Effizienzgewinne äußern sich vor allem in immer weiter sinkenden Indexkosten. Die Hürden für einen Markteintritt werden also gleichzeitig niedriger. 

Ist der Brand alles? Bei den ETFs der Zukunft wohl nicht

Anbieter, die nicht unbedingt auf die großen Brands setzen, könnten Mängel bei der Bekanntheit durch günstige Kosten kompensieren. Sinkende Kosten verschaffen wiederum solchen Anlegern einen sehr kostengünstigen Zugang zum Kapitalmarkt, die nicht unbedingt eine bekannte Marke brauchen. Wir haben mehrfach in der Vergangenheit über den langsamen, aber dennoch stetigen Preisrutsch für Indexlizenzen berichtet. In den USA haben Vanguard und State Street bereits gezeigt, dass die Dominanz des Platzhirschen schnell erodieren kann! 

Zudem sollte man jenseits der großen Zukunftstrends in der Indexfondsbranche auch auf die Mikroebene schauen, nämlich darauf, worum es im Einzelnen geht. Mit der Übernahme der Credit-Suisse-ETF-Sparte zielt iShares vor allem darauf ab, seine Präsenz in der Schweiz zu stärken. Es geht bei der Übernahme also weniger um „den europäischen Markt“, sondern bestenfalls um eine Mittelmacht, die zwar umkämpft ist, die aber nicht unbedingt eine skalierbare Größe darstellt  - die Schweiz zählt nicht zum paneuropäischen UCITS-Markt und eignet sich insofern nur begrenzt als Sprungbrett in andere Fonds-Jursidiktionen.

Nicht zuletzt illustriert die Begleiterscheinung der angekündigten Übernahme, wie riskant die Übernahme eines ETF-Anbieters ist, der in einer sehr speziellen Konzernumgebung beheimatet war: Die gut 800 Millionen Euro an Abflüssen aus Credit-Suisse-ETFs in diesem Jahr verdeutlichen, wie flüchtig das Indexfondsgeschäft sein kann. Seitdem ruchbar wurde, dass sich die Schweizer von ihrem ETF-Geschäft trennen werden, ist ein stetiger Aderlass zu verzeichnen, der nach wie vor anhält. Auch ein mit allen Wassern gewaschener Marktführer könnte sich deshalb angesichts der hohen Umschlagfrequenz von ETFs in Anlegerportfolios in die Defensive gedrängt sehen.

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich